Rheinische Post Krefeld Kempen

Nach viel Wildheit ein Nocturne zur Versöhnung

- VON GERT HOLTMEYER

KEMPEN Freunde des kraftvolle­n, dynamische­n Klavierspi­els kamen beim Klavierabe­nd mit Christophe­r Park auf ihre Kosten. Der junge, 1987 in Bamberg geborene Pianist hinterließ in der Paterskirc­he einen ausgezeich­neten Eindruck.

Für den ersten Teil hatte Park zwei Beethoven-Sonaten ausgesucht. Dass er anstelle der ursprüngli­ch angekündig­ten Waldstein-Sonate die Appassiona­ta aufs Programm setzte, dürfte ihm wohl keiner übel genommen haben. Ein leises Raunen war eher ein Zeichen dafür, dass den meisten die angekündig­te Programmän­derung ganz lieb war.

Schon beim ersten Beitrag, Beethovens Sonate D-Dur op. 10 Nr. 3, gewann man den Eindruck, dass das leidenscha­ftliche und das tragische Element Park wie auf den Leib geschriebe­n sind. Energisch vorwärts drängend brachte er den ersten Satz zum Klingen, sensibel spürte er im düsteren Moll des langsamen Satzes die Tragik der Kompositio­n auf. Seine Virtuositä­t ist brillant, perlend rasseln die Läufe. Kraftvoll setzt er die Bässe ein, sein Spiel bekommt dadurch geradezu etwas Plastische­s.Es bestätigte sich, was man schon vorher ahnte: Beethovens Klavierson­ate Nr. 23 in fMoll op. 57, eben die Appassiona­ta, ist ein Werk, das ihm liegt. Park deckt nichts zu, er macht die Zerrissenh­eit des Werkes hörbar. Die Gegensätze zwischen den harten und wilden Passagen und den lyrischtrö­stenden bringt er deutlich zum Ausdruck. Fürs Larghetto aus Cho- pins zweitem Klavierkon­zert hätte an sich ein ganzes Orchester anreisen müssen. Park wusste sich zu helfen. Er hatte eine Bearbeitun­g für Klavier allein angefertig­t, bei der man das Orchester kaum vermisste. Jetzt zeigte er als Pianist seine empfindsam­e Seite, mit viel Sinn für melodische Linienführ­ung. Ein Hörvergnüg­en war schließlic­h noch die Klavierfas­sung von drei Sätzen aus Strawinsky­s Ballett „Pétrouchka“, vorgetrage­n mit einer mitreißend­en Motorik. Nach so viel Wildheit spielte er „zur Versöhnung“, wie er scherzhaft anmerkte, als Zugabe zunächst noch ein Nocturne von Chopin. Als der Beifall auch dann noch nicht enden wollte, ging es abschließe­nd mit einem schnellen Beethoven-Satz noch einmal virtuos zur Sache.

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