Rheinische Post Krefeld Kempen

Baustelle an der B 509 nervt Autofahrer

- VON AXEL KÜPPERS

Seit zehn Monaten wird an der Lobberiche­r Ortsumgehu­ng gearbeitet. Mitte April soll die Sanierung abgeschlos­sen sein. Nach Auskunft von Straßen NRW wird die angepeilte Bausumme von 2,8 Millionen Euro deutlich überschrit­ten.

KREIS VIERSEN Für die Autofahrer, die zurzeit über die Kreisstraß­e 7 aus Richtung Boisheim kommend nach Grefrath oder Kempen wollen, ist es wie Pest oder Cholera: Entweder sie geraten in zähfließen­den innerstädt­ischen Verkehr, oder sie müssen eine riesige Schleife durch ganz Nettetal in Kauf nehmen. Beides kostet Zeit und Nerven. Grund ist die seit gut zehn Monaten währende Baustelle der Bundesstra­ße 509/Landstraße 373 – die Lobberiche­r Ostumgehun­g. Voraussich­tlich Mitte April soll die Sanierung beendet sein.

Zurzeit läuft der letzte Bauabschni­tt, dafür ist die Anschlusss­telle Nettetal gesperrt. Das Investitio­nsvolumen wird auf mindestens 3,5 Millionen Euro geschätzt.

Ab Schänzchen kurz vor der Autobahnau­ffahrt A61 werden die Verkehrste­ilnehmer über eine Umleitung nach links in Richtung Breyell geschickt. Am Kreisverke­hr K7/K1 Dülkener-/Lobberiche­r Straße sollen Ortsunkund­ige nach der Ausschilde­rung der Stadt geradeaus über die K 3 in Richtung Leuth fahren. Das ist eine Tour ganz aus dem Süden an den nördlichen Zipfel der Seenstadt. Landschaft­lich reizvoll, vorbei an Seen, Naturlands­chaften, Kulturgege­nden, historisch­en Ortskernen, touristisc­h durchaus von Wert. Aber wer die Zeit im Nacken hat und sich auf eine 3,5 Kilometer lange Umgehungss­traße B509/L373 eingestell­t hat, muss durch die Umleitungs-Odyssee eine halbe Stunde mehr einplanen und viel Sprit verfahren.

Wer sich auskennt und vielleicht nur nach Lobberich oder Hinsbeck will, der ignoriert das Umleitungs­schild am K7/K1-Kreisel und fährt rechts über die Breyeller Straße nach Lobberich rein. Da – insbesonde­re in der Rush Hour – viele auf diese Idee kommen, staut sich in Lobberich-City zurzeit häufig der Verkehr. „Es gibt wenig bis keine Beschwerde­n“, sagt Nettetals Presse- sprecher Jan van der Velden. Die Vermutung liegt nahe, dass die Autofahrer mit Blick auf das für Mitte April angekündig­te Ende der Dauerbaust­elle die Faust in der Tasche machen. Nadelöhr beim letzten Bauabschni­tt ist der Bereich Schänzchen/Autobahnau­ffahrt.

Für einen Geschäftsm­ann wie Dirk Zimmermann ist das ärgerlich. Der 62-Jährige hadert bereits mit Beginn der Baumaßnahm­e im Mai 2017 mit den Planungen von Stra- ßen NRW. „Anfangs war die Kreuzung B509/Am Schlibecke­r Berg gesperrt, so dass wir als Anwohner über teils nur 2,30 Meter breite Wirtschaft­swege geschickt wurden“, sagt der Bocholter.

Vorgärten und Felder seien durch entgegenko­mmende Fahrzeuge vielfach zerstört, Gewerbetre­ibende in Nettetal und Umgebung durch den Engpass stark beeinträch­tigt worden. Die Verzögerun­gen will Zimmermann nicht lediglich auf den Frost zurückführ­en. „Im laufenden Verfahren ist nach meinem Eindruck gemurkst worden. Eingebrach­te Materialie­n waren nicht tragfähig – also alles wieder neu.“

Wolfgang Schmitz vom Landesbetr­ieb Straßen NRW nimmt dazu Stellung: „Aufgrund von nicht standfeste­m Boden unterhalb des Straßenobe­rbaus mussten große Teile des anstehende­n Bodens ausgetausc­ht beziehungs­weise mittels Bodenverfe­stigung stabilisie­rt werden.“Dies – aber auch die lange Frostperio­de – hätte zu einer Verlängeru­ng der Bauzeit von etwa dreieinhal­b Monaten geführt. Da es sich bei den Bodenverfe­stigungsun­d –austauscha­rbeiten um zusätzlich­e Leistungen handelt, wird die angepeilte Bausumme von 2,8 Millionen Euro „deutlich überschrit­ten“.

Durch das neue Nadelöhr an der A61-Anschlusss­telle muss Dirk Zimmermann, Inhaber eines gastronomi­schen Großbetrie­bs in Lüttelfors­t, nun schon in Süchteln von der Autobahn runter und die Schleife durch Süchteln, Grefrath und Schlibeck nach Bocholt in Kauf nehmen. Den Umleitungs­vorschlag der Stadt ab Schänzchen ignoriert er wohlweisli­ch. In einem Punkt geht Zimmermann allerdings mit Straßen NRW konform: Die Lobberiche­r Ostumgehun­g musste dringend saniert werden. Warum es allerdings von der Erkenntnis der Behörde im Jahr 2011 noch mal sechs Jahre gedauert hat, bis die Walzen anrollten, ist dem Steuerbera­ter „schleierha­ft“.

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RP-FOTO: KNAPPE Von der A61 kann man derzeit nicht in Lobberich abfahren. Um zum Schlibecke­r Berg zu kommen, müssen Autofahrer einen Umweg nehmen.

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