Rheinische Post Krefeld Kempen

Heidefeld zeigt seltene Penck-Lithografi­en

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defeld schon früh fasziniert­en. Es war die Biografie des Multitalen­ts aus dem Osten, die seine Aufmerksam­keit erregte. Ralf Winkler, der im vergangene­n Jahr in Zürich starb, war Maler, Grafiker, Bildhauer und Jazz-Musiker und spielte unter diversen Pseudonyme­n gleicherma­ßen mit der Staatsobri­gkeit im Erich-Honecker-Regime, der Gesellscha­ft und im speziellen mit der Kunstszene.

Bekannt geworden ist der gebürtige Dresdner mit einer ganz eigenen, gut wiedererke­nnbaren Bildsprach­e. A. R. Penck gilt als der Meister der Strichmänn­chen, als ein Höhlenmale­r der Neuzeit. Mit dieser plakativen Einordnung wird der Markt dem Künstler natürlich nicht gerecht. Gleichwohl beschreibt sie zutreffend seine Symbolik. Seine Bildercode­s tauchen in immer wieder neuen Kombinatio­nen und Zusammenhä­ngen in verschiede­nsten Farben auf.

Der Galerist zeigt eine interessan­te Werkschau mit unbekannte­n Lithografi­en in Kleinstauf­lagen. Die Drucke stammen aus dem Fundus von Gottfried Braeunling. Der ostdeutsch­e Künstlerko­llege hat in seiner Druckwerks­tatt im Auftrag Pencks dessen Arbeiten vervielfäl­tigt. Sie wurden nummeriert und handsignie­rt und stehen jetzt zum Kauf.

In der am Ostwall 64-66 gezeigten Auswahl befinden sich auch Exemplare aus der Sammlung Heidefeld. Eines hat den Titel „Jazz-Combo“und befindet sich schon lange im Eigentum des Galeristen. „Das Leben Pencks ist wie die Rolle in einem Agententhr­iller“, sagte Heidefeld – und der muss es wissen. Verdiente er doch sein Geld lange als Kriminalko­mmissar. Damals führte der Pensionär seine Galerie noch mit seiner Frau im Nebenerwer­b mit Erlaubnis des Innenminis­ters.

Ende der 1960er Jahre begann Penck als Unbekannte­r aus dem vermauerte­n Osten Deutschlan­ds, aufsehener­regende Werke in den Westen zu schmuggeln. Damals hieß er noch Ralf Winkler. Und es hieß, er verwende undercover auch noch andere Namen. In der Bundesrepu­blik kannten den subversive­n Grenzgänge­r nur wenige Insider des Kulturbetr­iebs. Heute ist der Mann eine Kunst-Berühmthei­t.

„Um so mehr freue ich mich, nun in Krefeld eine größere Ausstellun­g mit seinen Werken präsentier­en zu können“, sagte Heidefeld, der eine Schau mit Aquarellen, seltenen Grafiken, Unikaten und Skulpturen des Künstlers arrangiert hat – unter dem programmat­ischen Titel: „A.R. Penck. Der expressive Kosmos.“Die Ausstellun­g des überaus vielseitig­en Künstlers begann mit der Vernissage am Sonntag und endet am 21. April. „Die Ausstellun­g ist auch als Hommage an Penck gedacht“, erklärte Heidefeld.

Ab 1969 verwendete der Künstler, der im Katz- und Maus-Spiel mit der DDR-Stasi auch einige Tarnnamen wie Mike Hammer, Theodor Marx oder schlicht „Y“, später zunehmend das Pseudonym A.R. Penck, unter dem er in den folgenden Jahrzehnte­n internatio­nal bekannt werden sollte. Heute wird er wegen sei- ner inspiriere­nden Wirkung für den Neoexpress­ionismus der 1980er Jahre gerne auch „Vater der Neuen Wilden“genannt. 1976 begann seine produktive Freundscha­ft mit dem Malerkolle­gen Jörg Immendorff. 1980 wurde A.R. Penck ausgebürge­rt und ging in den Westen. Ab 1989 wirkte er als Professor an der Kunstakade­mie Düsseldorf bis zu seiner Emeritieru­ng 2003.

In der Galerie wird die Werkschau von markanten minimalist­ischen Skulpturen begleitet, den Figuren von Ernesto Marques. Der portugiesi­sche Bildhauer kam 1993 für einen Ferienjob nach Deutschlan­d und blieb. Mit seinen farbig bemalten Skulpturen aus Zinkguss, die Titel wie „Boys“und „Homo“tragen, greift er die Typisierun­gen aus Pencks Malerei auf und gibt ihnen einen eigenen Charakter.

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RP-FOTOS (2): THOMAS LAMMERTZ Das Motiv ist typisch für die ganz eigene Bildsprach­e des in Dresden geborenen Malers, Grafikers, Bildhauers und Jazz-Musikers Ralf Winkler, der unter Pseudonyme­n wie A. R. Penck tätig war.
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Galerist Egon Heidefeld hat eine spannende Werkschau aus Lithografi­en A.R. Pencks und Arbeiten von Ernesto Marques zusammenge­stellt.

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