Rheinische Post Krefeld Kempen
Russland auf dem Weg zum Schurkenstaat
Der letzte Beweis dafür, dass Russland – ob nun offizielle Stellen oder einzelne Akteure – in den Giftanschlag auf britischem Boden verwickelt sind, wird nur schwer zu erbringen sein. Aber die Indizien scheinen erdrückend. Und der Verdächtige hat ein langes Strafregister. Seit einigen Jahren bricht Russland internationales Recht, es wird gelogen und getrickst, wenn es in die aggressive Strategie von Wladimir Putin passt. Eine Beteiligung an der Tat bestreitet man in Moskau zwar. Missbilligt wird der Mordversuch aber keineswegs. Allein das lässt schon tief blicken.
Der Giftanschlag könnte nun schnell zum Lackmus-Test für europäische Solidarität werden. Die EU-Partner sollten Großbritannien in diesem Konflikt vorbehaltlos unterstützen. Schließlich hätte die tückische Substanz aus der russischen Giftküche auch in Deutschland, Frankreich oder Holland versprüht werden können. Wir müssen jetzt zusammenstehen, um ein Zeichen zu setzen gegen ein Russland, das sich zusehends in einen Schurkenstaat verwandelt. Und natürlich muss man sich in dieser Situation die Frage stellen, ob man Putin unter solchen Umständen zu seinem Prestigeprojekt FußballWM verhelfen darf. Die Antwort liegt auf der Hand. BERICHT MOSKAU VERLANGT BEWEISE..., TITELSEITE
EEin wichtiger Besuch
s ist immer eine zwiespältige Angelegenheit, wenn hochrangige Politiker sogenannte Problemviertel aufsuchen. Was sie dort zu sehen bekommen, kann nur ein Ausschnitt der Realität sein und manchmal ist auch dieser noch geschönt.
So verhält es sich auch beim Besuch des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in DuisburgMarxloh. Natürlich fand auch dort vorher ein Großreinemachen statt, natürlich bekam Steinmeier vor allem solche Projekte zu sehen, die Anlass zur Hoffnung geben.
Trotzdem ist es richtig, dass sich Steinmeier auf seiner Reise durch Nordrhein-Westfalen nicht nur die schönen Ecken des Landes zeigen ließ. Hätte er dies getan, wäre die Kritik wohl noch heftiger ausgefallen. Wenn sich auch durch den Besuch des Staatsoberhaupts nicht gleich etwas in Marxloh spürbar verändern wird, so hat er damit all jenen, die dort wirken, Anerkennung gezollt und Mut gemacht. Und gleichzeitig hat der Bundespräsident ein Zeichen gesetzt, dass Marxloh ein Stadtteil ist, der nicht in Vergessenheit geraten darf. BERICHT
Trumps Weltsicht
Der Personalverschleiß unter dem Präsidenten Donald Trump, er schlägt schon jetzt alle Rekorde. Das Tempo, mit dem der Mann Schlüsselfiguren seines Kabinetts auswechselt, sucht seinesgleichen. Nach dem Wirtschaftsberater Gary Cohn, der vergebens vor protektionistische Schranken gewarnt hatte, setzt er seinem Außenminister den Stuhl vor die Tür. Mit Rex Tillerson muss ein Praktiker gehen, der – bei allen Fehlern, die er beging – für Augenmaß, pragmatische Wendigkeit und einen kühlen Kopf stand. Mike Pompeo, der bisherige CIA-Direktor, der ihn beerben soll, ist dagegen den Hardlinern zuzurechnen. Dass er auf Distanz zu seinem Chef geht, wie Tillerson es gelegentlich sogar in der Öffentlichkeit tat, ist von ihm nicht zu erwarten.
Sie ist kleiner geworden, die Zahl der Erwachsenen, die den rebellischen System-Sprenger Trump im Zweifelsfall vor törichten Fehlern bewahren, die ihn zurückführen auf eingefahrene Gleise. Der Präsident, so hat es zumindest den Anschein, umgibt sich zusehends mit Vertrauten, die seine Weltsicht ohne Abstriche teilen. Keine beruhigende Aussicht. BERICHT