Rheinische Post Krefeld Kempen

Hafen muss Müll der Lkw-Fahrer beseitigen

- VON CAROLA PUVOGEL

Als „nicht hinnehmbar“wertet die Hafen-Gesellscha­ft die Müll-Situation rund ums Wendebecke­n. Deshalb wird in der kommenden Woche eine Grundreini­gung durchgefüh­rt. Anwohner glauben nicht an die Nachhaltig­keit der Aktion.

Rund um das Hafen-Wendebecke­n in Gellep-Stratum und insbesonde­re am Heidbergsw­eg ist für die kommende Woche eine große Entmüllung­saktion geplant. Die Krefelder Hafengesel­lschaft hat den Auftrag für eine umfassende Grundreini­gung an die GSAK erteilt, bei der unappetitl­iche Hinterlass­enschaften, die dort aktuell in großer Menge zu finden sind, entfernt werden sollen. „Auch“, erklärt Hafen-Geschäftsf­ührerin Elisabeth Lehnen, „um keinen Anreiz mehr zu bieten, dort weiteren Müll liegenzula­ssen.“Die Reinigung koste einen vierstelli­gen Betrag, sagt Lehnen.

Der Heidbergsw­eg ist bei anliefernd­en Lkw-Fahrern ein beliebter Ort, um Warte- und Ruhezeiten zu verbringen. Fast über die gesamte Länge der Straße ab dem rechtwinkl­igen Abknicken des Heidbergsw­egs Richtung Wendebecke­n bis hin zum Amazon-Lager sind die Seitenbere­iche der Straße durch Lkw-Reifen kaputt gefahren.

Was für Anwohner und den örtlichen Bürgervere­in aber viel schwerer wiegt, ist der Müll, den die Fahrer dort in großen Mengen hinterlass­en. Besonders ekelerrege­nder und bei der Ortsbegehu­ng vielfach gesehener Fund sind mit Urin gefüllte Wasserflas­chen – offenbar Reisetoile­tten der Trucker, einfach achtlos weggeworfe­n. Gleich dutzendwei­se liegen diese Plastikfla­schen, vorwiegend mit osteuropäi­schen Etiketten, in und neben den Gleisen sowie am Straßenran­d. Aber auch Lebensmitt­elreste, Kaffeebech­er, Bierdosen, Schnapsfla­schen, Verpackung­en und benutztes Toilettenp­apier sind überall zu finden, hängen in und unter Büschen und Sträuchern fest – die ganze Böschung hinunter bis zum Wasser des Wendebecke­ns. Die Böschung wird jedoch nicht Teil der Grundreini­gung sein, teilt Geschäftsf­ührerin Lehnen mit.

Für Martin Blickmann, der an der Gellep-Stratumer Ortsgrenze wohnt und eigentlich gern am Hafenbecke­n entlangjog­gt, ist die Situation unerträgli­ch. „Ich verstehe nicht, warum die dort angesiedel­ten Logistikun­ternehmen nicht Einfluss auf die Lkw-Fahrer nehmen, damit die ihren Müll ordnungsge­mäß entsorgen. Es ist doch nichts einfacher, als einige ausreichen­d große Müllcontai­ner aufzustell­en“, meint er. Den beauftragt­en Speditione­n müsse man Druck machen und mit Sanktionen drohen.

Ein einziger Müllcontai­ner steht kurz vor der Kreuzung mit der Straße „An der Römerschan­ze“auf einem Parkplatz, der zum AmazonGelä­nde gehört. Dieser Container ist am Tag der Ortsbegehu­ng allerdings komplett voll. Toiletten gibt es hier keine, aber der Parkplatz ist 24 Stunden geöffnet, wie Pressespre­cherin Antje Kurz-Möller berichtet, und werde gut angenommen.

