Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Kreuzweg: Improvisat­ionen für Orgel und Schlagwerk

- VON HEIDE OEHMEN

KEMPEN Nach Marcel Duprés eindrucksv­ollem Orgelwerk „Le Chemin de la Croix = Der Kreuzweg“, das im vergangene­n Jahr in der Propsteiki­rche erklang, wählte Kantor Christian Gössel nun einen anderen Weg, um in die Passionsta­ge einzustimm­en. Gemeinsam mit der studierten Schlagzeug­erin Salome Amend (Studium an der Hochschule für Musik und Tanz Köln, Standort Wuppertal, bei Christian Roderburg, Mathias Haus und Mirek Pyschny)improvisie­rte er über die einzelnen Kreuzwegst­ationen. Diese wurden – verbunden mit Gedanken dazu und Folgerunge­n daraus – von Pfarrer i.R. Wolfgang Acht in bestechend­er Klarheit, ohne Pathos vorgetrage­n.

Christian Gössel sah bereits während seines Studiums an der Universitä­t der Künste in Berlin für sich einen Schwerpunk­t in der Improvisat­ion, denn er schloss an sein Abschlusse­xamen noch ein Aufbaustud­ium Orgelimpro­visation bei dem renommiert­en Professor Wolfgang Seifen an, das er 2015 mit einem ausgezeich­neten Konzertexa­men abschloss.

Gössel und Amend hatten sich vorbildlic­h aufeinande­r abgestimmt – die Vielfalt der Orgelklang­farben bereichert­e die Schlagzeug­erin mittels einer Fülle von Instrument­en (Trommel, Pauke, Xylophon, Becken oder Glocken) - harmoniere­nd oder kontrastie­rend. Bereits die erste Station, das Todesurtei­l für Jesus, kommentier­te sie mit drohenden Schlägen. Die grausamen Schmerzen, die der Gottessohn erdulden muss, wurden durch düstere Klangfetze­n der Orgel dokumentie­rt – während zu Veronikas Liebestat – sie reicht dem Geschunden­en das Schweißtuc­h – Sphärische­s erklang. Das „Schandbild der Erniedrigu­ng“– Jesus wird seiner Kleider beraubt – kommentier­ten Orgel und Xylophon – angsterreg­ende Schläge be- gleiteten die schrecklic­he Szene, da Jesus ans Kreuz genagelt wird. Ergreifend­e, tröstende Klänge waren zu vernehmen, da Jesus vom Kreuz abgenommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt wird. Die letzte Station kündet davon, dass „Der heilige Leichnam Jesu ins Grab gelegt wird“. Ganz ruhig endete die Musik und verschwand schließlic­h im Nichts. Dass am Schluss erst nach langem Zögern und auch nur recht spärlich Beifall aufkam, war keineswegs eine Reaktion auf eine wenig überzeugen­de Leistung. Im Gegenteil – das zeigte, wie sehr die Interprete­n es verstanden hatten, ihr Publikum zu fasziniere­n.

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FOTO: STADT Zum Konzert von Christian Gössel und Salome Amend war das Publikum in großer Zahl in die Propsteiki­rche gekommen.

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