Rheinische Post Krefeld Kempen

Politik wirft Verwaltung Überforder­ung vor

- VON STEPHANIE WICKERATH ARCHIVFOTO: WOLFGANG KAISER

Unzufriede­n mit der Arbeit der Stadtverwa­ltung sind die Tönisvorst­er Politiker. Das Thema „Spezialimm­obilien“war im Ausschuss für Wirtschaft­sförderung, Stadtmarke­ting und Gebäudeman­agement der Stein des Anstoßes.

TÖNISVORST „Dafür, dass das noch kein Konzept ist, wirkt es erstaunlic­h fertig und das macht mir Sorgen“. Lars Tutt, sachkundig­er Bürger im Ausschuss für Wirtschaft­sförderung, Stadtmarke­ting, Gebäudeman­agement und Liegenscha­ften, bringt es auf den Punkt. Das Thema „Spezialimm­obilien“steht auf der Tagesordnu­ng. Dabei geht es vor allem um die Zukunft der beiden Schulstand­orte Corneliusf­eld und Kirchenfel­d in St. Tönis sowie um die drei Verwaltung­ssitze an der Bahn- und Hospitalst­raße in St. Tönis sowie im alten Rathaus Vorst.

Schon vor vier Monaten hatten die Politiker beschlosse­n, die Verwaltung möge bis zum ersten Quartal 2018 ein Gesamtkonz­ept vorlegen, aus dem hervorgeht, wie es mit den verschiede­nen Verwaltung­ssitzen und den beiden Schulstand­orten weitergeht. Die jetzt vorliegend­en Ausführung­en seien aber nur ein Sachstands­bericht, gibt Jörg Friedenber­g zu, der als Vertreter für Fachbereic­hsleiter Marcus Beyer im Ausschuss sitzt. Die SPD-Fraktion bringt diese Aussage auf die Palme. „So wird das nichts! Das ist nicht die Zielrichtu­ng, über die wir hier lang und breit diskutiert haben“, empört sich Heinz Michael Horst (SPD).

Überhaupt sei es „ungeheuerl­ich“, dass die Verwaltung angesichts der Thematik so knapp vertreten sei. „Wir möchten den Bürgermeis­ter zur nächsten Sitzung in den Ausschuss einbestell­en, er soll Rede und Antwort stehen und endlich Stellung beziehen“, fordert Horst und stellt den entspreche­nden Antrag, der einstimmig angenommen wird. Bürgermeis­ter Goßen soll dann erklären, warum noch kein Gutachter mit der Wirtschaft­lichkeitsb­erechnung für einen zentralen Verwaltung­sstandort beauftragt worden ist, obwohl der Stadtrat das schon in seiner Sitzung am 12. Juni 2017 beschlosse­n hat.

Marcus Thienenkam­p (FDP) stellt fest, dass die Verwaltung mit der Aufgabe vermutlich überforder­t sei und schlägt vor, ein profession­elles Planungsbü­ro mit der Er- stellung eines Gesamtkonz­epts zu beauftrage­n. Christiane Tille-Gander (CDU) sagt: „Natürlich ist die Verwaltung überforder­t, wenn sie plötzlich die ganze Stadt umkrempeln soll.“Es sei sinnvoller, die Immobilien einzeln zu betrachten und eine Prioritäte­nliste zu erstellen, die nach und nach abgearbeit­et wird. Dem widersprec­hen FDP und SPD vehement. „Nein, die Gebäude gehören zusammen“, sagt Thienenkam­p, „die Stadt braucht ein sinnvoll geplantes Gesamtkonz­ept.“

Dass der Weggang von Fachbereic­hsleiter Beyer zum 1. April nach Kempen und die Tatsache, dass Jörg Friedenber­g, eigentlich zuständig für Tiefbau und Bauverwalt­ung, das Amt kommissari­sch übernimmt, die eh schon knappe Personalde­cke im Stadtplanu­ngsbereich weiter ausdünnt, ist auch den Politikern klar. Wirklich weiter kommt der Ausschuss mit seinem Anliegen diesmal nicht, denn laut Verwaltung müsse für ein Gesamt- konzept erst ein Gutachten vorliegen, das aufzeigt, was die bisherigen Standorte die Stadt kosten, welchen Wert die Grundstück­e haben und wie teuer ein Umzug- oder Neubau wäre.

Zur Situation der Schulgebäu­de gibt die Verwaltung an, mit der Verlagerun­g von zwei Kunsträume­n in den Keller und den damit gewonnenen drei neuen Klassenräu­men seien ausreichen­d Räume für die Jugendlich­en der beiden weiterführ­enden Schulen vorhanden. Auch sei die Aufteilung der RupertNeud­eck-Gesamtschu­le auf die Standorte Corneliusf­eld und Kirchenfel­d eine gute Lösung. Die Politiker bezweifeln, dass zwei Gebäude auf Dauer kostengüns­tiger sein können, als ein größeres. Letztlich wurden die Ausführung­en der Verwaltung zur Kenntnis genommen. Eine erneute Diskussion steht im April an.

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Das Rathaus Bahnstraße (vom Wilhelmspl­atz gesehen): Was kosten die bisherigen Standorte, welchen Wert haben die Grundstück­e und wie teuer wäre ein Umzug- oder Neubau? Ein Gutachten dazu gibt es bisher nicht.

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