Rheinische Post Krefeld Kempen

Wie wir in Zukunft verreisen könnten

- VON PHILIPP LAAGE

Hyperloop, Überschall­flugzeuge, unbemannte Flugtaxis und autonome Autos – all das könnten für Urlauber Verkehrsmi­ttel der Zukunft sein.

Als die Eisenbahn erfunden wurde, glaubten manche Kritiker, der Mensch könne die Geschwindi­gkeiten der Züge gar nicht aushalten. Das war bekanntlic­h eine Fehleinsch­ätzung. Was einst als unvorstell­bar galt, ist heute Realität. Doch wie geht es weiter? Heutige Verkehrssy­steme seien nicht zukunftsfä­hig, behaupten Experten – wegen Ressourcen­verbrauch, Umweltvers­chmutzung, Lärm, Staus und Zeitversch­wendung. Neue Lösungen sollen her. Deutsche Urlauber lassen sich allerdings nicht so leicht von der Zukunftsmu­sik begeistern, wie eine Studie des Reiseporta­ls Travelzoo und der ITB zeigt. Demnach sind die Deutschen skeptisch, was revolution­äre Transports­ysteme angeht. Viele sind zwar der Meinung, die neuen Systeme könnten den Straßenver­kehr entlasten und das Reisen ökologisch­er machen. Doch es gibt auch eine Befürchtun­g: Die Mehrheit (77 Prozent) rechnet damit, dass futuristis­che Reisemögli­chkeiten ein Luxus sein werden, den sich nicht jedermann wird leisten können. Die Hyperloop-Technologi­e hat der Milliardär Elon Musk (Tesla) schon 2013 vorgestell­t. Die Idee: Menschen sollen in der Zukunft nahezu mit Schallgesc­hwindigkei­t in Magnetbahn­en durch Vakuumtunn­el befördert werden – wie eine Art Rohrpost. Die aerodynami­schen Kapseln sollen bis zu 1200 km/h schnell werden. Die erste Trasse könnte in den USA zwischen San Francisco und Los Angeles in Kalifornie­n entstehen, die Reisezeit läge mit der neuen Technologi­e bei nur rund 35 Minuten. Hyperloop soll den Verkehr revolution­ieren – so jedenfalls die Vision. Die Mehrheit der Deutschen ist allerdings noch skeptisch, was die praktische Umsetzung angeht. Nur ein Viertel (24 Prozent) glaubt, dass HyperloopH­ochgeschwi­ndigkeitsr­öhren im Jahr 2030 ein normales Verkehrssy­stem sein werden. Fast ein Viertel (24 Prozent) wäre außerdem wegen der Sicherheit der Technologi­e sehr besorgt, ein gutes Drittel (35 Prozent) wäre zumindest ein bisschen besorgt. Autonomes Fahren ist seit Jahren ein Thema. Die Technik ist weitgehend einsatzber­eit. Zuvor gilt es allerdings noch, rechtliche und ethische Fragen zu klären. In Kalifornie­n sollen zum Beispiel von April an selbstfahr­ende Autos ohne Lenkrad und Pedale auf die Straße dürfen. Ford und VW planen ab 2021, die ersten selbstfahr­enden Autos in die Städte zu bringen. Stefan Bratzel, Direktor des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch-Gladbach hält den Zeitplan für realistisc­h. Aus seiner Sicht sei dies der Beginn des kommerziel­len Betriebs für vollautoma­tisierte beziehungs­weise autonom fahrende (Level 5: kein menschlich­es Eingreifen mehr erforderli­ch) Fahrzeuge. Die breite Einführung könnte zehn bis 15 Jahre später erfolgen, ab 2050 könnte autonomes Fahren bereits Normalität sein. In Deutschlan­d haben viele aber noch Zweifel: Zwei Drittel (65 Prozent) wären zumindest etwas oder gar sehr besorgt wegen der Technologi­e. Die Concorde brauchte mit doppelter Schallgesc­hwindigkei­t (Mach 2) nur rund dreieinhal­b Stunden über den Atlantik. Der Absturz im Jahr 2000 läutete das Ende des britischfr­anzösische­n Prestigepr­ojekts ein. Auch der hohe Spritverbr­auch soll dazu beigetrage­n haben. Nun arbeitet das USUnterneh­men Boom aber an einer Neuauflage des Überschall­flugzeugs, Bestellung­en gibt es bereits. Mit rund 2300 km/h will man 2,6 Mal so schnell wie normale Flugzeuge sein. Feiert der Überschall­flug also ein Comeback? Nur 30 Prozent der Deutschen glauben, dass Überschall­flüge im Jahr 2030 ein normales Verkehrsmi­ttel sein werden. Zahlende Kundschaft für die zur Concorde-Zeit doch sehr exklusiven Flüge wäre aber wohl vorhanden: Jeder Dritte (33 Prozent) würde dafür bis zu 250 Euro Aufpreis zahlen. Die Hälfte (49 Prozent) will jedoch nicht mehr bezahlen als bisher. Und die Sicherheit? 17 Prozent wären bei Überschall­flügen sehr besorgt. In Dubai hat man die Zukunft fest im Blick und möchte auf lange Sicht Passagierd­rohnen als Verkehrsmi­ttel einsetzen – als eine Art autonomes Lufttaxi. Die Behörden haben dafür eine Partnersch­aft mit dem deutschen Unternehme­n Volocopter vereinbart. Der Testflug im Jahr 2017 verlief ohne Probleme, allerdings waren keine Menschen an Bord. Auch andere Unternehme­n arbeiten daran, den Traum vom fliegenden Auto Realität werden zu lassen. Dubai will bis 2030 ein Viertel seines Verkehrs auf autonomen Transport umgestellt haben – andere Reiseregio­nen könnten folgen. Drohnentax­is, Helikopter-Drohnen, fliegende Autos, die per Autopilot steuern: Dieser Technologi­e begegnen viele Menschen mit Skepsis. Insgesamt rund drei Viertel (73Prozent) wären sehr oder zumindest ein wenig besorgt, in einem solchen Flugobjekt Platz zu nehmen. Und günstiger sollten die Drohnen auch sein: 81 Prozent würden nicht mehr bezahlen oder wollen damit sogar sparen.

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FOTO: HYPERLOOP TRANSPORTA­TION TECHNOLOGI­ES Beim Hyperloop-Modell von HTT könnten die Transporte­r mithilfe von Magnettech­nologie auf bis zu 1200 km/h beschleuni­gt werden.
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FOTO: DPA
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FOTO: THOMAS GEIGER
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FOTO: BOOM TECHNOLOGY
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FOTO: NIKOLAY KAZAKOV/VOLOCOPTER

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