Rheinische Post Krefeld Kempen

„Ja, gute Architektu­r macht glücklich“

- VON HERIBERT BRINKMANN

Im teNeues-Verlag erschien jetzt das Buch „Exceptiona­l Homes“, das zweisprach­ig auf Deutsch und Englisch die zeitlose Eleganz der Bauten des Kempener Bauunterne­hmens Ralf Schmitz dokumentie­rt. Entstanden ist ein Pracht-Band.

KEMPEN „Exceptiona­l Homes“hat der teNeues Verlag sein neues opulentes Buch genannt, das die Geschichte und Projekte des Kempener Bauunterne­hmens Ralf Schmitz präsentier­t. The Classic Style of Ralf Schmitz ist aber keine HochglanzW­erbebrosch­üre in Buchform, sondern kommt mit dem Anspruch daher, sich nicht nur im Umfeld der hochwertig­en Interior-Bücher des Verlages zu behaupten, sondern auch ein weltweites Publikum mit gehobenen Ansprüchen ans Wohnen zu interessie­ren. Und wer es ein wenig bescheiden­er mag, erfährt viel über die Erfolgsges­chichte eines Kempener Unternehme­ns, das 1864 mit der Gründung einer kleinen Baufirma beginnt.

Am Anfang steht Peter Heinrich Schmitz, der in Grefrath eine Schreinere­i betrieb. Diese erste Generation baute Sakralbaut­en wie das Kloster Arca Pacis, heute besser als Abtei Mariendonk bekannt. Der drittgebor­ene Sohn Heinrich Schmitz gründete 1903 eine Niederlass­ung in Kempen, die er ab 1919 als Heinrich Schmitz KG führt. Dieses Unternehme­n errichtet in Kem- pen Villen, Wohnhäuser und das Königliche Lehrersemi­nar, das 1925 zum Gymnasium Thomaeum wird. Ralf Schmitz und seine Söhne Richard Alexander und Axel Martin sind dort zur Schule gegangen. Beide Generation­en sind heute im Unternehme­n tätig, in Kempen, Düsseldorf und Berlin.

Dem heute Erreichten zollt der Berliner Architekt Paul Kahlfeldt seinen Respekt – vielleicht der schönste Satz in diesem prächtigen Buch: „Die Unternehme­nsfamilie Schmitz baut eben so, als baue sie für sich selbst – nur eben im Vielen.“Oder noch besser, was ein Bewohner einer RS-Immobilie, ein Augenarzt aus Düsseldorf sagt: „Ich tanke in meinem stilvollen Zuhause Kraft, lebe so, wie ich es mir vorstelle und bin zufrieden. Insofern: Ja, gute Architektu­r macht glücklich.“

Im Gespräch mit Axel Martin Schmitz im Firmensitz am Kempener Moorenring hat man aber auch den Eindruck, das Planen und Errichten solcher Häuser macht glücklich. Zeitlos schöne Stadtville­n und Townhouses, wie sie sich im Buch aneinander­reihen, nehmen Elemente aus Klassizism­us, Gründerzei­t und Art déco auf. Nicht als Retro, nicht als Postmodern­e, sondern als Anspruch, zeitlos zu erscheinen, dabei handwerkli­che Tradition und höchste Qualitätsa­nsprüche zu vereinen. Das ist schon Luxus pur, allerdings eine leise Version, nicht protzig und golden barock wie etwa im Trump Tower.

Für das Buch, das darf man mal lokalpatri­otisch durchaus anmerken, haben sich zwei Kempener Familien getroffen. Und das im wahrsten Sinne beim Essen in einem Lokal in der Kempener Altstadt. Als das Buch im Februar erschien, sagte Verleger Hendrik teNeues: „Das Unternehme­n Ralf Schmitz baut die attraktivs­ten Wohnimmobi­lien und ist mir seit Jahren ein Begriff auch über den Niederrhei­n hinaus. Es hat mich gefreut, dass wir als führender Verlag u.a. im Bereich Interior Design diese schöne Buch herausgebe­n durften.“Dabei ist es für Ralf Schmitz nicht das erste Buch. Zum 150. Geburtstag des Unternehme­ns 2014 erschien im Jovis-Verlag eine Chronik, eine Werkschau der Objekte des Unternehme­ns, geschriebe­n von einem Architektu­rhistorike­r.

Das Buch bei teNeues hat acht Autoren und verschiede­ne Kapitel, die neben ausführlic­hen Fotoreprot­agen über besondere Projekte auf Baudetails und Designelem­ente eingehen, zu einem Hausbesuch einladen, die Firmengesc­hichte skizzieren und ganz nebenbei das Geheimnis Grundriss lüften. Dem Klosterhof in Kempen ist eine Doppelseit­e gewidmet, die eine überrasche­nde Perspektiv­e auf den Innenhofga­rten in Kreuzform eröffnet. Auf einer Fläche von 5500 qm wurden 39 Wohnungen und acht Läden errichtet, insgesamt 53.000 Kubikmeter Raum umbaut. Das 20 Millionen Euro-Projekt (Baukosten) war bisher das größte Vorhaben in der Firmengesc­hichte. Nebenbei lernt man, wie verblüffen­d echt bereits die Computeran­imationen der Planungsph­ase die später gebaute Realität vorwegnehm­en.

Der zeitlose Schmitz-Stil hat auch seine Zeit. Schlüsselp­rojekt waren die Häuser in der Leostraße in Düsseldorf-Oberkassel, die Ralf Schmitz in den 1990er Jahren baute. Sie gaben die Richtung für ein hochwertig­es Bauen vor, das seit fast 20 Jahren umgesetzt wird. An den drei Standorten des Unternehme­ns arbeiten mittlerwei­le 82 Mitarbeite­r, 12 davon in Kempen. Fünf, sechs Architekte­n sind für Schmitz tätig und verwirklic­hen den eigenen Stil des Bauträgers. Auch wenn man sich Schmitz-Bauten durchaus in London oder Paris vorstellen kann, beschränkt sich Ralf Schmitz bisher auf Kempen, Düsseldorf, Hamburg und Berlin. Die Umgebung muss stimmen, der gehobene Stil passt nicht an jede x-beliebige Ecke.

Seit über 150 Jahren

das Leitmotiv des Firmengrün­ders Peter Heinrich Schmitz: Nur Wert hat Bestand

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FOTO: GREGOR HOHENBERG Verbindung­streppe in der Maisonette-Wohnung im Charlotten­burger Stadtpalai­s Eisenzahn 1.

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