Rheinische Post Krefeld Kempen
Impfgegner verhalten sich unsozial
Es ist absurd, dass die viertgrößte Industrienation der Welt es nicht schafft, beim Thema Masern die Ziele der Weltgesundheitsorganisation umzusetzen. Mit unserer Impfquote von unter 95 Prozent befinden wir uns in der Gesellschaft von Schwellenländern mit unzureichendem Gesundheitssystem und großer Armut.
Die Weltgesundheitsorganisation hat sich aus gutem Grund das Ziel gesetzt, Masern wie einst Pest und Cholera auszurotten. Denn Masern sind eine lebensbedrohliche Krankheit. Wer sein Kind nicht gegen Masern impfen lässt, verhält sich unsozial. Er trägt dazu bei, dass die Viren immer wieder eine Chance bekommen, sich auszubreiten.
Das im vergangenen Sommer in Kraft getretene Gesetz, das Eltern noch engmaschiger und verbindlicher auf die notwendigen Impfungen aufmerksam macht, ist der richtige Weg. Sollte diese Gesetzesverschärfung die Impfquote nicht erhöhen, dann muss noch einmal nachgelegt werden. Eine Impfpflicht sollte der letzte Ausweg bleiben. Vorher gibt es die Möglichkeit, nur geimpfte Kinder in Kitas aufzunehmen. Diese Regelung müsste auch für privat betriebene Einrichtungen gelten, die öffentliche Zuschüsse erhalten. BERICHT WENIGER KINDER GEGEN MASERN GEIMPFT, TITELSEITE
IReuls Messlatte
m Landtagswahlkampf stempelten CDU und FDP den damaligen NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) noch als „Sicherheitsrisiko“ab. Aber so schlimm, wie die Opposition es dargestellt hat, scheint es um die Sicherheit in NRW nun auch wieder nicht bestellt zu sein. Alle wichtigen Kriminalitätszahlen gingen 2017 deutlich zurück.
Trotzdem hat die neue Landesregierung die Sicherheitspolitik verschärft. Mehr Videoüberwachung, elektronische Fußfesseln und zusätzliche Polizisten sind Beispiele für geplante oder schon umgesetzte Maßnahmen der neuen „Null-ToleranzStrategie“von Schwarz-Gelb. Dieser Kurs ist richtig. Denn es gibt immer noch zuviel Kriminalität in NRW.
Allerdings muss Reul künftig mit noch schneller sinkenden Kriminalitätszahlen auch belegen, dass seine Strategie wirkt. Denn der Staat schuldet den Bürgern nicht nur einen weitgehend sicheren Alltag. Er muss auch nachweisen, dass die Einschränkung von bürgerlichen Freiheiten, die eine schärfere Sicherheitspolitik immer bedeutet, in einem angemessenen Verhältnis zum Sicherheitsgewinn steht. BERICHT NRW IST SICHERER GEWORDEN, TITELSEITE
Trumps Vabanque-Spiel
Der Rücktritt des gemäßigten Trump-Beraters Gary Cohn markiert eine Zäsur. Der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats hatte zu Recht vor den undifferenzierten Stahl- und Aluminiumzöllen gewarnt. Er war beim US-Präsidenten abgeblitzt, die Protektionisten siegten auf ganzer Linie. Und Wirtschaftsminister Wilbur Ross, zuvor Stahlindustrieller, profitiert noch von der Abschottung.
Trump ist in Handelsfragen nur noch von Jasagern umgeben. Sie sind vom Irrglauben besessen, dass Nationen im Wettbewerb miteinander stehen und sie dabei alle Mittel anwenden müssten, um in einem Kampf aller gegen alle zu überleben. Das ist Kriegsrhetorik und nicht Handelspolitik. Denn richtig verstandene Globalisierung macht am Ende alle Beteiligten reicher. Das müsste die Botschaft sein.
Trumps gefährliche Zollpolitik wird die US-Volkswirtschaft nicht sofort ärmer machen. Sie importiert nur zwölf Prozent, während Deutschland fast 40 Prozent exportiert. Die EU sollte die Amerikaner bei den schmerzhafteren Dienstleistungen treffen. Das könnte die USA eher zum Einlenken bewegen. BERICHT