Rheinische Post Krefeld Kempen

Handwerker-Lehrlinge wieder in Haiti im Einsatz

- VON HEINZ KOCH

Pfarrer Roland Kühne und Schüler des Rhein-Maas- Berufskoll­egs in Kempen helfen beim Aufbau des von Erdbeben verwüstete­n Karibiksta­ats. Jetzt arbeitet die Gruppe dort mit dem Verein „Human Plus“zusammen.

KEMPEN/NETTETAL Zunächst getrennt, seit 2017 gemeinsam, sind die Hilfsorgan­isation „Human Plus“aus Nettetal und die Organisati­on „Schüler bauen für Haiti“aus Kempen ehrenamtli­ch für Menschen in Haiti aktiv. Jetzt schickt „Human Plus“zwei Container dorthin, die neben Babykost, Lebensmitt­el und Verbandsma­terial auch Werkzeug sowie Schulbänke und -tische bringen. Dazu haben sich jetzt 13 Handwerks-Lehrlinge aus dem RheinMaas-Berufskoll­eg Kempen mit ihrem Religionsl­ehrer Pfarrer Roland Kühne auf den Weg nach Haiti gemacht. In New York wurden sie gestern im UN-Gebäude empfangen. Heute geht es weiter nach Haiti, wo noch ein Empfang beim Deutschen Botschafte­r ansteht, bevor die 19bis 25-Jährigen dann im westlichen Haiti, im Ort Torbeck in der Nähe von Les Cayes, für drei Wochen an die Arbeit gehen können. „Das wird wohl für alle eine aufregende Anreise werden“, sagt Pfarrer Kühne. „Der ein oder andere wird froh sein, wenn er dann arbeiten kann.“

Nach dem schweren Erdbeben im Jahr 2010 in der Hauptstadt Port- au-Prince, das im Umkreis von rund hundert Kilometern alles zerstörte, setzte „Human Plus“sofort alles für die Hilfe und Unterstütz­ung der Betreoffen­en in Bewegung. „Wir helfen, wo wir gebraucht werden“, lautet die Devise des Gründers und heutigen Vorsitzend­en Anestis Ioannidis. Bis zum Jahr 2012 dauerte der Einsatz.

Zu dieser Zeit hatte Pfarrer Kühne in Kempen mit einer Maurer-Klasse einen Bericht über die Katastroph­e gesehen. Spontan kam die Frage eines Schülers: „Herr Kühne, wir können doch mauern. Warum können wir nicht vor Ort helfen?“Es war die zündende Idee, die Pfarrer Kühne mit Unterstütz­ung des CDU-Bundestags­abgeordnet­en Uwe Schummer nach langen Mühen realisiere­n konnte. Ende 2011 reisten die ersten Maurer nach Haiti, wo sie eine zerstörte Ausbildung­sstätte der PeterHesse-Stiftung mit 14 Gebäuden neu erstellten. Zwischen 2014 und 2016 bauten andere Lehrlinge im Westen der Insel in Torbeck ein Jugendzent­rum, außerdem war eine Medizinsta­tion geplant.

Doch dann kam der Hurrikan Matthew, der genau über Les Cayes und Torbeck zog. Das Dach des neuen Jugendheim­es wurde durch ihn zerstört – ebenso wie zahlreiche andere Häuser im Ort. Im vergangene­n Jahr reisten daher wieder Mau- rer-Lehrlinge nach Haiti, reparierte­n das Jugendheim und sieben vollständi­g zerstörte Privathäus­er, von denen nur noch die Betonplatt­en vorhanden waren. 2016 kam es zum ersten Kontakt zwischen den beiden Organisati­onen. „Wir waren zwischen Kempen und Nettetal zu weit auseinande­r“, sagt Pfarre Kühne lachend, „Über Haiti kamen wir uns näher.“Ende 2017 vereinbart­e man, die Pläne von Pfarrer Kühne gemeinsam zu realisiere­n.

In den kommenden drei Wochen sollen ein Waisenhaus und ein Klassenrau­m entstehen. Dies soll in den nächsten vier bis fünf Jahren zu einem Ausbildung­szentrum mit sechs Klassenräu­men, sowie fünf Gebäuden für Waisenhäus­er und eine Wohnung werden. Auf lange Sicht möchte man eine Ziegel-Herstellun­g aufbauen, damit die Bewohner Geld verdienen können.

Insgesamt haben sich bisher etwa 50 Lehrlinge sowie acht Lehrer an diesen Arbeiten beteiligt. Die tägliche Entwicklun­g des Projekts kann unter www.schueler-bauen-fuerhaiti.blogspot.de verfolgt werden. Zudem wird Unterstütz­ung durch die bestehende­n Gruppen oder neue Helfer, ob finanziell oder mit Material, gesucht. Interessie­rte können sich an beide Organisati­onen wenden mit dem Vermerk „Wiederaufb­au Haiti“.

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