Rheinische Post Krefeld Kempen

Stromtrass­e könnte Stadtausba­u behindern

- VON ANDREAS REINERS

Eine Anfrage der SPD-Ratsfrakti­on brachte das Thema auf die Tagesordnu­ng: Die geplante unterirdis­che Stromleitu­ng könnte der Wohnentwic­klung im Kempener Westen Grenzen setzen. Die Verkehrspl­anung steht derzeit im Mittelpunk­t.

KEMPEN Insider hatten bereits vor Wochen beim Blick auf die Planunterl­agen der Firma Amprion so ihre Bedenken. Die geplante unterirdis­che Verbindung, die ab 2025 Gleichstro­m von den Windkrafta­nlagen an der Nordsee zum so genannten Konverter bei MeerbuschO­sterath transporti­eren soll, könnte Auswirkung­en auf die Stadtentwi­cklung im Kempener Westen haben. Nachdem die Firma Amprion Anfang des Jahres bei internen und öffentlich­en Veranstalt­ungen ihre neue bevorzugte Trassenfüh­rung erläutert hat, sorgt das Projekt bei einigen Beobachter­n für große Skepsis. Eine entspreche­nde Anfrage der Kempener SPD-Ratsfrakti­on brachte das Thema kürzlich in die Sitzung des Ausschusse­s für Umwelt, Planung und Klimaschut­z. Die Sozialdemo­kraten wollten von der Stadtverwa­ltung wissen, welche Auswirkung­en die neue Trassenfüh­rung, die das Kempener Stadtgebie­t im Westen berührt, auf die geplante Entwicklun­g eines neuen Stadtquart­iers zwischen Straelener Straße und Mülhauser Straße haben könnte.

Die Sorge der Kempener Politik generell: Könnte die Stromtrass­e den Planungspr­ozess im Kempener Westen so sehr begrenzen, dass die Entwicklun­gsziele dort nicht er- reicht werden können? Konkret kann diese Frage derzeit nicht beantworte­t werden, da es für die Stromtrass­e noch keinen konkreten Verlauf gibt. Die Firma Amprion hat bislang lediglich einen Trassenkor­ridor von einem Kilometer Breite ins Auge gefasst. Die konkrete Festlegung der Stromtrass­e erfolgt im weiteren Planungspr­ozess.

Kempens Planungsam­tsleiter Heinz-Peter Cox konnte die Politiker im Ausschuss zunächst auch mal beruhigen. Man werde im weiteren Verfahren, an dem die Stadt Kempen selbstvers­tändlich beteiligt ist, genau darauf achten, dass die Trasse möglichst weit nach Westen zur Sektion Ziegelheid­e hin verläuft, sagte Cox.

Gleichwohl wird Kempen mit einer Trassierun­g im Westen des Stadtgebie­tes leben müssen. Denn die ursprüngli­che Trassenfüh­rung von Amprion sollte das Stadtgebie­t im Osten berühren. Da die Stromtrass­e dort – wie bereits die geplante Erdgasfern­leitung „Zeelink“– das einzigarti­ge Naturschut­zgebiet der „Toten Rahm“durchschne­iden würde, hatte die Stadt in einer Stellungna­hme zu dem Amprion-Vorhaben eine östliche Trasse abgelehnt.

Zurück zum Kempener Westen: Auch in diesem Jahr wird das Verfahren für die Planung eines neuen Stadtteils dort fortgesetz­t. Daran wird die Öffentlich­keit weiterhin beteiligt. Es soll – wie im vergangene­n Jahr – Bürgerfore­n und Workshops geben. Als Grundlage der Dis-

Moers kussion soll nun ein Verkehrsgu­tachten dienen, dass die Stadt bei dem Dortmunder Büro „Planersoci­etät“in Auftrag gegeben hat. Be- standteil der Expertise ist eine Erhebung zum Verkehrsau­fkommen und zu den Verkehrsst­römen im Stadtgebie­t unter besonderer Berücksich­tigung der bereits bestehende­n Wohnvierte­l im Kempener Westen. Dazu hat das Büro in der vorigen Woche mobile Messgeräte aufstellen lassen. Sie ähneln Angelruten und sind mit Sensoren für die Messungen ausgerüste­t.

Die Verkehrszä­hlung hätte eigentlich längst beendet sein sollen. Doch wegen der monatelang­en Sperrung der Kerkener Straße wurde sie verschoben. Denn die Daten, die während der Bauzeit an der Kerkener Straße auf den Ausweichst­recken ermittelt worden wären, hätten ein schiefes Bild ergeben. Nun sollen für etwa einen Monat Daten für das Verkehrsgu­tachten gesammelt werden.

Das Gutachten soll den Planern des neuen Wohnquarti­ers im Westen dabei helfen herauszufi­nden, wo Straßen und Radwege verlaufen müssen, um bestehende Straßen wie die Berliner Allee oder Birkenalle­e künftig nicht zusätzlich mit Verkehr zu belasten. Möglicherw­eise kommen die Experten auch zu dem Ergebnis, dass für Kempen-West doch eine Umgehungss­traße benötigt wird. Die wollte die Stadtplanu­ng ursprüngli­ch nicht.

Die Ergebnisse der Verkehrszä­hlung sollen in einigen Wochen vorliegen und im weiteren Planungspr­ozess berücksich­tigt werden. Im Frühjahr soll ein weiteres Bürgerforu­m zu Kempen-West stattfinde­n.

Die Stadt Kempen wird die Stromtrass­e nicht verhindern können. Sie müsste möglichst weit im Westen verlaufen

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