Rheinische Post Krefeld Kempen

Borussia Mönchengla­dbach nimmt den Angriff in Angriff

- VON KARSTEN KELLERMANN UND JANNIK SORGATZ

Max Eberl hat angekündig­t, auf Stürmersuc­he zu gehen. Es gibt einige Männer, die infrage kommen könnten.

FUSSBALL Raffael ist gestern gelaufen. 25 Minuten. Das ist eine ebenso gute wie schlechte Nachricht. Er ist gelaufen, aber eben auch nur gelaufen – ob der „Maestro“bis Freitag fit wird, wenn sein Lieblingsg­egner Werder Bremen für die nächste Bundesliga-Partie in den BorussiaPa­rk kommt (sieben Tore in sieben Spielen), ist offen. Auch wenn er bereit wäre für einen Einsatz ist fraglich, ob er beginnen würde. Auch, weil der Plan B, den Trainer Dieter Hecking im Spiel gegen Borussia Dortmund und dann in Hannover aufgerufen hat, recht gut funktionie­rt: Das Duo Lars Stindl und Raúl Bobadilla „groovt“sich so langsam ein.

Auf gewisse Weise ist es in diesen Wochen auch ein Test für die Zukunft. In dieser wird der 32 Jahre alte Raffael nicht unendlich dabei sein, weswegen Sportdirek­tor Max Eberl am Sonntag in der Talksendun­g „Wontorra“anmerkte, es sei an der Zeit, den Umbau des Gladbacher Angriffs in Angriff zu nehmen. Es gibt zwei Varianten: Borussia findet einen Eins-zu-eins-Ersatz für Raffael oder sucht einen untypische­n typischen Torjäger, einen spielenden Mittelstür­mer, der durchaus auch körperlich­en Eindruck macht.

Der raffaelste Raffael-Ersatz im besten Fußballera­lter (26) wäre der Ex-Hoffenheim­er Roberto Firmino. Der Liverpoole­r aber hat einen geschätzte­n Marktwert von 50 bis 60 Millionen Euro (plus ein fürstliche­s Gehalt). Derartige Summen kann Borussia keinesfall­s aufbringen, auch das hat Eberl noch mal klargestel­lt. Millionent­ransfers im geringeren zweistelli­gen Bereich sind nur zu stemmen, wenn durch sportliche­n Erfolg (Europa) Geld generiert wird oder ein vorhandene­r Spieler gut verkauft wird. „Wenn wir einen 30-Millionen-Transfer machen, können wir das Geld für einen oder zwei Spieler ausgeben“, sagte Eberl.

Der, der im Verdacht steht, im Sommer Geld einzubring­en, ist Thorgan Hazard. In England und Italien sollen betuchte Klubs Interesse haben am Belgier. Und es ist zu vermuten, dass er zwischen 30 und 40 Millionen Euro einbringen könnte. Aber auch ohne einen Spieler zu verkaufen, muss Eberl am Borussen-Angriff der Zukunft basteln. Wer nach einem Raffael-ähnlichen Mann sucht, hat Schwierigk­eiten in einem für Gladbach machbaren Preisberei­ch etwas zu finden. Sicherlich ist Hazard der Kronprinz des Brasiliane­rs in Gladbach, doch hat sich gezeigt, dass er ein recht anderer Spielertyp ist – und wohl über außen effektiver. Sicherlich könnte Lars Stindl nach vorn rücken (wie im Nationalte­am), dann könnten Michael Cuisance oder Vincenzo Grifo des Kapitäns Job hinter der Spitze machen.

Doch kann es nicht schaden, neue Akzente zu setzen. Am ehesten wäre der Augsburger Michael Gregoritsc­h ein Mann, der den Raffael machen könnte. Er ist ein Mischwesen aus hängender Spitze und Mittelstür­mer, würde aber mit seinen 193 Zentimeter­n Körperläng­e einen neuen Aspekt in das Gladbacher Offensivsp­iel einbringen. Er ist 23 und würde mindestens zehn Millionen Euro kosten.

Der neue Weg könnte aber auch ein wirklich neuer sein. Da es ohnehin nicht schaden kann, den Strafraum mehr in die Planungen der Angriffe einzubezie­hen, wäre eine Systemumst­ellung auf ein klares (und mit Bobadilla derzeit real existieren­des) 4-2-3-1 vielleicht die Variante für die Zukunft. Dieter Hecking ließ seine Teams oft so spielen – und vielleicht wäre einer, der den Job ganz vorn bei ihm mal machte (in Wolfsburg) sogar eine Idee: Bas Dost. 28 Jahre ist er alt, spielt für Sporting Lissabon und dürfte mit rund 20 Millionen Euro ins Kontor schlagen.

In der Bundesliga wäre Hannovers Niclas Füllkrug (25, acht Millionen Euro) ein typischer Neuner. Hoffenheim­s Andrej Kramaric (26, 15 bis 20 Millionen) ist ein sehr körperlich­er Spieler, aber wohl spielstärk­er und bei 1899 an eine Gladbach-ähnliche Spielweise gewöhnt. Marvin Duksch, Sebastian Polter, oder Mikael Ishak könnten interessan­t sein, müssten als Zweitligas­pieler aber erst Bundesliga-Reife nachweisen. Isaac Thelin (Waasland-Bevern) oder Jean-Pierre Nsame (YB Bern) wären Optionen in anderen Ligen. Für den Moment indes muss es Bobadilla in vorderster Front richten. Je besser er die B-Variante spielt, desto wahrschein­licher könnte es sein, dass sie in der Zukunft eine andere Wertigkeit bekommt in Gladbach.

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FO: FIRO Raffael ist weiter fraglich. Borussia kann also eventuell weiter für die Zeit nach dem „Maestro“proben.

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