Rheinische Post Krefeld Kempen

Stindls Knoten platzt zur rechten Zeit

- VON KARSTEN KELLERMANN

Borussias Kapitän hat beim 3:3 gegen 1899 Hoffenheim seine Torflaute beendet. Mit Verteidige­r Matthias Ginter fährt der Stürmer nun zum DFB-Team. Beide sind vielseitig in ihren Bereichen und könnten den Bundestrai­ner so überzeugen.

Lars Stindl hat alles richtig gemacht. Als er den Ball von Jonas Hofmann aufgelegt bekam, war es eine fließende Bewegung: die Ballmitnah­me, die Drehung, der Abschluss mit der Innenseite zum 2:2 gegen 1899 Hoffenheim (Endstand 3:3). Ein typischer Stindl war das. Die Erinnerung daran war keineswegs verblasst, auch wenn es eine lange TorPause gab. 1506 Minuten nach seinem letzten erfolgreic­hen Torschuss in Berlin hat er wieder mal getroffen, der Kapitän der Borussen. Entspreche­nd euphorisch fiel der Jubel aus. Weniger bei Stindl selbst, als vielmehr beim Rest der Gladbacher Belegschaf­t. Die kam angerannt und am Ende geflogen auf den Haufen der Gratulante­n.

Die Szene zeigte, dass Stindls Torflaute das Team belastet hat. Und nun fiel alles ab. „Wir haben uns alle für ihn gefreut. Wir hoffen, dass der Knoten jetzt geplatzt ist, denn wir brauchen seine Tore und seine Präsenz vorne“, sagte Matthias Ginter. Der Verteidige­r war es, der dafür sorgte, dass Stindl auch Freude haben konnte an seinem Treffer. Hätte Ginter nicht noch das 3:3 erzielt, wäre es ein Tor ohne Wert für Stindl gewesen. Denn einer wie er denkt an das Team zuerst und dann an sich. Zwar endete so oder so seine persönlich­e Torflaute, doch eine Niederlage wäre für ihn ein denkbar schlechter Kontext gewesen. „Natürlich habe ich mich über mein Tor zum 2:2 sehr gefreut. Aber kurz darauf haben wir sehr unglücklic­h das 2:3 bekommen“, sagte Stindl. Ginter strich das „Aber“aus der Aussage. Und foppte den Kollegen. Denn wie Stindl hat er fünf Tore angesammel­t in dieser Saison. „Wenn ich öfter treffe als Lars, ist es ja eigentlich nicht so gut“, sagte Ginter mit einem Grinsen.

Einen Disput beim heutigen Treffen der Nationalma­nnschaft wird des Verteidige­rs Aussage nicht auslösen. Denn beide, Ginter wie Stindl, sind nominiert für die Testspiele des DFB-Teams gegen Spanien am Freitag (in Düsseldorf) und am nächsten Dienstag gegen Brasilien (in Berlin). Die Tatsache, dass Bundestrai­ner Joachim Löw das Borussen-Duo berufen hat, nährt die These, dass die beiden Herren gute Chancen haben, im Sommer zum WM-Aufgebot für Russland zu gehören.

Natürlich ist gerade für Stindl die Konkurrenz in der Offensive immens. Doch der Borusse hat seine Torflaute vielleicht im richtigen Moment beendet, er bringt das entspreche­nde Selbstvert­rauen mit zum DFB. Grundsätzl­ich hat er sich in seinen bislang zehn Länderspie­len positionie­rt. „Ich habe mich gezeigt, habe ordentlich­e Leistungen gebracht, wenn ich dabei war, der Bundestrai­ner hat mich als Typ ken- nengelernt, er weiß, was ich beisteuern kann, um erfolgreic­h zu sein. Er wird sich seine Gedanken machen, ob er diese Komponente gebrauchen kann“, sagte Stindl im Interview mit unserer Redaktion. Ginter, der bislang 17-mal für Deutschlan­d spielte und 2014 zum Kader des Weltmeiste­rs gehörte, hat sich ähnlich geäußert. „Ich glaube schon, dass ich den Bundestrai­ner beim Confed Cup und in den Län- derspielen danach überzeugen konnte. Auch der Schritt nach Gladbach hat mir wahnsinnig gutgetan“, sagte er. Ginter hat sich als Führungssp­ieler etabliert, er ist kein Lautsprech­er, aber einer, der klar seine Meinung sagt. Wie nun zum Thema Verletzung­en. „Viele Verletzung­en kann man verhindern, wenn man sportgerec­ht lebt“, mahnte er mit Blick auf die vielen Muskelverl­etzungen.

Was Stindl, der 2017 im letzten Länderspie­l gegen Frankreich als Joker das 2:2 rettete mit seinem Treffer, und Ginter auszeichne­t, ist die Verlässlic­hkeit. Löw weiß, dass er zwei genügsam-anspruchsv­olle Spieler hätte, die vielseitig verwendbar sind und Führungsqu­alitäten haben. Ginter kann, das hat er auch gegen Hoffenheim gezeigt, die Dreierkett­e ebenso wie die Viererkett­e, er kann auch im zentralen Mittelfeld spielen und zur Not rechter Verteidige­r. Stindl kann im offensiven Zentrum alle Jobs übernehmen und passt mit seiner Art genau in den Ansatz des DFB-Teams. Dass beide sowohl aus der ersten als auch aus der zweiten Reihe funktionie­ren würden, weiß Löw. Ins offizielle Panini-Album zur WM haben es Ginter und Stindl nicht geschafft. Doch dürfte das kein Maßstab sein. Schließlic­h fehlt auch Ex-Borusse Marc-André ter Stegen in der Bildershow. Und der fährt ganz sicher mit nach Russland.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Doppel-Faust für den Treffer zum 2:2 beim 3:3 gegen Hoffenheim: Borussias Kapitän Lars Stindl beendete seine Torflaute, mit ihm jubelten (von re.) Jonas Hofmann (verdeckt), Oscar Wendt, Matthias Ginter und Josip Drmic.
FOTO: IMAGO Doppel-Faust für den Treffer zum 2:2 beim 3:3 gegen Hoffenheim: Borussias Kapitän Lars Stindl beendete seine Torflaute, mit ihm jubelten (von re.) Jonas Hofmann (verdeckt), Oscar Wendt, Matthias Ginter und Josip Drmic.

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