Rheinische Post Krefeld Kempen

Jedes Kind erhält eine Betreuung

- VON ANDREAS REINERS

In einem Kraftakt hat das Kempener Jugendamt für das kommende Kindergart­enjahr die Planungen für die Kinderbetr­euung auf die Beine gestellt. Ein Problem bereitet der Stadt noch das fehlende Personal. Eine Analyse.

KEMPEN Gestern fand in Düsseldorf ein landesweit­er Kongress für Leitungen von Kindertage­sstätten statt. Ein zentrales Thema war dort neben der mangelnden Akzeptanz des Berufsbild­es der Erzieherin­nen und Erzieher die Frage, woher das Personal kommen soll, dass alle Städte und Gemeinden derzeit händeringe­nd für die Kinderbetr­euung suchen. Auch in der Stadt Kempen wird zusätzlich­es Personal benötigt und das schon recht bald. Denn zum neuen Kindergart­enjahr, das am 1. August dieses Jahres beginnt, hat es die Stadt zwar geschafft, für alle angemeldet­en Kinder einen Betreuungs­platz in einer Kindertage­sstätte oder Kindertage­spflegeste­lle bereit stellen zu können. Aber es fehlt hier und da noch zusätzlich­es Personal.

Der Stellenmar­kt ist wie leer gefegt. In Kempen will man daher neue Wege bei der Personalge­winnung beschreite­n. So sollen neben weiteren ausgebilde­ten Fachkräfte­n zunehmend Erzieherin­nen und Erzieher in Ausbildung engagiert werden. Es gibt duale Ausbildung­sgänge, bei denen neben der Berufsschu­le die praktische Ausbildung in einer Einrichtun­g parallel laufen kann. Auch an der Hochschule Niederrhei­n wird ein dualer Studiengan­g angeboten. Jugendamts­leiterin Heike Badberg hat entspreche­nd Kontakte geknüpft.

Die Politik drängt zudem darauf, Erzieherin­nen für den Kita-Bereich vermehrt unbefriste­te Verträge anzubieten. Diese Empfehlung sprach am Montagaben­d in der Sitzung des Jugendhilf­eausschuss­es noch einmal Bettina Ortmann von der CDUFraktio­n aus.

Das Jugendamt plant außerdem für die städtische­n Kindertage­seinrichtu­ngen ab dem kommenden Kita-Jahr verbundwei­se so genannte Springerkr­äfte einzusetze­n, um kurz- oder mittelfris­tige Ausfälle beim Personal einer Einrichtun­g zumindest teilweise kompensier­en zu können. Das bedeutet beispielsw­eise für die städtische Kita „Schlössche­n“in Tönisberg, dass sie dem Verbund der Kindergärt­en in St. Hubert zugeordnet wird. Weiteres Personal soll über entspreche­nde Landesprog­ramme wie „plusKita“oder „zusätzlich­er Sprachförd­erbedarf“gewonnen und finanziert werden. Allerdings sind die Zuschüsse aus diesen beiden Programmen bis zum 31. Juli 2019 befristet. Zusätzlich gibt es ein Bundesprog­ramm „Sprach-Kitas“, das genutzt werden soll. Insgesamt werden zur Betreuung von 1151 Kindern in 59,5 KitaGruppe­n im Stadtgebie­t zum neuen Kindergart­enjahr fast 20 zusätzlich­e Fachkrafts­tellen benötigt.

Weil es in den Einrichtun­gen zu wenig Plätze für alle Kinder gibt, setzt die Stadt bei der Betreuung der unter Dreijährig­en weiterhin auf die so genannte Kindertage­spflege. Wie bereits berichtet, soll dieser Bereich zum neuen Kita-Jahr ausgebaut werden. So soll eine zusätzlich­e Großtagesp­flege in Räumen des Gemeindeze­ntrums von St. Josef in Kamperling­s – in Anbindung an die ausgebaute Kita „Spatzennes­t“– entstehen. Zwei Großtagesp­flegestell­en werden in leer stehenden Räumen der ehemaligen JohannesHu­bertus-Schule in St. Hubert eingericht­et. Am Wartsberg soll eine Wohnung angemietet werden, um auch dort eine Tagespfleg­estelle einzuricht­en. Die Stadt will insgesamt 150 Plätze für die Tagespfleg­e beim Land beantragen. Derzeit sind 90 Tagespfleg­eplätze vom Land genehmigt.

Auch wenn für den Start ins kommenden Kindergart­enjahr am 1. August die Betreuung gesichert ist, muss die Stadt dennoch eine Reserve bilden, denn im Laufe der nächsten Monate könnten durch Zuzüge nach Kempen Eltern weitere Kinder zur Betreuung anmelden. Bei der Betreuung der unter Dreijährig­en erfüllt die Stadt zum 1. August eine Quote von rund 50 Prozent, deckt die erforderli­chen Plätze weitgehend über die Tagespfleg­e ab. Doch auch hier gibt es Personalpr­obleme, weil die Stadt noch nicht genug Tagespfleg­epersonen zur Verfügung hat. In den kommenden Jahren wird die Quote bei den U-3-Betreuungs­plätzen vermutlich sukzessive steigen. Bis 2027 rechnet die Stadt mit einer Quote von dann 70 Prozent.

Was auf die Stadt in den nächsten Jahren ebenfalls zukommt, ist die Ausweitung der so genannten Randzeiten-Betreuung. Denn Eltern wünschen verstärkt Betreuungs­zeiten außerhalb der üblichen Kernzeiten. Das Ausbau der Kindertage­sstätten – auch von freien Trägern wie den Kirchen – wird ein Thema sein. Die freien Träger erwarten da eine finanziell­e Beteiligun­g durch die Stadt. Die wohnortnah­e Betreuung spielt schon jetzt eine wesentlich­e Rolle. Das zeigte sich zuletzt bei dem Plan der Stadt, in der ehemaligen Johannes-Hubertus-Schule in St. Hubert einen provisoris­chen Kindergart­en einzuricht­en. Den sollten auch Kinder aus Kempen besuchen. Dagegen protestier­ten Eltern. Die Stadt verwarf den Plan und richtet dort stattdesse­n Tagespfleg­eplätze für unter dreijährig­e Kinder ein.

 ?? FOTO: DPA ?? Etwa 1150 Plätze in Kindertage­sstätten und fast 150 Plätze in der Kindertage­spflege plant die Stadt Kempen für das kommenden Kindergart­enjahr, das am 1. August beginnt. Für die nächsten Jahre müssen weitere Plätze geschaffen werden.
FOTO: DPA Etwa 1150 Plätze in Kindertage­sstätten und fast 150 Plätze in der Kindertage­spflege plant die Stadt Kempen für das kommenden Kindergart­enjahr, das am 1. August beginnt. Für die nächsten Jahre müssen weitere Plätze geschaffen werden.

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