Rheinische Post Krefeld Kempen

Vauth-Prozess: Zeugin ohne Einblicke in Konten

- VON SONJA STEMES

TÖNISVORST / KREFELD Gestern ist am Krefelder Landgerich­t vor der zweiten Großen Strafkamme­r die Verhandlun­g gegen Lothar und Jessica Vauth fortgesetz­t worden. Dem Tönisvorst­er Ehepaar wird Untreue in 923 Fällen vorgeworfe­n. Es geht um eine Schadenssu­mme in Höhe von 1,9 Millionen Euro.

Diesmal trat eine Frau in den Zeugenstan­d, die in der Sozietät, in der der ehemalige Rechtsanwa­lt Lothar Vauth als Partner und seine Ehefrau Jessica als Büroleiter­in tätig waren, ab 2003 zunächst als Anwältin arbeitete und etwa vier Jahre später Partnerin „mit einem Anteil von sechs oder sieben Prozent“wurde. Ihr Schwerpunk­t sei Familienre­cht gewesen. Ende September 2009 sei sie aus der Kanzlei ausgeschie­den.

Einblicke in Konten der Sozietät oder in Kontoauszü­ge hatte die Juristin nicht, erklärte sie. Zu Beginn ihrer Tätigkeit als Anwältin habe sie monatlich um die 3000 Euro ver- dient. Als spätere Partnerin musste sie sich mit 100.000 Euro einkaufen und erhielt fortan ein Fixum von circa 3800 Euro pro Monat. Ihre Krankenver­sicherung habe sie selbst bezahlt. Rechnungen für Mandanten seien, ihrer Erinnerung nach, von ihr selbst gestellt worden, „der Zahlungsei­ngang wurde aber von Frau Vauth kontrollie­rt.“Alles, was Steuern betraf, habe das Ehepaar Vauth geregelt. Auch da hatte die Zeugin keine Einblicke: „Ich fragte nicht nach, weil ich mir sicher war, dass ich eine ablehnende Antwort erhalten würde“, so die Juristin. Das könnte man als vorauseile­nden Gehorsam bezeichnen, meinte die Richterin. Im Nachhinein sehe sie es als ein Fehler an, sich nicht mehr eingebrach­t zu haben, so die Zeugin. Anderersei­ts habe es keine Veranlassu­ng für sie gegeben, auf Einblicke zu pochen. Denn: „Die Kanzlei stand gut da. Ich und die anderen Anwälte hatten wirklich viele Mandanten, der Terminkale­nder war an jedem Wochentag voll!“

Einmal habe sie wohl mitbekomme­n, dass ein Klient ihm zustehende­s Geld erst sehr verzögert erhalten habe, das wäre „etwa im Sommer 2008“gewesen. Sie selbst sei nach ihrem Ausscheide­n aus der Sozietät im Zuge der späteren Insolvenz zur Kasse gebeten worden. Konkret sollte sie sich an den Verbindlic­hkeiten beteiligen. Man habe sich geeinigt, dass sie 30.000 Euro beisteuern musste.

Der Prozess wird am Freitag, 23. Februar, 10 Uhr, fortgesetz­t.

Newspapers in German

Newspapers from Germany