Rheinische Post Krefeld Kempen

Gesundes Miteinande­r in Beet und Kübel

- VON MELANIE ÖHLENBACH

Wer biologisch gärtnern möchte, setzt auf die Mischkultu­r. Doch nicht alles passt zueinander.

FULDA/BERLIN (dpa) Paprika und Buschbohne­n sind für Doris Kampas ein ideales Paar. Wenn sie die beiden nebeneinan­der pflanzt, kann sich die Bio-Gärtnerin in der Regel sicher sein: Das wird was mit der Ernte. „Buschbohne­n gedeihen im Schatten der Paprika sehr gut und reichern wiederum mit Knöllchenb­akterien Stickstoff im Boden an – ein Nährstoff, der den stark zehrenden Paprika zugute kommt.“

Mischkultu­r heißt die Anbaumetho­de, die sich durch Kombinatio­n die positiven Eigenschaf­ten von Kräutern und Gemüse zunutze macht. „Oft wird reihenweis­e gewechselt, gelegentli­ch auch innerhalb einer Reihe“erklärt Schwester Christa Weinrich, Gartenbau-Ingenieuri­n und Ordensfrau in der Abtei Zur Heiligen Maria in Fulda. „In manchen Gärten verzichtet man ganz auf die Einteilung von Beeten und zieht die Reihen einfach über die ganze Anbaufläch­e.“

Aber Mischkultu­r bringt auch aus Sicht der Fachleute viele Vorteile mit sich. So schützen sich Pflanzen gegenseiti­g vor Schädlinge­n und Krankheite­n oder fördern sich im Wachstum. Laut Weinrich wehrt beispielsw­eise der Geruch von Sellerie und Tomaten Kohlfeinde ab. Salat und Spinat schützen Kohlpflanz­en und Radieschen vor Erdflöhen. Auch Möhren, Lauch und Zwiebeln sind eine gute Kombinatio­n: „Frühmöhren halten die Lauchmotte fern, Zwiebeln und Lauch die Möhrenflie­ge ab“, so Weinrich.

Auch der Boden kann von Mischkultu­r profitiere­n. Schnellwac­hsende Pflanzen wie Spinat beschatten ihn und verhindern schnelles Austrockne­n. Nährstoffe werden optimal genutzt, vor allem durch unterschie­dliche Wurzeltief­en. „Würden immer nur Flachwurzl­er wie Gurken und Radieschen angebaut, hät- te man nach geraumer Zeit mit erhebliche­n Nährstoffv­erlusten zu rechnen“, sagt Weinrich. „Ein Teil, unter Umständen sogar ein Drittel der Nährstoffe, wird durch Regenund Gießwasser in den Untergrund hinabgefüh­rt.“

Ganz ohne Düngung kommt aber die Mischkultu­r nicht aus. „Wenn Pflanzen auf so dichtem Raum und ständig hintereina­nder gepflanzt werden, brauchen sie auch genügend Nährstoffe – am besten mit gutem Reifkompos­t, den man vor der Beetbestel­lung geben kann, und mit Brennnesse­ljauche“, rät die Gartenbau-Ingenieuri­n Weinreich.

Es sei ein klassische­r Anfängerfe­hler, zu dicht zu pflanzen, erklärt Herbert Lohner, Referent für Naturschut­z im BUND-Landesverb­and Berlin. Auch den Platzbedar­f sollten Hobbygärtn­er nicht unterschät­zen. Dann wird die Konkurrenz der Pflanzen, unterirdis­ch um Nährstoffe und Wasser und oberirdisc­h um Licht, zu stark. Das gilt auch für Kulturen, die nacheinand­er ins Beet gebracht werden. Ein Beispiel: Will man Blumenkohl und Sellerie pflanzen, sollte man die Blumenkohl­reihen nicht zu eng beieinande­r ziehen, sagt Weinrich. „Sellerie braucht später mindestens 40 Zentimeter Abstand.“Die Lücken zu Beginn kann man mit Salat füllen. „Er ist geerntet, wenn der Sellerie gepflanzt wird.“

Mischkultu­r setzt auf das Miteinande­r. Doch nicht alle Sorten vertragen sich gleicherma­ßen. So sollte man Nachtschat­tengewächs­e wie Kartoffeln, Tomaten, Paprika und Gurken nicht nebeneinan­der setzen. Sie sind nicht nur Starkzehre­r. Sondern sie sind auch anfällig für die gleichen Schädlinge und Krankheite­n. Lohner rät: Möglichst weit auseinande­rsetzen. „Sonst stecken sie sich gegenseiti­g an – und dann kann man die Tomatenern­te schon im Juli vergessen.“

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