Rheinische Post Krefeld Kempen

Stefan Krämer neuer KFC-Trainer

- VON THOMAS SCHULZE

Nach vier Pflichtspi­elen ohne Sieg trennt sich Fußball-Regionalli­gist KFC Uerdingen von Trainer Michael Wiesinger. Sein Nachfolger fährt bereits heute mit der Mannschaft nach Rödinghaus­en, wo morgen das nächste Spiel ansteht.

Ein Hauch von Abschied wehte gestern Mittag über den Sportpark Oppum, als Trainer Michael Wiesinger zum letzten Mal mit der Mannschaft arbeitete. Gesagt hat es keiner, vielleicht wurde hinter der Hand darüber gesprochen, doch jeder hat es gespürt: das Ende der Zusammenar­beit naht. Am Nachmittag wurde es dann offiziell verkündet: Der KFC Uerdingen entbindet Trainer Wiesinger von seinen Aufgaben und hat Stefan Krämer als Nachfolger verpflicht­et.

Krämer, das ist in mancherlei Hinsicht eine Art Gegenentwu­rf zu Wiesinger. Der Bayer war ein sehr guter Spieler, Champions-League-Sieger mit Bayern München, Trainer in Ingolstadt, Nürnberg und Elversberg. Er galt als introverti­ert und taugte nicht zum Liebling der Fans.

Krämer ist anders. Der 50-Jährige hat es als Spieler nur bis in die Oberliga gebracht, doch dann auf anderen Gebie

ten ge- glänzt. Im März 2011 legte er seine Prüfung zum Fußball-Lehrer an der Hennes-Weisweiler-Akademie als Viertbeste­r seines Jahrgangs ab. Acht Monate später wurde er Trainer in Bielefeld und führte die Arminia in die zweite Liga. Neben dem Erfolg sorgte er für Furore, indem er ein Verspreche­n einlöste, das er für den Fall des Aufstiegs gegeben hatte: Er ließ sich eine Arminia-Fahne auf die linke Brust tätowieren. Dass er während des Studiums in Kölner Kneipen als DJ auflegte, erscheint da fast schon normal.

KFC-Präsident Mikhail Ponomarev hatte Krämer, der im Oktober beim Drittligis­ten Rot-Weiß Erfurt entlassen wurde, schon länger im Visier. „Allerdings hatte sich bislang nie die Gelegenhei­t zu einer Zusammenar­beit ergeben“, sagt Ponomarev, der sich bereits am Mittwoch in Düsseldorf mit Krämer getroffen hatte.

Dem KFC-Präsidente­n war bereits am Dienstag der Kragen geplatzt. Verärgert sah er auf der Tribüne an der Hafenstraß­e, wie seine Mannschaft 90 Minuten lang bei Rot-Weiss Essen aussichtsl­os 0:2 zurück lag. Während die Fans nach dem Doppelschl­ag in der Schlussmin­ute den glückliche­n Punktgewin­n feierten, stürmte Ponomarev nach dem Schlusspfi­ff in die Kabine und gab den Spielern deutlich zu verstehen, dass er mit der Leistung nicht zufrieden ist. Wiesinger hielt dagegen: „Ich nehme den Punkt gern. Die Mannschaft hat Moral bewiesen.“Spätestens seit dieser Begebenhei­t

standen die Zeichen auf Trennung. Schließlic­h ist der KFC in diesem Jahr noch ohne Pflichtspi­elsieg. Dem PokalAus gegen Rot-Weiß Oberhausen folgten drei Unentschie­den in der Liga in Wattensche­id (3:3), gegen Verl (1:1) und in Essen (2:2).

Die Mannschaft, die am Vormittag trainiert und anschließe­nd frei hatte, wurde von Geschäftsf­ührer Nikolas Weinhart über den Trainerwec­hsel informiert. Heute Mittag wird Krämer dem Team vorgestell­t. Der Kapitän kennt ihn schon: Mario Erb war in der vergangene­n Saison Spieler in Erfurt und dürfte in der Personalan­gelegenhei­t zumindest einmal gehört worden sein.

Nach einem kurzen Training heute Mittag fährt die Mannschaft bereits nach Rödinghaus­en. Die normalerwe­ise zweieinhal­b Stunden lange Busfahrt in Richtung Niedersach­sen kann an einem Freitag bei Regen auch deutlich länger dauern. Zeit, die Krämer sicherlich nutzen wird, um mit den Spielern zu sprechen und sie kennen zu lernen. Auch die Spieler haben in den vergangene­n 48 Stunden viel erlebt. war. Das aber ist notwendig, um gute Arbeit zu leisten und erfolgreic­h zu sein. Ob der Zeitpunkt richtig ist? Er ist angemessen. Zwar ist Viktoria Köln im Kampf um die Meistersch­aft schon ein gutes Stück enteilt, vielleicht sogar bereits eine Vorentsche­idung gefallen, doch wäre es verfrüht und auch fatal, jetzt abzuschenk­en und die Saison austrudeln zu lassen. So ist eine doppelte Hoffnung mit dem Trainerwec­hsel verknüpft: die Viktoria doch noch einmal anzugreife­n, vor allem aber einen Mentalität­swechsel herbei zu führen. Weit aufwärts kann es beim Tabellenzw­eiten nicht gehen.

Thomas Schulze

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FOTO: IMAGO Stefan Krämer

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