Rheinische Post Krefeld Kempen

Micus wird Koordinato­r gegen Kinderarmu­t

- VON JOACHIM NIESSEN

Der 63-jährige Noch-Jugenddeze­rnent soll ab April helfen, ein gesellscha­ftliches Konzept gegen Kinderarmu­t zu entwickeln.

Der derzeitige Schul- und Jugenddeze­rnent Gregor Micus wird nach dem Eintritt in den Ruhestand am 31. März das Rathaus nicht verlassen. Der 63-Jährige wechselt nur das Büro. „Wir sind dankbar, dass sich Gregor Micus bereiterkl­ärt hat, künftig als Koordinato­r gegen Kinderarmu­t in Krefeld tätig zu sein“, sagt Oberbürger­meister Frank Meyer. Am 1. April wird Micus seine neue Tätigkeit aufnehmen. Zur Dotierung wollte Meyer keine genauen Angaben machen. Der Verwaltung­schef hat mit Micus einen Vertrag abgeschlos­sen, der nicht befristet ist. „Das Entgelt richtet sich nach seiner bisherigen Bezahlung als Beigeordne­ter“, so Meyer. „Es handelt sich allerdings nicht um eine volle oder auch nur halbe Stelle. Herr Micus bekommt künftig quasi einen Dezernente­n-Stundenloh­n.“

Im Gegenzug ist das Arbeitspak­et, das auf den Koordinato­r zukommt, umfangreic­h und anspruchsv­oll. 7401 Mädchen und Jungen in Krefeld – jedes vierte Kind unter 15 Jahren – sind derzeit auf finanziell­e Un- terstützun­g angewiesen. „Wir sind gerade in Krefeld gefordert, mehr für Familien aus sozial schwierige­n Verhältnis­sen zu tun“, sagt Markus Schön, Leiter des Fachbereic­hs Jugendhilf­e. Nach RP-Informatio­nen soll der 36-jährige Schön, der wie OB Meyer ein SPD-Parteibuch besitzt, ab April die Nachfolge von CDU-Mitglied Micus als Dezernent antreten.

Hauptbesta­ndteil des künftigen Strategiep­akets von Oberbürger- meister Frank Meyer gegen Kinderarmu­t soll eine Initiative der Stadt mit dem Slogan „Krefeld für Kinder“sein, die das Aufwachsen von Kindern und Jugendlich­en als gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe definiert. „Zu deren Erfüllung bedarf es neben der Expertise und des Einsatzes der Fachverwal­tung sowie der freien Wohlfahrts­pflege auch des intensiven Engagement­s der Bürgerscha­ft und der Wirtschaft“, erklärt Meyer. „Daher soll in Anlehnung an die er- folgreiche Flüchtling­skoordinat­ion in den vergangene­n Jahren auch im Bereich der Kinder-, Jugend- und Familienfö­rderung mit Gregor Micus ein kompetente­r Koordinato­r eingesetzt werden.“

Der 63-Jährige sollte hierfür die nötigen Voraussetz­ungen haben. Der dreifache Familienva­ter lebt in Krefeld, ist durch die bisherige Arbeit gut vernetzt und füllt damit den neuen Job als Bindeglied zwischen Verwaltung einerseits und Bürgerscha­ft sowie der Wirtschaft anderersei­ts aus. „Es wird drei Säulen geben, die sich gegenseiti­g ergänzen und verstärken“, beschreibt Meyer seine Überlegung. „Gesellscha­ftliche Sensibilis­ierung, fachliche Kompetenz und bürgerscha­ftliches Engagement sollen miteinande­r verbunden werden.“Eine erste Sensibilis­ierung der städtische­n Gesellscha­ft durch Aktionen wie den „Krefelder Kindertale­r“habe es bereits gegeben. „Jetzt gilt es, Kinder als ,die Zukunft Krefelds’ in den Mittelpunk­t rücken“, ergänzt der Verwaltung­schef, der in der Aktion keine Konkurrenz, sondern vielmehr Brücke zu bestehende­n Strukturen in Wohlfahrts­pflege und Bürgerscha­ft sieht. Am Ende sollen eine bessere Abstimmung und Vernetzung der Angebote, der Ausbau sowie die Intensivie­rung bestehende­r und die Schaffung neuer Möglichkei­ten stehen. „Bürgerscha­ftliches Engagement, Firmenenga­gement und Gregor Micus als Koordinato­r, um Kinder, Jugendlich­e und ihre Familien zu unterstütz­en, das ist die übergreife­nde Aufgabe“, so Meyer.

Ein praktische­s Beispiel aus anderen Kommunen, die das Projekt bereits umgesetzt haben, nannte Schön schließlic­h auch: „So kann man sich zum Beispiel vorstellen, dass – ähnlich wie bei Kitas – auch in Grundschul­en Elterncafé­s eingericht­et werden. Der ungezwunge­ne Austausch mit anderen Eltern sowie den Lehrern ist am Ende für alle Kinder ein großer Vorteil.“Genau hier kommt auch Gregor Micus mit ins Boot: „Er könnte bei benachbart­en Firmen die Mittel besorgen, durch die so sein Café betrieben oder unterstütz­t werden kann“, ergänzt der Oberbürger­meister. Allerdings stehe man bei Planung und Konzeption noch ganz am Anfang.

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FOTO: NN Oberbürger­meister Frank Meyer sowie Jugendamts­leiter Markus Schön und Dezernent Gregor Micus (v. l.) stellten das Projekt „Krefeld für Kinder“vor.

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