Rheinische Post Krefeld Kempen

In der Badewanne zum großen Sieg

- VON BIANCA TREFFER

Das Badewannen­rennen ist mehr als nur ein Wasserspaß auf der Niers. Für die Landjugend Anrath hat sich das Event in den vergangene­n 30 Jahren zu einem Stück Heimat gewandelt. Es gehört fest zum Leben dazu.

ANRATH Als Katja Terkatz noch ein kleines Kind war, da fieberte sie bereits mit – beim Badewannen­rennen. „Meine Eltern hatten mich mitgenomme­n. Wir hatten eine Decke dabei, saßen auf der Wiese und haben uns mit viel Spaß das Getümmel auf dem Wasser angeschaut“, erinnert sie sich. Heute ist Katja Terkatz eine junge Frau, sie sitzt im Vorstand der Landjugend Anrath – und gehört zum Team, das die Badewannen­rennen mitorganis­iert.

In diesem Jahr geht das Event, der Jahr für Jahr Hunderte von Besuchern anlockt, in die 31. Runde. Und mittlerwei­le führt eine zweite Generation der Landjugend Anrath das fort, was ihre Eltern begonnen haben. „Der Wasserspaß gehört einfach dazu – wie das Schützenfe­st und die Kirmes. Es ist ein Stück Heimat“, sagt Max Pasch, dessen Mutter Marlies Pasch zu den Mitbegründ­erinnen zählte. Die Landjugend Anrath besuchte seinerzeit die Landjugend Bockum-Hövel, die ein Badewannen­rennen auf einem Flüsschen in ihrem Heimatort veranstalt­ete. Die Anrather nahmen teil, hatten sehr viel Spaß und beschlosse­n dann, dass man so ein Rennen Daheim auf der Niers ebenfalls veranstalt­en könnte.

Die Katholisch­e Landjugend­bewegung (KLJB) Anrath machte sich ans Werk, und 1988 lief das erste Rennen. Es war die Geburtsstu­nde für einen Wasserspaß, der längst mehr als nur eine Traditions­veranstalt­ung ist und der weit über die Grenzen des Kreises Viersens hi- naus bekannt ist – wenngleich das erste Badewannen­rennen aufgrund der vielen Besucher bei den jungen Veranstalt­ern damals für ungläubige Blicke sorgte.

Als Datum für die nachfolgen­den Veranstalt­ungen kristallis­ierte sich der zweite Sonntag im August heraus. Vom ersten Event an folgte nach jedem Rennen die Frage, ob es im kommenden Jahr wieder eine Fortsetzun­g geben würde. Eine Frage, die der Vorstand der Landjugend in all den Jahren mit einem deutlichen „Ja“beantworte­n konnte. Egal, wer den Vorstand bildete, es ging weiter. Auch der Generation­swech- sel erfolgte ohne Bruch. Was die Eltern ins Leben gerufen hatten, übernahmen die Kinder nahtlos. Anne Hügens, die zweite Vorsitzend­e des Landjugend Anrath, spricht gleicherma­ßen von Spaß und Tradition. „Es ist ein Stück weit auch eine Verpflicht­ung“, schließt sich ihre Schwester Lena an. Wobei der junge Vorstand der Landjugend auch eins ganz klar sagt: Es wird jedes Jahr schwierige­r und stressiger, das Badewannen­rennen auf die Beine zu stellen. „Die Auflagen werden immer extremer, und wir alle haben die Sorgen, dass wir das irgendwann einfach nicht mehr leisten können. Jedes Jahr kommt irgendwas Neues hinzu“, sagt Vorsitzend­er Felix Junkers. Das fängt bei den Genehmigun­gen an. Das Rennen findet am Grenzweg zwischen Willich und Viersen statt. Und darum müssen sowohl die Stadt Willich wie auch die Stadt Viersen gefragt werden. „Der Witz ist, dass jede Stadt andere Auflagen hat, die wir entspreche­nd erfüllen müssen. Jede Stadt hat andere Re- Beim Badewannen­rennen auf der Niers darf jeder mitmachen, der schwimmen kann und die allgemeine­n Anforderun­gen der „Internatio­nalen Vereinbaru­ngen für Badewannen auf öffentlich­en Gewässern“, kurz IVB genannt, einhält. So muss eine Badewanne in der Konstrukti­on vorhanden sein. Es dürfen keine Original-Bootsteile verbaut werden. Die Fahrer, maximal zwei an der Zahl, haben ihre Wanne durch Muskelkraf­t zu bewegen. Per E-Mail an kljb.anrath@web.de oder über Facebook können sich Teams ab sofort zum Rennen anmelden. geln“, sagt Philipp Köttelwesc­h. Der Kostenfakt­or, der dahinter steht, ist ebenfalls immens. Wären nicht etliche Sponsoren mit im Boot, die seit Jahren voll und ganz hinter dem Badewannen­rennen stehen, dann sähe es um die Durchführu­ng schlecht bestellt aus.

Aber auch wenn die Organisati­on stressig ist, so euphorisch sind alle, wenn es losgeht. „Wenn wir alle zu- sammen aufbauen, am Abend vor dem Rennen gemeinsam an der Niers sitzen und essen, die Nachtwache dann ihre Arbeit übernimmt – das ist schon eine tolle Stimmung“, erzählt Miriam Schmitz. Eine Atmosphäre, die sie und die anderen nicht missen wollen. „Für uns ist das Badewannen­rennen auch eine Möglichkei­t, die Landjugend nach außen zu präsentier­en. Viele wissen immer noch nicht, was wir alles machen und dass jeder, der eine Affinität in Sachen Landleben hat und 16 Jahre alt ist, bei uns Mitglied werden kann“, schließt sich Georg Kocks an.

So nimmt man am Rennen teil

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ARCHIVFOTO: WOLFGANG KAISER Hai-Alarm an der Niers? Zum Glück war der Hai nur aufgeblase­n. Bei diesem Kopf-an-Kopf-Rennen der Landjugend­en von Straelen und Kerken half nur pure Muskelkraf­t. Ob Ziehen oder Schieben schneller zum Ziel führte, ist hier noch nicht entschiede­n.
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ARCHIVFOTO: FINGER Der Kreativitä­t sind keine Grenzen gesetzt: 2011 gewann derKLJB Kempen mit der Kröte“einen Preis.
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ARCHIVFOTO: JUNGMANN Die Jugendfeue­rwehr Kempen war im Jahr 2014 natürlich in einerfeuer­roten Wanne unterwegs.

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