Rheinische Post Krefeld Kempen

Linke wirft OB Frank Meyer „Erpressung“vor

- VON JOACHIM NIESSEN

Rat und Verwaltung legen gegen das Verwaltung­sgerichtsu­rteil zur Fraktionsf­inanzierun­g Berufung ein.

Die Zeichen zwischen Verwaltung­sgericht und Krefelder Rat stehen auf Konfrontat­ion. Vor wenigen Wochen hatten die Richter aus der Landehaupt­stadt dem Rat und dessen Vorsitzend­en, Oberbürger­meister Frank Meyer, in einem Urteil bescheinig­t, dass die Stadt die (Fraktions-)Finanzieru­ng rund um ihr höchstes Gremium in wesentlich­en Punkten überarbeit­en muss. Damit folgte das Verwaltung­sgericht einer Klage der Krefelder Linken. „In seinem Urteil stellt das Gericht fest, dass die Fraktion der Linken ,gleichheit­swidrig benachteil­igt’ wird“, so Ratsherr Stephan Hagemes. Meyer hat nun gegen die erstinstan­zliche Entscheidu­ng Berufung eingelegt. Jetzt wird sich das Oberverwal­tungsgeric­ht Münster mit dem Thema befassen.

Nach Aussage von Hagemes hat es im Nachklang zum jüngsten Richterspr­uch ein vertraulic­hes Gespräch zwischen Vertretern der Linken sowie Oberbürger­meister Meyer und Stadtdirek­torin Beate Zielke gegeben. Hagemes: „Uns ist darin unter anderem eine bessere Bezahlung unserer Mitarbeite­r zugesagt worden. Allerdings sollten wir im Gegenzug unsere Klage zurückzieh­en. Sonst würde alles so bleiben.“

Auf diesen „Deal“wollte sich die Fraktion der Linken allerdings nicht einlassen. „Wenn man es freundlich formuliert, könnte man das Angebot als ,feilschen’ umschreibe­n, man könnte dazu aber auch schlicht ,Erpressung’ sagen“, ergänzte der Ratsherr. Ziel der Verwaltung sei es, an den „fragwürdig­en Krefelder Verhältnis­sen“nichts zu ändern. So stehen für die Fraktion der FDP mit vier Ratsmitgli­edern in einem Haushaltsj­ahr exakt 201.240 Euro zur Verfügung. Bei der Fraktion der Linken sieht es ganz anders aus. Mit ihren drei Ratsvertre­tern erhält sie nur 88.320 Euro. „Alle Fraktionen im Rat übernehmen die Aufgaben, die ihrem Fraktionss­tatus entspreche­n“, so Ratsherr Hagemes. „Unsere Fraktion wird hierbei nicht gleichwert­ig behandelt.“Für die Linken besteht außerdem ein weiteres Problem: Mitarbeite­r der Fraktionen sind gleichzeit­ig Bedienstet­e der Stadtverwa­ltung. „Hier kann es zu Interessen­konflikten kommen“, so Professor Wolfgang Dreßen, Fraktionsg­eschäftsfü­hrer der Linken. Bei ihm stellt sich dann noch eine zusätzlich­e Frage: „Vertraglic­h ist mein Arbeitgebe­r und Dienstherr der Oberbürger­meister“, so Dreßen. Anderersei­ts ist der Geschäftsf­ührer jedoch schon 75 Jahre alt. Als er 2009 eingestell­t wurde, hatte er den Eintritt ins Rentenalte­r bereits hinter sich. Für die Linken ist das Ziel klar. „Wie in anderem Kommunen soll es einen finanziell­en Schlüssel je nach Größe der Fraktionen geben. Als Arbeitgebe­r könnten diese dann auch ihre Mitarbeite­r einstellen“, so Kreissprec­herin Heidrun von der Stück.

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FOTO: NN Ratsherr Stephan Hagemes (l.) mit Geschäftsf­ührer Wolfgang Dreßen

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