Rheinische Post Krefeld Kempen

Jede Menge Handlungse­mpfehlunge­n

- VON HERIBERT BRINKMANN

Nach einer mehr als vierjährig­en Vorgeschic­hte von „Wohnen im Alter“hat der Stadtrat dem Handlungsk­onzept „Wohnen in Tönisvorst“zugestimmt. Mit Infostände­n auf dem Handwerker­markt hat das Projekt begonnen.

TÖNISVORST Die Wohnungsla­ge in Tönisvorst ist angespannt. Leerstehen­de Mietwohnun­gen gibt es so gut wie keine. Seit Jahren ist der Neubau von öffentlich geförderte­n Wohnprojek­ten eher rückläufig. In den nächsten Jahren werden zudem etliche „Sozialwohn­ungen“aus der Bindungsfr­ist fallen und nicht mehr mietpreisg­ebunden sein. Auf der anderen Seite steigt die Nachfrage nach preiswerte­m Wohnraum stetig an. Dies liegt an der steigenden Zahl ärmerer Menschen sowie der gestiegene­n Zahl von bleibebere­chtigten Flüchtling­en, die auf dem Wohnungsma­rkt mit Wohnraum versorgt werden müssen.

Das alles sind keinen neuen Erkenntnis­se, sondern Ergebnisse jahrelange­r Arbeit am Thema Wohnen im Alter in Tönisvorst. Stand dieses Fazits ist der August 2017. Ende des vergangene­n Jahres hat dann der Stadtrat dieses Papier abgesegnet. Der Arbeitskre­is, der dieses Papier erarbeitet hat, tagt zwar weiter. Zu fragen bleibt aber doch, wie geht es weiter, welche Konsequenz­en werden gezogen und in konkrete Maßnahmen gegossen?

Immerhin spricht das Papier konkrete Handlungse­mpfehlunge­n aus: Es fehlen vor allem kleinere preisgünst­ige Wohnungen bis zu einer Größe von 55 Quadratmet­er für Single-Haushalte sowie preiswerte­r, familienge­rechter Wohnraum für Familien mit mehreren Kindern. Aufgrund des demografis­chen Wandels rechnen die Autoren dieses Papieres mit einem steigenden Bedarf an kleinen kostengüns­tigen Singleoder Paar-Wohnungen.

Was das Wohnen im Alter anbetrifft, gelte es, den Neubau von barrierefr­eien Wohnungen mit einer Wohnfläche von 50 bis 75 Quadratmet­er in zentraler Lage für kleine Haushalte zu fördern.

Bei den über 55-Jährigen können sich 14,6 Prozent der Befragten vorstellen, im Alter in einer Wohnung eines Mehrfamili­enhauses mit Gleichgesi­nnten zu wohnen, lieber noch zusammen mit auch jüngeren Hausbewohn­ern.

Entspreche­nde Wohnprojek­te gibt es in dieser Form in Tönisvorst noch nicht, so dass in Zukunft eine Förderung solcher Wohnformen erfolgen sollte. Ein weiterer Fokus muss, so das „Handlungsk­onzept“, in den kommenden Jahren auf die Schaffung von Wohnungen mit Service gerichtet werden. Nach dem Pflegebeda­rfsplan 2017 des Kreises Viersen gibt es im Stadtgebie­t Tönisvorst 16 Wohnungen (Stand 30. Juni 2016) mit Service, benötigt werden allerdings 170 Wohnungen dieser Art bis zum Jahr 2020 – das sind auch nur noch zwei Jahre Zeit.

Doch eine Agenda ist bisher nicht erkennbar. Nun baut ja die Stadt nicht selber, aber der Stadtrat bestimmt durch seine Planungen und auch durch die Preise bei Grundstück­sverkäufen, wer und was in Tönisvorst gebaut wird. Mehrfamili­enhäuser mit Mietwohnun­gen sind bisher eher die Ausnahme. Stadtplanu­ng bedeutet auch eine Infrastruk­tur mit Spielplätz­en und Kita-Plätzen. Eine vorausscha­uende Planung stellte eine geeignete Nachnutzun­g der bestehende­n Immobilien durch Familien mit Kindern sicher, wenn die „alten Bewohner“aus diesen Häusern weggezogen sind. Viele Senioren, die länger in ihren Immobilien bleiben wollen, brauchen Hilfe bei der Versorgung des Haushaltes, des Gartens und bei technische­n Geräten. Entspreche­nde Strukturen sind bislang nicht ausreichen­d vorhanden. Es gibt also noch viel zu tun.

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