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KULTURTIPPS
Dokumentation über Punk-Ikone Herrlich gaga: das Debüt von Roxy Music Theater total spielt „Romeo und Julia“
Rock-Dokumentation Vor zwei Jahren überraschte Punk-Ikone Iggy Pop die Musikwelt mit einem ungewöhnlichen Comeback. Zusammen mit einer jungen Band um Joshua Homme (Queens Of The Stone Age) hatte der damals 69Jährige mit „Post Pop Depression“ein Album veröffentlicht, das vielen als eines seiner besten gilt. Wie es zu der ungewöhnlichen Kollaboration kam, die schließlich in eine umjubelte Tournee mündete, zeigt der Dokumentarfilm „American Valhalla“, jetzt auf DVD erschienen. Die Arbeiten am Album, die Vorbereitung auf die Tour – festgehalten mit zahlreichen Interviews und Konzertmitschnitten – sind allerdings nur ein Thema der Dokumentation. Ein weiteres und umso interessanteres: Respekt und Freundschaft, die aus Liebe zur Musik entstehen. Emotionaler Höhepunkt: Iggy Pop spricht über den Tod seines Freundes David Bowie. In diesen Momenten wirkt der Film wie ein Vermächtnis. Markus Balser Klassiker Die Debüt-LP von Roxy Music aus dem Jahr 1972 ist soeben in einer dieser luxuriösen Ausgaben erschienen, mit denen immer mal wieder an dieses oder jenes bahnbrechende oder zumindest halbbedeutende Werk der Musikgeschichte erinnert wird. Das ist eine schöne Gelegenheit, noch einmal etwas total Wichtiges in die Welt zu rufen: Diese Band ist unfassbar toll!
Sie konnten damals eigentlich gar keine Instrumente spielen, aber das Schöne am Pop ist ja, dass der Wille entscheidet und dass Dilettantismus kein Nachteil ist, wenn er denn gut verkleidet daherkommt. Und verkleidet waren sie ganz wunderbar. Bryan Ferry trug die Haare auf die Seite geleckt, Brian Eno kombinierte goldene Hosen und Hemden mit Raubtier-Print, und wer sich die Bandfotos im Booklet ansieht, weiß gleich: Es kommt auf die Haltung an. Roxy Music sahen lächerlich aus, aber sie trugen es mit Fassung, und der Krach, den sie produzierten, hatte soviel Stil, dass man gar nicht anders konnte, als sie zu mögen.
Nur eine Woche haben sie für die Aufnahme des Albums gebraucht, genügt ja auch, der erste Versuch ist ohnehin meist der beste. Die Hits heißen „Re-Make/Re-Model“und „Ladytron“, und obwohl „Virginia Plain“erst nachträglich als Single er- Theater Zehn Monate miteinander leben, die eigenen Talente entdecken und Theater machen, das ist die Idee von „Theater total“. Junge Menschen durchlaufen bei dem Bochumer Projekt unter der Regie von Barbara Wollrath-Kramer Tätigkeiten, die auf und hinter der Bühne anfallen. Der Stundenplan umfasst etwa Tanz, Schauspiel, Dramaturgie, Gesang, Fechten, Zeichnen, Malen, Entwurf und Anfertigung von Bühnenbild und Kostümen, Schneidern, Schreinern, Metallbau , Tourneeorganisation und so fort. Das Mittagessen wird täglich gemeinsam zubereitet. Nach einem Monat zeigt Theater total eine Tanzperformance, in der restlichen Zeit wird eine große Inszenierung einstudiert, mit der die Teilnehmer dann auf Tournee gehen. In diesem Jahr ist das „Romeo und Julia“. Nach der Premiere in Bochum ist das Stück am 13. April in der Stadthalle Kleve zu Gast. Im Sommer kehrt die Arbeit dann nochmals nach Bochum zurück. Dorothee Krings Theater total spielt „Romeo und Julia“am 13. April in Kleve, viele weitere Termine in ganz NRW unter www.theatertotal.de schien, findet man es auf der Neuausgabe, wobei das allerbeste Lied „If There Is Something“ist. Bryan Ferry, der in seiner weiteren Karriere den Weltrekord im Abspreizen des linken kleinen Fingers gebrochen hat und ansonsten die beste Frisur des Pop trägt und als Krawattenmann des Jahrhunderts gilt, hat die meisten Stücke dieser Platte später noch einmal alleine einge- spielt. Dem Dandy geht es nun mal um fortlaufende Überprüfung und Revision des Schönen, so ist er halt.
Die Dame auf dem berühmten Cover ist übrigens Kari-Ann Muller, die spätere Ehefrau von Chris Jagger, dem Bruder von Mick. Ein anderes Cover von Roxy Music zierte dann Jerry Hall, die damalige Partnerin von Bryan Ferry, die indes bald mit Mick Jagger zusammenkam. Bryan Ferry wiederum heiratete schließlich eine Freundin des eigenen Sohnes, und so gaga, grell und eins drüber wie sich all diese Fakten lesen, klingt auch diese Platte.
Philipp Holstein