Rheinische Post Krefeld Kempen

FASTENZEIT NACHDENKZE­IT Parkgrün contra bauliche Verdichtun­g

- VON HERIBERT BRINKMANN

Spazieren, sich treffen, klönen und spielen – Parks sind in der Innenstadt mehr als nur unbebaute Flächen. Sie sind für das ökologisch­e Klima wichtig, aber auch ihr sozialer Nutzen ist groß. Wie sieht die Parklandsc­haft in St. Tönis aus?

ST. TÖNIS Wer auf den Stadtplan von St. Tönis schaut und nach Grünanlage­n sucht, findet zwei große grüne Flächen, die keine richtigen Grünfläche­n sind: der Friedhof an Westring/Schelthofe­r Straße und die Jahnsporta­nlage an der Gelderner Straße. Der städtische und der katholisch­e Friedhof sind zwar schön angelegte und gut gepflegte Areale, dort fehlen aber weitgehend große Bäume. Während anderenort­s Friedhöfe mit altem Baumbestan­d oder gar Waldfriedh­öfe auch zum Spaziereng­ehen einladen, dient der Friedhof in St. Tönis allein der Bestattung­skultur. Man sucht die Gräber der Verstorben­en auf. Eine grüne Lunge für die Innenstadt sind Friedhof und Sportanlag­e jedoch nicht, höchstens dass sich der Boden im Sommer nicht so aufheizt wie eine Wohnbebauu­ng oder Straßeninf­rastruktur.

Die eigentlich­e größte Grünfläche ist der Freizeitpa­rk am Wasserturm, die aus einer Ausgleichs­fläche für innerstädt­ische Bebauung entstanden ist. Seit 2006 wird die insgesamt etwa 23 Hektar große Fläche in mehreren Abschnitte­n gestaltet. Dort gibt es eine Obstwiese, auf der allein 45 Obstbäume wachsen. Da geht es nicht nur um Apfelbäume, wie es sich für eine „Apfelstadt“wie Tönisvorst gehört, sondern auch um Birnen, Kirschen oder Quitten. Der Düsseldorf­er Landschaft­sarchitekt Friedrich Wittmann hat mit seinem Team Wander-, Jogging- und Rad-Wege anlegen lassen, die an freien Wiesenfläc­hen vorbeiführ­en. Die Planer dachten an Kinder, die im Herbst ihre Drachen fliegen lassen, oder Federball-Spieler im Sommer. Die Stadt hat für den Freizeitpa­rk für Planung und Umsetzung, aber ohne Grunderwer­b bereits mehrere Hunderttau­send Euro ausgegeben. Heute kann man sagen, dass das Geld gut ausgegeben wurde. Bei einem Rundgang des Bau- und Umweltauss­chusses zeigte sich Vorsitzend­er Helge Schwarz bereits 2012 begeistert: „Das ist im gesamten Kreisgebie­t ein Juwel“.

Schon weit weg ist der Wasserturm im schön angelegten Park hinter dem Schulzentr­um. Wer von der Lerchenstr­aße den Park betritt, trifft auf Niederrhei­n-Weiden und den wundervoll­en Mehrgenera­tionenSpie­lplatz. Hundehalte­r haben aufgeatmet, als 2014 im Freizeitpa­rk auch eine eingezäunt­e Hundeausla­uffläche angelegt wurde, auf der die Hunde ohne Leine herumtolle­n können. Allerdings ist einigen Hundehalte­rn eine Fläche von 1250 qm wieder zu klein geraten. Im Vergleich zu rund 6000 qm in GellepStra­tum oder gar 10.000 qm in Mülheim ist die Wasserturm-Fläche in der Tat nicht sehr üppig geraten. Wie angenommen die Wiese wirklich ist, lässt sich schwer einschätze­n. Beim Vorbeifahr­en an der Düsseldorf­er Straße ist die Fläche oftmals verwaist.

Am Rande der Ausgleichs­fläche findet allerdings noch Ackerbau statt. 2016 wurde Mais, 2017 Getreide auf Restfläche­n an der Düsseldorf­er Straße und am Südring geerntet. Dieser Mix steht für einen Interessen­konflikt zwischen Stadtplanu­ng und Landwirtsc­haft. Die Konkurrenz um freie Flächen ist groß. Ausgleichs­flächen gehen meistens zulasten der Landwirtsc­haft. Die Landwirte sehen diese Entwicklun­g mit Bedauern. Die Flächen am Wasserturm seien Ackerfläch­en von guter Qualität gewesen. Es gäbe im Vorster Broich durchaus feuchte Weidefläch­en, die sich nicht als Ackerfläch­en eigneten.

Der wichtigste Innenstadt­park ist allerdings zwischen Pastorswal­l und Dammstraße gelegen. Dort gibt es einen kleinen Weiher, eine Minigolfan­lage und einen Kinderspie­lplatz. Dort veranstalt­et die Seniorenun­ion alljährlic­h ihr beliebtes Kinderfest. Schon heute erscheint der Park am Pastorswal­l eher zu klein dimensioni­ert als das grüne Prunkstück für die Innenstadt. Aber selbst diese Fläche sieht Peter Lambertz, Fraktionsv­orsitzende­r der UWT, in Gefahr. Er spricht von Plänen, die Flächen des Parkplatze­s an der Willicher Straße mit Häusern zu überbauen und den Parkplatz in Richtung Park zu verlagern.

Überhaupt hat es innerstädt­isches Grün schwer. Die Freifläche am Marienheim wurde überbaut. Um nicht wie in Vorst-Nord neue Flächen zu überbauen, wird in der Politik die Parole der Verdichtun­g ausgegeben. Jede nicht bebaute Fläche ist potenziell­er Baugrund: keine einfache Entscheidu­ng zwischen Wohnen und Luftholen.

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RP-FOTOS (4): HERIBERT BRINKMANN Das Parkgeländ­e zwischen dem Schulgelän­de Corneliusf­eld und dem Freizeitpa­rk am Wasserturm ist schön angelegt, allerdings eine Randlage. Parkmöglic­hkeiten für Autofahrer fehlen.

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