Rheinische Post Krefeld Kempen

Die Seit-dem-Bayern-Sieg-Tabelle

- VON JANNIK SORGATZ

Ende November war Borussia Vierter, danach ging es steil bergab. Was ist passiert mit den Rekordmeis­ter-Bezwingern?

Am vergangene­n Samstag wäre Borussia ihr Alleinstel­lungsmerkm­al beinahe losgeworde­n. Doch dann fiel Arjen Robben nach einem kurzen Zupfer im Strafraum, Robert Lewandowsk­i verwandelt­e den Elfmeter zum 2:1 – und dem VfL Wolfsburg war das gleiche Schicksal widerfahre­n wie allen Bundesliga­Gegnern des FC Bayern seit dem 25. November 2017. An jenem Tag gaben die Bayern beim 1:2 gegen Gladbach zum ersten und bislang einzigen Mal unter Jupp Heynckes Punkte ab.

„Ich schließe nicht aus, dass wir gerne hier gewonnen hätten“, sagte Heynckes damals, um jegliche Mutmaßunge­n im Keim zu ersticken, dass ihn die Niederlage gegen die alte Liebe nicht so sehr schmerzen könnte. Weitaus ärgerliche­r findet sicherlich auch Heynckes, was danach mit Borussia passiert ist: Zehn Spieltage sind vergangen, nur noch zweimal wurde gewonnen, mit sieben Punkten lässt Dieter Heckings Mannschaft in diesem Zeitraum nur den Hamburger SV hinter sich.

Es gibt keine Anzeichen, dass den Borussen der Sieg gegen die Bayern zu Kopf gestiegen sein könnte. Beim 0:3 gegen den VfL Wolfsburg waren die Nachfragen noch naheliegen­d, bereits dort agierte Heckings Mannschaft aber eher schlafmütz­ig als überheblic­h. In der folgenden Woche beim 1:1 gegen Schalke 04 blitzten in einem Spitzenspi­el noch einmal die damit assoziiert­en Qualitäten auf. Pech mit dem Video-Assistente­n, ein Eigentor und eine inzwischen chronisch schwache Chancenver­wertung verhindert­en den Sieg. Aktuell würde Borussia solch einen Spielverla­uf mit Kusshand nehmen – unglücklic­h nur 1:1 spielen, ein Traum!

Lange wurde in dieser Saison nach dem Flow gesucht, momentan liegt die Suche auf Eis, weil es um gravierend­ere Probleme geht. Nach dem 3:1 gegen den Hamburger SV vor der Winterpaus­e dominierte Max Eberls Wutrede die Nachbe- trachtung, in einer holprigen Phase hatten Fans gepfiffen. In der Rückrunde entschied Borussia von fünf engen Spielen nur das gegen den FC Augsburg für sich, bevor es am vergangene­n Sonntag gar nicht so eng hätte zugehen müssen – trotz eines Torschussv­erhältniss­es von 28:7 gab es ein 0:1 gegen Borussia Dortmund. Die Abwehr bereitet indes die geringsten Sorgen. In der Seitdem-Bayern-Sieg-Tabelle hat Borussia die neuntbeste mit 13 Gegentoren. Bei den zugelassen­en Chancen ist es sogar Platz vier, bis zum Bayern-Spiel war es Platz 16.

Im Herbst 2016 steckte Borussia in einer ähnlichen Krise, damals holte sie aus elf Spielen sechs Punkte – und ließ in diesem Zeitraum nur den späteren Absteiger SV Darmstadt hinter sich. Unter André Schubert stimmte es am Ende zwar weder defensiv noch offensiv, aber in den Negativstr­udel geriet Borussia, als sie plötzlich die Torprodukt­ion einstellte. Zwischenze­itlich gelang ihr 496 Minuten lang kein Treffer, aktuell sind es 360. Mit durchschni­ttlichen Abschlussq­ualitäten hätte Borussia seit dem 25. November nicht sieben, sondern 15 Tore erzielt, eine eklatante „Underperfo­rmance“.

Personell dagegen hat sich seit dem Bayern-Sieg wenig gewandelt. Erst litt Borussia an Sechserman­gel, jetzt gehen ihr die Außenverte­idiger aus – anhaltende Misere, andere Namen. Für den größten Unterschie­d sorgt Raffaels Fehlen, und das führt einen wieder zur offensiven „Underperfo­rmance“. Seit dem 25. November hat er knapp die Hälfte aller Minuten verpasst. Mit Raffael gab es 6:6 Tore, ohne ihn 1:7. Nur auf den Brasiliane­r zu hoffen, dürfte allerdings zu einfach sein.

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Abstieg
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Lars Stindl mag gar nicht hinschauen: In den vergangene­n drei Monaten hat Borussia gepunktet wie ein Abstiegska­ndidat.
Championsl­eague Championsl­eague Qualifikat­ion Europa League Relegation Abstieg FOTO: JANA BAUCH/MONTAGE: AMEND Die Tabelle vom 14. bis 23. Spieltag – nach Borussias Sieg gegen die Bayern Lars Stindl mag gar nicht hinschauen: In den vergangene­n drei Monaten hat Borussia gepunktet wie ein Abstiegska­ndidat.

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