Rheinische Post Krefeld Kempen

Mit dem Striegel aufs Grünland

- VON BIANCA TREFFER

„Im Märzen der Bauer sein Rößlein anspannt“heißt es in einem alten Lied. Mit diesem Monat startet die RP eine Serie, in der sie Landwirte bei der Arbeit begleitet. Im Betrieb der Familie Zens laufen derzeit die Vorbereitu­ngen für den Weidenauft­rieb.

WILLICH Langsam öffnet sich die Gabel am Greifarm des Teleskopla­ders und gibt den Blick auf mehrere, zwei Meter lange gespaltene Eichenpfäh­le frei. Darauf hat Peter Zens Junior nur gewartet. Mit einem Griff hat er einen Pfahl in der Hand, platziert ihn am Zaun und gibt seinem Mitarbeite­r Darek, der im Teleskopla­der sitzt, ein Zeichen. Dieser schließt den Greifer und setzt den Teleskopar­m vorsichtig auf dem Pfahl auf. Stück für Stück schiebt er ihn mittels des ausübenden Drucks in die Erde, bis noch rund ein Meter des Holzstücks zu sehen ist. Einige Meter weiter wiederholt sich die Prozedur. „Wir überprüfen sämtliche Pfähle, Drähte und Isolatoren, an denen die Drähte befestigt sind, bevor unsere Kühe jetzt wieder auf die Wiesen kommen“, erklärt der staatlich geprüfte Landwirt, der in Willich einen Bioland-Milchviehb­etrieb mit Fleckvieh führt.

Während Peter Zens Junior und sein Mitarbeite­r mit dem Ausbessern der Zäune beschäftig­t sind, rattert auf der Wiese der 100 PS starke Traktor in Doppelfunk­tion über die Fläche. Hinten ist der Striegel angehängt, und vorne ziert der Saatgutstr­euer den Traktor. Peter Zens Senior sitzt am Steuer und zieht Bahn neben Bahn über die Grünfläche. Mit dem Striegel, einem sechs Meter langen und einen Meter breiten Metallrech­en, an dem alle zweieinhal­b Zentimeter Zinken von sieben Millimeter­n Durchmesse­r sitzen, ebnet er nicht nur die Maulwurfsh­ügel, sondern zieht auch gleichzeit­ig Vogelmiere und Wiesenrisp­e aus dem Gras. „Die beiden Pflanzen haben für Kühe keinen guten Futterwert. Da sie flach wurzeln, können wir sie auf diese Art und Weise gut herauszieh­en“, sagt Peter Zens Junior.

Im Saatgutstr­euer befinden sich hingegen die Samen von Klee, Gras, Spitzweger­ich und Wiesenkümm­el. Was vorne ausgestreu­t wird, arbeitet der Striegel hinten direkt mit in den Boden ein. Alle Wiesen werden auf dem Bioland-Betrieb der Familie Zens so vorbereite­t, damit in Kürze der Weidenauft­rieb der 90 Kühe erfolgen kann. Seit Mitte November stehen die Tiere im Boxenlaufs­tall mit angeschlos­senem Außenberei­ch. Nun geht es wieder auf die Wiesen.

Seit dem vergangene­n Jahr ist der Milchviehb­etrieb ein zertifizie­rter Bioland-Betrieb. Der sich seit über sieben Generation­en in Familienbe­sitz befindlich­e landwirtsc­haftliche Betrieb hat von konvention­ell auf Bio umgestellt und setzt damit die Richtlinie­n der ökologisch­en Tierhaltun­g um. Ein luftiger Kälberstal­l mit strohgefül­lten Ausläufen, Laufboxen für Kühe und frisch geborene Kälbchen, eingestreu­te Liegeberei­che, ausreichen­d Fläche für jede Kuh und Weidegang müssen sein. Dazu kommt: Es darf nur Bio-Futter verwendet werden, wobei 60 Prozent des Futters aus dem eigenen Anbau stammen müssen, der biologisch, das heißt ohne Spritz- und Düngemitte­l, umgesetzt wird.

Im Stall ist indes Petra Zens anzutreffe­n. Sie ist mit dem Milchtaxi in Richtung Kälberstal­l unterwegs. Das Milchtaxi ist ein Wagen mit Elektroant­rieb, auf dem ein 130 Liter fassendes Behältnis voller Milch

„Kühe sehen schlecht, aber sie haben ein so gutes Gehör wie ein Hund“

sowie jede Menge Nuckeleime­r stehen. Die Kälbchen wissen genau, was das leise surrende Geräusch und die begrüßende Stimme von Petra Zens bedeuten. Es gibt für jedes Kalb sechs Liter Milch zu schlürfen. Routiniert hängt die Landwirtin Nuckeleime­r an und gibt die Milch hinein, wobei dank Programmie­rung immer genau sechs Liter herauslauf­en.

„Kühe sehen schlecht, aber sie haben ein so gutes Gehör wie ein Hund. Daher geht es bei uns in den Ställen ruhig zu“, erklärt Petra Zens, die jedes Kälbchen genau bei seinem Namen kennt und es liebevoll anspricht. Das Füttern und Versorgen der Tie-

Petra Zens re gehört zum täglichen Geschäft, 365 Tage im Jahr. Reine März-Arbeit ist hingegen das Pflügen der Felder, das noch ansteht. Es folgt das Pflanzen der Frühkartof­fel Annabelle für den eigenen Hofverkauf, und die Ackerbohne­n als Viehfutter gilt es ebenfalls noch in die Erde zu bringen.

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FOTOS (3): NORBERT PRÜMEN Hinten ist der Striegel angehängt, und vorne ziert der Saatgutstr­euer den Traktor, mit dem Peter Zens Senior über die Felder fährt.

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