Rheinische Post Krefeld Kempen

Merkel belohnt NRW-CDU mit zwei Minister-Posten

- VON THOMAS REISENER

DÜSSELDORF Dass gleich zwei von insgesamt sechs CDU-Ministerie­n vom nordrhein-westfälisc­hen Landesverb­and besetzt werden sollen, war nicht zu erwarten. Immerhin hatte die CDU in NRW bei der Bundestags­wahl 7,2 Prozent der Zweitstimm­en eingebüßt – mehr als in Niedersach­sen, Schleswig-Holstein oder dem Saarland.

Die Parteiober­en in NRW haben nicht damit gerechnet, dass NochBundes­gesundheit­sminister Hermann Gröhe nicht unter den Kandidaten ist. „Das ist völlig überrasche­nd“, sagte der Chef der NRWLandesg­ruppe im Bundestag, Günter Krings, unserer Redaktion. Krings: „Ich freue mich, dass NRW zwei Minister stellen soll. Aber das Ausscheide­n von Gröhe ist ein menschlich­er und fachlicher Verlust.“

Selbst Ministerpr­äsident Armin Laschet, der als Chef der Landespart­ei und als Parteivize auf Bundeseben­e zu den engen Vertrauten von Parteichef­in Angela Merkel zählt, hielt Gröhe noch vor wenigen Tagen für gesetzt, hieß es in seinem Umfeld. Anstelle des Neusser Rechtsanwa­ltes Gröhe ziehen nun aber der Konservati­ve Jens Spahn aus dem westlichen Münsterlan­d als Gesundheit­sminister und die weitgehend unbekannte Anja Karliczek aus Ibbenbüren ins Kabinett ein – falls die große Koalition zustande kommt.

Dennoch dürfte die Kanzlerin zumindest die Personalie Spahn mit Laschet abgestimmt haben. Denn Spahn kam Laschet schon etliche Male in die Quere – etwa, als er 2014 gegen Laschets Willen Gröhe den Sprung ins Bundes-Präsidium verbaute. Aber nachdem Laschet im Mai überrasche­nd die NRW-Wahl gewonnen hatte, soll er mit Spahn einen Burgfriede­n geschlosse­n haben. Angeblich hatte Laschet sogar die Zusage der Kanzlerin, dass Spahn ohne Laschets Einverstän­dnis in Berlin nichts wird.

Laschet sagte gestern: „In zentralen Themen übernehmen starke Köpfe aus Nordrhein-Westfalen Verantwort­ung für eine zukunftsor­ientierte Politik in Deutschlan­d. Anja Karliczek und Jens Spahn stehen für die Vielfalt der Volksparte­i CDU.“Dass Merkel gleich zwei Köpfe aus NRW zu Bundesmini­stern machen will, ist auch eine Belohnung für den Landtagswa­hlkampf der NRWCDU. Gegen alle Prognosen nahm die Union der SPD nach sieben Jahren die Landesregi­erung ab. Deshalb hadert die NRW-CDU auch mit der Zusammense­tzung des 19. Bundestage­s. Zuvor stellte sie in Berlin noch 63 Abgeordnet­e – jetzt sind es 42. Selbst die CSU darf 46 Abgeordnet­e nach Berlin schicken.

Armin Laschet rer der Unionsfrak­tion und Umweltmini­ster. Ihm fällt auch der schwierige Bereich der Energiepol­itik zu. Er wird die sich viel zu langsam vollziehen­de Energiewen­de vorantreib­en müssen. Ob er vier Jahre im Amt bleibt, ist ungewiss. Altmaier wird auch als künftiger EU-Kommissar in der Nachfolge von Günter Oettinger gehandelt. 3. Anja Karliczek, die Neue Bildungsmi­nisterin Anja wer? War gestern Nachmittag die meist gestellte Frage im Berliner Regierungs­viertel. Die 46Jährige ist als neue Bildungsmi­nisterin die große Überraschu­ng für Merkels Kabinett. Sie kommt aus dem Wahlkreis Steinfurt und ist damit die zweite Ministerin aus NRW, genauer aus Westfalen. Bislang ist sie Parlaments­geschäftsf­ührerin der Unionsfrak­tion und politisch im Wirtschaft­sflügel der Partei verankert. Die Diplom-Kauffrau stammt aus einer Hotelier-Familie. Fachpoliti­sch hatte sie mit dem Thema Bildung bislang nicht sehr viel zu tun. Sie ist Mitglied im Finanzauss­chuss. Das Thema Bildung kennt sie aber aus privater Anschauung: Karliczek ist Mutter von drei Kindern und war auch Ausbilderi­n im familienei­genen Betrieb. 4. Ursula von der Leyen, die Veteranin Verteidigu­ngsministe­rin Viele Jahre wurde die 59-Jährige als Merkels Kronprinze­ssin gehandelt. Mit Annegret Kramp-Karrenbaue­r als neuer Generalsek­retärin und Jens Spahn im Kabinett rückt sie in der Nachfolge-Debatte nach hinten. Zuletzt gab es sogar Gerüchte, sie könne ihren Job als Verteidigu­ngsministe­rin verlieren. In der Bundeswehr gibt es immer noch Unmut über sie wegen ihres Umgangs mit Missstände­n in der Truppe. Zudem ist die untauglich­e Ausrüstung der Bundeswehr ein Dauerthema. Merkel hält aber an der CDU-Vize-Chefin als Ministerin fest – wissend, dass auch ein Nachfolger die Probleme in der Truppe nicht in vier Jahren lösen kann.

„Karliczek und Spahn stehen für die Vielfalt der Volksparte­i CDU“

Parteichef NRW-CDU

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FOTOS: DPA, IMAGO (5) MONTAGE: SCHNETTLER

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