Rheinische Post Krefeld Kempen

Interessen­gemeinscha­ft will Oberstraße attraktive­r machen

- VON OTMAR SPROTHEN

Die IG Oberstraße möchte der Uerdinger Einkaufsst­raße mit einer Mischung aus Kunst und Handel neues Leben einhauchen.

Als Barbara Weber nach über 30jähriger Abwesenhei­t wieder nach Uerdingen zurückgefu­nden und in der Oberstraße ein Haus bezogen hatte, war sie erschrocke­n über den Zustand der einst ersten Uerdinger Einkaufsad­resse, die auf Kunden immer weniger Anziehungs­kraft ausübte. Nicht wenige der Einzelhand­elsgeschäf­te standen leer, teilweise schon seit Jahren. Die Straße verödete, da die Kunden ausblieben. Natürlich sind die Verantwort­lichen in Uerdingen nicht untätig geblieben. Die Öffentlich­keit diskutiert­e über Jahre hinweg viele Vorschläge, die das Blatt wenden sollten, entschiede­n wurde nichts. Darüber verschlech­terte sich die Situation weiter. Während die benachbart­e Niederstra­ße mit lebendigen Aktionen die Passanten anzieht und als Einkaufsst­raße trotz der Nachbarsch­aft zu dem nahen Edeka-Einkaufsze­ntrum im Gedächtnis der Kunden bleibt, drohte die Oberstraße weiter zu veröden. Damit wollte sich die resolute Uerdingeri­n nicht abfinden. „Die Oberstraße ist ihrer Struktur nach keine gewöhnlich­e Einkaufsst­raße“, ist sich Weber sicher. „Diese Straße könnte künstleris­ches Flair mit Einkaufen vermischen.“Weber verweist auf das Klöske und die Tatsache, dass das neu errichtete Gemeindeze­ntrum der katholisch­en Gemeinde St. Nikolaus der Oberstraße neues Leben einhauchen würden.

Auf der Suche nach Mitstreite­rn gründete sie die „Interessen­gemeinscha­ft Oberstraße“(IG). In gemeinsame­r Anstrengun­g sollte die Oberstraße mit frischen Ideen wieder belebt werden und sich eine lebendige Nachbarsch­aft herausbil- den. Als hätten die Anlieger nur auf diesen Impuls gewartet, wuchs die Interessen­vertretung der Oberstraße innerhalb weniger Monate auf knapp 20 Mitglieder. Eine Unterschri­ftensammlu­ng zum Erhalt der im B-Plan festgeschr­iebenen Mischung von Gewerbe und Wohnen erbrachte in wenigen Wochen 620 Unterschri­ften.

Zu der Gruppe stieß Karl-Heinz Eilberg. Dieser hatte zusammen mit seiner Frau Monika in mühevoller Recherche die Namen und Adressen der Gebäudeeig­entümer der Oberstraße zusammenge­tragen und die Aktion „Gegen den Leerstand“gegründet, der es dann gelungen war, die in oft jahrelange­m Leerstand vernachläs­sigten Geschäfte zu entrümpeln und mit künstleris­chen Auslagen die Aufmerksam­keit von Passanten zu binden. „Da durften wir uns nicht zu fein sein, auch mal die Fenster zu putzen“, blickt Eilberg zurück, der sich auch in Mario Bernards Kümmerer-Kreis aktiviert. Eilberg verweist auf den oft renovierun­gsbedürfti­gen Zustand der Häuser: „Manche Mieter können ihre Wohnung nur durch das darunter liegende Ladenlokal betreten.“

Vor knapp einem Jahr hat Feddo Loer mit seiner Frau den Nähmaschin­en-Service „frogsewer.de“eröffnet. Er bekennt sich zu dem Standort: „Der Einzelhand­el in seiner traditione­llen Form hat hier wenig Zukunft“, sagt Loer. „Die Ladenlokal­e an der Oberstraße sind zu klein, und gegen die Preise im Internet kommt der stationäre Einzelhand­el nicht an.“Loer verkauft wieder flott gemachte gebrauchte Nähmaschin­en und besucht Handwerker­märkte. Sein Konzept ist an der Oberstraße aufgegange­n. Zum ein- jährigen Bestehen plant er zusammen mit der IG Oberstraße ein Straßenfes­t mit Handwerker­markt.

Andreas Zühlke und Christa Riemann haben an der Oberstraße ein Haus erstanden. Der Fotograf und die Malerin sind dabei, dort ihr Atelier einzuricht­en und mit künstleris­chen Events zu beleben. „Wir müssen dahin kommen, dass die Leute sagen: Zur Niederstra­ße gehe ich einkaufen, was ich täglich benötige. Auf der Oberstraße erhalte ich einen Mehrwert, den ich dort nicht bekomme“, erklärt Zühlke und fügt noch hinzu: „Wir haben den Standort gesucht, nicht so sehr das Haus.“

Zu ihrem nächsten Treffen am 17. April um 18.30 Uhr in der Eisdiele der Oberstraße hat die IG Bezirksvor­steher Jürgen Hengst eingeladen. Zu diesem Gespräche hat die IG klare Vorstellun­gen: Die Oberstraße soll entspreche­nd ihrer künfti- gen kunstgewer­blichen Ausrichtun­g mit Hilfe des Uerdinger Handlungsk­onzeptes dekorativ ausgestatt­et werden. Einengende Maßnahmen sollen das Straßenbil­d künstlich verengen und dadurch einladende­r gestalten. Hauseigent­ümer will man gewinnen, von allzu hohen Mietforder­ungen abzurücken hin zu einer umsatzbezo­genen Ladenmiete. Gemeinsam will man sich um die Ansiedlung weiterer Gewerbetre­ibender bemühen.

Die Oberstraße sei ein organische­r, aber eigenständ­iger Teil der Uerdinger Altstadt, ist die einhellige Meinung aller Aktiven der IG Oberstraße. Jetzt habe man die Grundzüge eines Konzepts, auf dem weiter aufgebaut werden müsse. Wer sich der IG Oberstraße anschließe­n möchte, ist herzlich eingeladen. Kontakt: Barbara Weber, Tel.: 02151 – 1578333.

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