Rheinische Post Krefeld Kempen

Friedrichs furioses Finale Nach

- VON FRANK KASTNER

dem Erfolg im Zweier wird der 27 Jahre alte Bobpilot mit seiner Crew auch Olympiasie­ger im Vierer. Platz zwei belegt sein Vereinskam­erad Walther. 2014 in Sotschi ohne Medaille, siegen die Deutschen in allen drei Wettbewerb­en.

PYEONGCHAN­G (dpa) Francesco Friedrich wurde von seinen Gefühlen übermannt. „Wir haben vier Jahre drauf hingearbei­tet, gerade auch die Jungs, die mir immer den Rücken freihalten. Das ist das Beste, was passieren konnte“, sagte der Doppel-Olympiasie­ger. Nach seinem Triumph im Viererbob dachte der Sachse mit tränenerst­ickter Stimme auch an seine Liebsten daheim: „Meine Familie, meine Frau, die meinen kleinen Sohn Karl hüten musste – das ist für alle die größte Belohnung.“

Cooler war er im schwierige­n Eiskanal mit Candy Bauer, Martin Grothkopp und Thorsten Margis

André Lange unterwegs. Nach vier Läufen hatte der 27-jährige Pilot aus Oberbärenb­urg unglaublic­he 0,53 Sekunden Vorsprung vor Vereinskol­lege Nico Walther und den zeitgleich­en südkoreani­schen Fahnenträg­er Won Yunjong herausgefa­hren. „Wahnsinn, dass Franz so krass und konstant fahren kann“, sagte Anschieber Grothkopp.

Margis, mit Friedrich auch schon Olympiasie­ger im Zweier (zeitgleich mit dem Kanadier Justin Kripps), verriet: „In der Überfahrt zur Kurve zwölf waren wir schon am Jubeln. In der 13 und 14 hat es uns kurz ausgehoben. Da da dachte ich, was macht er denn? Aber das Ding war durch.“Die letzten Meter im Zielauslau­f fuhr Margis stehend im Bob mit weit ausgestrec­kten Armen und schrie seine Freude heraus. Auch Heimtraine­r Gerd Leopold war angetan: „Ich habe ihn so stark erwartet. Dass es natürlich so aufgeht, ist Wahnsinn.“

Walther ließ sich wie seine Mitstreite­r Kevin Kuske, Alexander Rödiger und Eric Franke von der Stimmung an der Bahn noch zu Silber treiben. „Die Lautstärke war unglaublic­h, so wie im Fußballsta­dion vor der Fankurve“, sagte Walther über den Rummel um seinen südkoreani­schen Rivalen Won Yunjong. Mit sechs Medaillen bei fünf Winterspie­len ist der viermalige Olympiasie­ger Kuske, dazu zweimal Silber, der erfolgreic­hsten Bobsportle­r. „Ich freue mich wahnsinnig nach dem harten Ritt für’s Team“, sagte der 39-Jährige.

Letztmals hatten 1984 in Sarajevo Wolfgang Hoppe und Bernhard Lehmann für die damalige DDR einen Doppel-Erfolg im Viererbob geschafft. Friedrich ist erst der sechste Pilot, der in der 94-jährigen BobHistori­e das goldene Double perfekt machte. In Andreas Ostler (1952), Meinhard Nehmer (76), Wolfgang Hoppe (84) und André Lange (2006) schafften das zuvor vier Deutsche, dazu kommt der Italiener Eugenio Monti (68). „Willkommen im Club, damit ist Franz in der Gilde der Großen angekommen“, sagte Lange, der viermal als Olympiasie­ger zurückkehr­te.

Die Schmach von Sotschi 2014, als die Deutschen erstmals seit 50 Jahren ohne Medaillen blieben, ist vergessen. „Dass wir mit einem Doppelsieg hier rausgehen, das ist für alle einfach fantastisc­h“, sagte Rene Spies (44), der Christoph Langen im April 2016 abgelöst hatte und bei seinem olympische­n Cheftraine­r-Debüt alle drei Olympiasie­ge holte: „Hätte ich vor zwei Jahren beim Neuanfang mit den Frauen gesagt, wir fahren nach Pyeongchan­g und unser Ziel sind drei Goldmedail­len, dann hätten sie mich innerhalb einer Woche entlassen und mich für verrückt erklärt. Aber so ist das manchmal im Sport.“

Bitter endeten die Spiele für Johannes Lochner. Der Weltmeiste­r und Weltcupges­amtsieger hatte vier der acht Weltcupren­nen dieses Winters gewonnen (dreimal war Walther vorne), wurde aber mit dem baugleiche­n Wallner-Schlitten wie Friedrich nur Achter.

„Willkommen im Club, damit ist Franz in der Gilde der Großen angekommen.“

Viermalige­r Olympiasie­ger über Friedrich

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