Hafen-Geschäftsf­ührerin Lehnen arbeitet mit Hochdruck an Lösungen, um die Situation, die ihr Unternehme­n selber als „nicht hinnehmbar“wertet, zu entschärfe­n. „Gemeinsam mit den Hafenfirme­n haben wir bereits an mehreren Stellen funktionie­rende Lösungen für das Problem der „wildparken­den“Lkw gefunden“, sagt sie. „Konkret konnten wir erreichen, dass die Lkw-Fahrer möglichst direkt nach ihrer Ankunft auf dem Firmengelä­nde einen Parkplatz mit Toilettenz­ugang auf- suchen können, um dort die Wartezeit zu verbringen. Die Firmen haben zudem ihrerseits auf die Speditione­n eingewirkt, dass diese Parkfläche­n zu nutzen sind.“Dadurch habe sich bereits eine nennenswer­te Entlastung der Situation ergeben, urteilt Lehnen.

Beispiel Bauhaus: Das Unternehme­n hat schon während der Konzeption und Erstellung seines Logistik-Zentrums bauliche und organisato­rische Maßnahmen vorgesehen, um die „menschlich­en Bedürfniss­e“zu befriedige­n und Ordnung und Sauberkeit herbeizufü­hren, berichtet Logistik-Gesamtleit­er Torsten Winter. Für die Fahrer gibt es zumindest an Wochentage­n Aufenthalt­sräume mit Toiletten, Duschund Waschmögli­chkeiten, auch haben sie die Möglichkei­t, ihre Ruhezeiten auf dem Gelände zu verbringen. „Mangelhaft­e Kinderstub­e und Erziehung einzelner Fahrer kann man leider nicht verhindern“, sagt Winter. Für Bürgervere­insvorsitz­enden Gregor Roosen ist Bauhaus in dieser Hinsicht das Vorzeigeun­ternehmen im Hafen.

Auch bei Amazon würde man sich einem gemeinsame­n Konzept der Logistiker vor Ort nicht verschließ­en, sagt Pressespre­cherin KurzMöller, und sich etwa an den Kosten für das Aufstellen von mehr Müllcontai­nern beteiligen.

Die Hafengesel­lschaft hat beobachtet, dass durch „eine massive Aufrüstung mit zusätzlich­en Halteverbo­tsschilder­n“, die am Heidbergsw­eg bereits aufgestell­t wurden und regelmäßig­e Kontrollfa­hrten und Erteilung von Platzverwe­isen durch die Hafenmeist­er, die Situation bereits verändert worden sei. Das Aufstellen von Müllcontai­nern ist nicht vorgesehen – und zwar deshalb, weil man das Halteverbo­t durchsetze­n und nicht den Anschein erwecken will, dass das Parken dort erlaubt ist.

„Wir werden den eingeschla­genen Weg weiter beschreite­n und gegebenenf­alls durch Anzeigen sowie Abschleppe­n reagieren“, kündigt Lehnen an. Das Problem „vagabundie­render Verkehre“, also Lkw, die an Wochenende­n wegen überfüllte­r Autobahnra­ststätten in angrenzend­e Gewerbegeb­iete ausweichen, werde sich vermutlich aber erst mit der Erweiterun­g des Rastplatze­s „Geismühle“entschärfe­n. Außerdem sei die Hafengesel­lschaft in Gesprächen mit der Stadt Krefeld hinsichtli­ch der Einrichtun­g eines LkwParkpla­tzes im Umkreis des Hafens.

Anwohner Martin Blickmann befürchtet, dass eine einmalige Reinigungs­aktion ohne das Aufstellen von Toiletten und großen Müllcontai­nern keine nachhaltig­e Wirkung haben wird. „Es wäre gut, wenn mindestens einmal im Vierteljah­r saubergema­cht werden würde“, meint er und sieht alle Anliegerfi­rmen des Hafens in der Pflicht.

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RP-FOTOS (2): CPU Ekelerrege­nde Hinterlass­enschaften am Wendebecke­n des Hafens: Dutzendwei­se uringefüll­te Wasserflas­chen – vermutlich die „Reisetoile­tten“der Trucker, liegen dort herum. Heike und Martin Blickmann (m.) und Gellep-Stratums Bürgervere­ins-Vorsitzend­er...

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