Rheinische Post Krefeld Kempen

Impfgegner verhalten sich unsozial

- VON EVA QUADBECK VON THOMAS REISENER VON MARTIN KESSLER DER LETZTE FREIHÄNDLE­R WIRFT HIN, SEITE A 7

Es ist absurd, dass die viertgrößt­e Industrien­ation der Welt es nicht schafft, beim Thema Masern die Ziele der Weltgesund­heitsorgan­isation umzusetzen. Mit unserer Impfquote von unter 95 Prozent befinden wir uns in der Gesellscha­ft von Schwellenl­ändern mit unzureiche­ndem Gesundheit­ssystem und großer Armut.

Die Weltgesund­heitsorgan­isation hat sich aus gutem Grund das Ziel gesetzt, Masern wie einst Pest und Cholera auszurotte­n. Denn Masern sind eine lebensbedr­ohliche Krankheit. Wer sein Kind nicht gegen Masern impfen lässt, verhält sich unsozial. Er trägt dazu bei, dass die Viren immer wieder eine Chance bekommen, sich auszubreit­en.

Das im vergangene­n Sommer in Kraft getretene Gesetz, das Eltern noch engmaschig­er und verbindlic­her auf die notwendige­n Impfungen aufmerksam macht, ist der richtige Weg. Sollte diese Gesetzesve­rschärfung die Impfquote nicht erhöhen, dann muss noch einmal nachgelegt werden. Eine Impfpflich­t sollte der letzte Ausweg bleiben. Vorher gibt es die Möglichkei­t, nur geimpfte Kinder in Kitas aufzunehme­n. Diese Regelung müsste auch für privat betriebene Einrichtun­gen gelten, die öffentlich­e Zuschüsse erhalten. BERICHT WENIGER KINDER GEGEN MASERN GEIMPFT, TITELSEITE

IReuls Messlatte

m Landtagswa­hlkampf stempelten CDU und FDP den damaligen NRW-Innenminis­ter Ralf Jäger (SPD) noch als „Sicherheit­srisiko“ab. Aber so schlimm, wie die Opposition es dargestell­t hat, scheint es um die Sicherheit in NRW nun auch wieder nicht bestellt zu sein. Alle wichtigen Kriminalit­ätszahlen gingen 2017 deutlich zurück.

Trotzdem hat die neue Landesregi­erung die Sicherheit­spolitik verschärft. Mehr Videoüberw­achung, elektronis­che Fußfesseln und zusätzlich­e Polizisten sind Beispiele für geplante oder schon umgesetzte Maßnahmen der neuen „Null-ToleranzSt­rategie“von Schwarz-Gelb. Dieser Kurs ist richtig. Denn es gibt immer noch zuviel Kriminalit­ät in NRW.

Allerdings muss Reul künftig mit noch schneller sinkenden Kriminalit­ätszahlen auch belegen, dass seine Strategie wirkt. Denn der Staat schuldet den Bürgern nicht nur einen weitgehend sicheren Alltag. Er muss auch nachweisen, dass die Einschränk­ung von bürgerlich­en Freiheiten, die eine schärfere Sicherheit­spolitik immer bedeutet, in einem angemessen­en Verhältnis zum Sicherheit­sgewinn steht. BERICHT NRW IST SICHERER GEWORDEN, TITELSEITE

Trumps Vabanque-Spiel

Der Rücktritt des gemäßigten Trump-Beraters Gary Cohn markiert eine Zäsur. Der Direktor des Nationalen Wirtschaft­srats hatte zu Recht vor den undifferen­zierten Stahl- und Aluminiumz­öllen gewarnt. Er war beim US-Präsidente­n abgeblitzt, die Protektion­isten siegten auf ganzer Linie. Und Wirtschaft­sminister Wilbur Ross, zuvor Stahlindus­trieller, profitiert noch von der Abschottun­g.

Trump ist in Handelsfra­gen nur noch von Jasagern umgeben. Sie sind vom Irrglauben besessen, dass Nationen im Wettbewerb miteinande­r stehen und sie dabei alle Mittel anwenden müssten, um in einem Kampf aller gegen alle zu überleben. Das ist Kriegsrhet­orik und nicht Handelspol­itik. Denn richtig verstanden­e Globalisie­rung macht am Ende alle Beteiligte­n reicher. Das müsste die Botschaft sein.

Trumps gefährlich­e Zollpoliti­k wird die US-Volkswirts­chaft nicht sofort ärmer machen. Sie importiert nur zwölf Prozent, während Deutschlan­d fast 40 Prozent exportiert. Die EU sollte die Amerikaner bei den schmerzhaf­teren Dienstleis­tungen treffen. Das könnte die USA eher zum Einlenken bewegen. BERICHT

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