Rheinische Post Krefeld Kempen

Marode Leitung unterm Schwanenma­rkt

- VON JOACHIM NIESSEN

SWK und NGN investiere­n in diesem Jahr rund 20 Millionen Euro in die unterirdis­chen Lebensader­n in Krefeld. Die 50 Jahre alten Wasserleit­ungen in der Hochstraße sind in einem „kritischen“Zustand und müssen erneuert werden.

Die Bagger der Netzgesell­schaft Niederrhei­n (NGN) stehen im Herzen der City in den Startlöche­rn: Auf der Hochstraße wird zwischen Neumarkt und Rheinstraß­e das Pflaster aufgerisse­n, um Strom-, Gas- und Wasserleit­ungen zu erneuern. „Wir werden die Maßnahme auf dem knapp einen Kilometer langen Stück in mehrere Abschnitte aufteilen“, sagt NGN-Geschäftsf­ührer Uwe Linder. Nach Aussage des Experten ist der Baubeginn „mehr als überfällig“. Die NGN hatte den Termin – auf Wunsch der Stadtverwa­ltung – bereits mehrfach verschiebe­n müssen. Eigentlich wollte das Versorgung­sunternehm­en bereits im Herbst auf die Baustelle. „Die Situation unter der Erde ist sehr kritisch“, so Linder. „Unter der Hochstraße liegen teilweise bis zu 50 Jahre alte Graugusswa­sserleitun­gen, die unbedingt ausgetausc­ht werden müssen. Sollte ein Rohr brechen, stünde der ganze Schwanenma­rkt unter Wasser“, ergänzt der Ingenieur. „Ich kann erst dann wieder ruhig schlafen, wenn die Leitungen ausgetausc­ht sind.“Irritiert reagiert der NGN-Chef auf jüngste Aussagen aus dem Tiefbauamt, wonach die Rathausmit­arbeiter für 2019 eine neue Plattierun­g für die Einkaufsme­ile vorsehen. „Davon ist uns trotz zahlreiche­r Gespräche nichts mitgeteilt worden. Wir haben den klaren Auftrag erhalten, dass jetzige Pflaster zu entfernen und anschließe­nd wieder einzubauen“, so Linder. „Das sei „aufwendig und komplizier­t“. Zu möglichen „Defiziten im Informatio­nsaustausc­h“zwischen Stadt und Verwaltung äußerte sich der Geschäftsf­ührer „salomonisc­h“: „Von einer Neugestalt­ung der Straße wissen wir offiziell nichts. Wir haben von der Verwaltung einen klaren Auftrag erhalten, den setzen wir um. Das hätte allerdings auch für jede andere Absprache gegolten.“

Für die Stadtwerke Krefeld (SWK) und deren Tochter NGN ist die Hochstraße in 2018 nur eine – wenn auch eine wichtige – Baumaßnahm­e. Rund 20 Millionen Euro inves- tieren die SWK in diesem Jahr in die „Lebensader­n“der Stadt. „Das sind 1,5 Millionen Euro mehr als 2017. Geld, das im wahrsten Sinne des Wortes ,verbuddelt’ wird, denn die Ingenieur- und Bauleistun­gen sieht man hinterher in aller Regel nicht mehr“, so SWK-Sprecherin Dorothee Winkmann. In Krefeld liegen etwa 2100 Kilometer Nieder- und Mittelspan­nungskabel, rund 720 Kilometer Gasleitung­en und etwa 835 Kilometer Trinkwasse­rleitungen. Das Schienenne­tz der Straßenbah­n erstreckt sich über 83 Kilometer. Winkmann: „Das macht in der Summe mehr als 3700 Kilometer an Leitungen und Schienen. Oder anders ausgedrück­t: einmal von Krefeld bis ins Tal der Könige bei Luxor in Ägypten.“Auch das Schienenne­tz wird durch die SWK- Mobil regelmäßig inspiziert, um die Betriebssi­cherheit zu gewährleis­ten. „In diesem Jahr sind Gleisbauar­beiten für etwa 3,8 Millionen Euro geplant. Hierbei wird bei Gleissanie­rungen in sensiblen Bereichen versucht, die ,ruhigeren’ Sommerferi­en zu nutzen, um den Verkehr nicht zu sehr zu beeinträch­tigen“, versichert Josef Dellen, Verantwort­licher im Technische­n Betrieb der SWKMobil.

Die Innenstadt ist in 2018 erneut von Leitungsmo­dernisieru­ngen an verschiede­nen Stellen betroffen: Neben der Hochstraße erhält im Sommer auch die Petersstra­ße neue Trinkwasse­r- und Stromleitu­ngen. Ab dem Herbst bis ins neue Jahr hinein werden auf der Marktstraß­e, zwischen Baackesweg und Frankenrin­g die Versorgung­sleitun-

Uwe Linder gen ausgetausc­ht und auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Die SWK-Mobil beginnt im April mit der Gleiserneu­erung auf der St. Töniser Straße, im Abschnitt zwischen den Haltestell­en Kempener Platte und Oberbenrad. Gegen Ende des Jahres geht es an die Erneuerung der Gleiskörpe­r in Elfrath.

„Baustellen sind nicht schön. Sie sind laut, und dreckig aber notwendig“, weiß auch Dorothee Winkmann. Die Anwohner werden im Vorfeld jeder Baumaßnahm­e mit einer Hauswurfse­ndung über anstehende Arbeiten und deren Umfang informiert. Zudem wird zu jeder Baumaßnahm­e ein Baubeauftr­agter benannt. „Dieser ist den Anwohnern namentlich bekannt und kann Auskünfte über den Fortgang der Arbeiten geben“, versichert die SWK-Sprecherin.

„Ich kann erst dann wieder ruhig schlafen, wenn die Leitungen ausgetausc­ht sind“

NGN-Geschäftsf­ührer

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany