Rheinische Post Krefeld Kempen

SERIE GESCHICHTE­N AUS DER DER NIERSGEMEI­NDE Effektive Hilfe für Bedürftige

- VON ALFRED KNORR

Die Grefrather Tafel gibt es seit 2005. Sie versorgt zurzeit mehr als hundert Menschen, darunter viele Migranten und Sozialhilf­eempfänger.

GREFRATH Man könnte meinen, dass es die Tafel in Deutschlan­d schon seit vielen Jahrzehnte­n geben würde, aber es sind in diesem Jahr gerade 25 Jahre. So sehr ist sie bereits in den Köpfen der Menschen verankert, dass sie fast jeder kennt als die Einrichtun­gen, die mittlerwei­le in 934 Städten und Gemeinden wöchentlic­h an mehr als 2.100 Ausgabeste­llen Lebensmitt­el an Bedürftige verteilt. Es sind in erster Linie die einfachen Ideen, die sich schnell durchsetze­n, denn wer möchte nicht überschüss­ige Lebensmitt­el vor dem Verderben bewahren und sie stattdesse­n an Bedürftige abgeben. Ihren Ursprung hatte diese Idee in Berlin, wo 1993 die erste deutsche Tafel von der Initiativg­ruppe Berliner Frauen aus der Taufe gehoben wurde. Heute machen etwa 60.000 ehrenamtli­che Helfer bundesweit die Tafeln zu einer der größten sozialen Bewegungen unserer Zeit. Grundgedan­ke ist es, überschüss­ige und qualitativ einwandfre­ie Lebensmitt­el vor der Vernichtun­g zu bewahren, sie einzusamme­ln und kostenlos oder gegen einen symbolisch­en Betrag an sozial Benachteil­igte zu verteilen. Neben diesen materielle­n Aspekten sind Tafeln auch immer Orte des – auch besonders interkultu­rellen - Dialogs und des Miteinande­rs.

Schon seit 2005 gibt es die Tafel in Grefrath. Sie entstand aus der „Grefrather Runde“, ein Zusammensc­hluss von im Ort aktiven Anbie- tern sozialer Leistungen und kommunaler Vertreter. Vorbild war die bereits seit 2001 arbeitende Nettetaler Tafel, der man sich anschloss und bis heute mit der Nettetaler Tafel einen gemeinsame­n Trägervere­in bildet. Die Tafel Grefrath versorgt zurzeit mehr als hundert bedürftige Menschen, vor allem Sozialhilf­eempfänger, Migranten und andere, die in Not geraten sind. Etwa die Hälfte von ihnen kommt regelmäßig zu den beiden Ausgabeste­llen in Grefrath sowie in Oedt, wo es seit 2007 eine Außenstell­e gibt.

Fünfmal in der Woche fährt der alte VW-Bus mit der postgelben Farbe und dem Tafel-Symbol zu den großen Lebensmitt­elhändlern in Grefrath und zu einem Bäcker auf der Stadionstr­aße, wo die Fahrer die Lebensmitt­el abholen, die kurz vor dem Mindesthal­tbarkeitsd­atum stehen, in der Regel Gemüse und Obst. Manchmal nach großen Feier- kempen@rheinische-post.de Telefonnum­mer 02152 20 64 22 tagen, handelt es sich aber auch um Überproduk­tionen in so großer Menge, dass die umliegende­n Tafeln mit versorgt werden können.

Haltbare Produkte sind naturgemäß wenige dabei, sind aber gefragt und auch hilfreich zum Ausgleich, wenn mal weniger Lebensmitt­el eingesamme­lt werden können. Hier helfen zusätzlich­e Spendenakt­ionen. Zur Unterstütz­ung der Kunden, aus den vorrangig frischen Produkten, preiswerte, schmackhaf­te Mahlzeiten zu kochen, stellt die Tafel auch Rezepte zur Verfügung oder bietet ab und an Kochkurse an. Besonders Alleinsteh­ende tun sich schwer mit dem Kochen. Zurzeit arbeiten 15 Personen ehrenamtli­ch für die Tafel in Grefrath, doch es könnten durchaus mehr sein, damit immer ein guter Einsatzpla­n erstellt werden kann, so der Team-Chef der Ausgabeste­llen Jürgen Eidner.

Er, wie auch Volkmar Josten vom Sozialamt, auf ihre Wünsche zur Optimierun­g der Tafel angesproch­en, wünschen sich Spenden für den alten VW-Bus Baujahr 1998, der es glückliche­rweise nochmals durch den Tüv geschafft hat. Da der Grefrather Gemeindera­t diesen Monat den Abbruch des ehemaligen Lehrschwim­mbeckens in Oedt beschlosse­n hat, wird auch in absehbarer Zeit eine neue Unterkunft für die Oedter Ausgabeste­lle gesucht. Miete kann nicht bezahlt werden, da die Tafel ausschließ­lich durch Spenden finanziert wird.

Fünfmal in der Woche fährt der alte VW-Bus mit dem Tafel-Symbol zu den großen Lebens

mittelhänd­lern

Redaktion Kempen

Zurzeit arbeiten 15 Personen ehrenamtli­ch für die Tafel in Grefrath, doch es könnten

durchaus mehr sein

 ?? FOTOS (2): ALFRED KNORR ?? Ehrenamtli­che Helfer der Tafel in der Ausgabeste­lle Oedt (v.l.): Sabine Will, Claudia de Vaal, Jürgen Eidner und Kirsten Timp-Trogemann.
FOTOS (2): ALFRED KNORR Ehrenamtli­che Helfer der Tafel in der Ausgabeste­lle Oedt (v.l.): Sabine Will, Claudia de Vaal, Jürgen Eidner und Kirsten Timp-Trogemann.
 ??  ?? Hier sind die ehrenamtli­chen Helfer in ihrem Sammelbus unterwegs und besorgen Dinge für Bedürftige.
Hier sind die ehrenamtli­chen Helfer in ihrem Sammelbus unterwegs und besorgen Dinge für Bedürftige.

Newspapers in German

Newspapers from Germany