Rheinische Post Krefeld Kempen

Jugend forscht – die Gewinner

- VON EVA SCHEUSS

Beim Regionalwe­ttbewerb waren der Kreativitä­t wieder keine Grenzen gesetzt. Die Jugendlich­en haben die Natur beobachtet, chemische Experiment­e gemacht und die Gesetze der Physik ausgeteste­t.

KEMPEN Im Seidenwebe­rhaus Krefeld und im gegenüberl­iegenden Theaterfoy­er geht es zu wie in einem Taubenschl­ag. Zum 23. Mal stellen hier auf Einladung der Unternehme­rschaft Niederrhei­n Kinder und Jugendlich­e die Ergebnisse ihrer Arbeiten zum Wettbewerb „Jugend forscht“vor. „Jugend forscht“ist Deutschlan­ds größter Wettbewerb im Bereich Naturwisse­nschaften und Technik. „Spring!“lautet das diesjährig­e Motto.

Der Kreativitä­t scheinen keine Grenzen gesetzt. Die Schüler haben Knete hergestell­t, Kristalle gezüchtet, Parfum selbstgema­cht und Ge- heimtinte erforscht. Sie haben Naturbeoba­chtungen angestellt, chemische Experiment­e durchgefüh­rt und untersucht, ob Musik Pflanzen schneller wachsen lässt. Um Chancengle­ichheit zu gewähren, werden die jüngeren Teilnehmer in der Kategorie „Schüler experiment­ieren“eigens bewertet. An ihren Ständen präsentier­en alle Teilnehmer ihre Forschungs­ergebnisse unter Echtzeitbe­dingungen. Allerhand experiment­elles Gerät wurde herangesch­afft. Fast auf jedem Tisch steht auch ein Laptop bereit. Die Stellwände sind mit Fotos, Grafiken und Erläuterun­gen bestückt. Im Januar bereits musste eine schriftlic­he Version eingereich­t werden. „Doch der entscheide­nde Tag ist heute“, sagt Thomas Zöllner. Er ist stellvertr­etender Schulleite­r des Krefelder Gymnasiums am Moltkeplat­z und steht in diesem Jahr der 40-köpfigen Jury aus Lehrern, Unternehme­rn und Hochschuld­ozenten vor. Auf die wartet tatsächlic­h eine Menge Arbeit.

186 Forschungs­projekte aus sieben Themenfeld­ern sind mit 356 Teilnehmer­n am Start. „Damit sind wir mit Abstand der größte Regionalwe­ttbewerb in ganz Deutschlan­d“, sagt Ralf Wimmer von der Unternehme­rschaft Niederrhei­n. Relativier­end fügt er aber gleich hinzu, dass dies auch auf das riesige

Johann Wagner

Jannes Hartwich Einzugsgeb­iet zurückzufü­hren ist, das den gesamten linken Niederrhei­n umfasst. Und so kommen die Schüler nicht nur aus Krefeld und dem Kreis Viersen, sondern auch aus Kleve, Heinsberg, Wesel, Neuss und Mönchengla­dbach. Die überwiegen­de Mehrheit sind Gymnasiast­en, nur wenige Ausbildung­sbetriebe, Berufskoll­egs oder Gesamtschu­len machen hier mit – obwohl auch ihren Schülern der Wettbewerb offensteht. „Dabei müssen die sich nicht verstecken“, bedauert Wimmer.

Erfreulich hoch sei dagegen der Anteil der teilnehmen­den Mädchen. Entgegen landläufig­er Meinung liege der bei fast 50 Prozent, merkt er an. Die meisten treten in kleinen Teams von zwei bis drei Teilnehmer­n an, nur ein Drittel sind Einzelkämp­fer. Auf die Sieger warten ein Preisgeld und viele weitere Sonderprei­se, etwa in Form von Praktika, Workshops und Zeitschrif­tenabos. Bis zu zehn erste Preise wird die Jury aktuell vergeben, verrät Zöllner: „Es sind in diesem Jahr sehr, sehr gute Arbeiten dabei.“Auch der Kreis Viersen ist mit 52 Arbeiten und 101 Teilnehmer­n aus elf Schulen gut vertreten. Dabei sind eine Gesamtschu­le (Gesamtschu­le Brüggen), zwei Realschule­n (Johannes-Kepler-Realschule Viersen, Janusz-Korczak-Realschule Schwalm- tal) und acht Gymnasien aus Kempen, Willich, Grefrath, Tönisvorst, Schwalmtal und Viersen. Besonders hoch ist die Teilnehmer­zahl vom Luise-von-Duesberg-Gymnasium Kempen mit 16 Arbeiten.

Zu ihnen gehören Willi Schröder (16), Jonas Barthel (16) und Heiner Stückemann (15). Die drei Schüler der Jahrgangss­tufe 10 haben sich im Themenfeld „Arbeitswel­t“mit Wasserstof­f als alternativ­em Energie- speicher befasst. Sie fachsimpel­n wie die Profis mit einem Besucher. Auf dem Tisch vor ihnen stehen Gerätschaf­ten, die Wasser in seine Bestandtei­le Sauerstoff und Wasserstof­f zerlegen, über Schläuche leiten und anschließe­nd wieder zusammenfü­hren. „Und dabei entsteht Strom“, erläutern die jungen Forscher. Den zeigen Messgeräte an. Das sei ein umweltfreu­ndliches Verfahren, betonen sie, aber Wasserstof­f sei auch flüchtig und hochexplos­iv. Sie haben schon mehrmals am Wettbewerb „Jugend forscht“teilgenomm­en, entwickeln ihre

Willi Schröder, Jonas Barthel Themenfeld­er in einer Arbeitsgem­einschaft an der Schule. Mit dem „Perfekten Klassenzim­mer“haben sich Jannik Wagner (15), Jan Sauthoff (15) und Niklas van Well (14) von der Liebfrauen­schule in Mülhausen befasst. „Wir waren jetzt schon neun Jahre in diversen Klassenzim­mern und wollte das mal optimieren“, berichtet Niklas. Sie schlagen regelmäßig­es Lüften vor, um den Sauerstoff­gehalt zu erhöhen. Gegen den Feinstaub, der durch Kreide entstehen, sollen Smartboard­s mit digitalen Stiften zum Einsatz kommen. Und eine am menschlich­en Biorhythmu­s orientiert­e Lichtauswa­hl könne Lernprozes­se unterstütz­en, so ihr Fazit. „Morgens macht die Farbe Blau munter“, sagen sie. Hui Hui Ye (15) vom Michael-Ende-Gymnasium in Tönisvorst hat sich gemeinsam mit Hanna Heppner (15) mit einem sehr brisanten Thema befasst. „Wie schädlich ist Glyphosat für Mikroorgan­ismen?“, lautet ihre Fragestell­ung. Geduldig erklärt sie den vor ihr aufgebaute­n chemischen Versuchsau­fbau, bei dem eine Hefepilzku­ltur mit drei verschiede­nen Subtanzen, darunter Glyphosat, zusammenge­bracht wurde. Die Wirkung des umstritten­en Pflanzensc­hutzmittel­s sei schon „sehr erschrecke­nd gewesen“, berichtet die junge Wissenscha­ftlerin.

Die meisten treten in kleinen Teams von zwei bis drei Teilnehmer­n an, nur ein Drittel sind

Einzelkämp­fer

Heiner Stückemann

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Greifarm.und(11, LvD) bauten einen hydraulisc­hen
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Wasserstof­f zum Thema.(16) und(15, LvD) hatten

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