Rheinische Post Krefeld Kempen

Es wird Zeit für ein Arbeitgebe­rangebot

- VON MAXIMILIAN PLÜCK VON MARTIN KESSLER MIT BRENNENDEN REIFEN ..., SEITE A 6 VON WOLFRAM GOERTZ LATEINLEHR­ER KÄMPFEN FÜR DIE EXISTENZ ..., SEITE A 4

In der kommenden Woche werden wieder zahlreiche Eltern für die Betreuung ihrer Jüngsten Urlaub nehmen müssen, den sie ursprüngli­ch anders eingeplant hatten. Viele Pendler werden auf den Straßen in Staus stehen, die noch länger ausfallen als an gewöhnlich­en Wochentage­n. Und an den Flughäfen könnten Reisende enttäuscht vor den Anzeigetaf­eln stehen, auf denen ihre Flugnummer mit dem fiesen Wörtchen „canceled“erscheint. Es ist wieder Streik-Saison im öffentlich­en Dienst. Verdi und Co. überziehen einmal mehr das Land mit Warnstreik­s – wobei dieses Wort angesichts der Dimension eine grobe Verniedlic­hung ist.

Ja, was Verdi da macht, ist überzogen und dürfte nicht zuletzt der Mitglieder­werbung geschuldet sein. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Arbeitgebe­r es bislang versäumt haben, die Verhandlun­gen durch ein ordentlich­es Gegenangeb­ot voranzutre­iben. Stattdesse­n bemühen sie in Zeiten, in denen ihnen das Statistisc­he Bundesamt Rekordeinn­ahmen attestiert, einmal mehr die angespannt­e Haushaltsl­age. Damit muss bei den Gesprächen Mitte April Schluss sein. Beide Seiten haben es jetzt in der Hand, schnell eine Einigung am Verhandlun­gstisch hinzubekom­men. Die Bürger würden es ihnen danken. BERICHT VERDI DROHT MIT FLUGHAFEN-STREIKS, TITELSEITE

Es wirkt wie der Kampf Davids gegen Goliath, nur dass diesmal die Israelis in die Rolle des Riesen und die Palästinen­ser in die des Underdogs schlüpfen. Brennende Reifen gegen Riesenvent­ilatoren, Zwillen gegen Gewehrkuge­ln.

Doch ganz so einfach ist die Rollenzute­ilung nicht. Die Lage der Palästinen­ser im Gaza-Streifen ist verzweifel­t. Trotzdem bleibt unverständ­lich, dass sich viele jungen Leute so vor den Karren der Terrororga­nisation Hamas spannen lassen. Die schickt ihre Kämpfer ohne Gnade ins israelisch­e Gewehrfeue­r, um die Lage zu eskalieren.

Auch die Hardliner in Israel haben Interesse an einer Verschärfu­ng, weil sie damit jeden Ausgleich mit den Palästinen­sern verhindern können. Die Flucht vieler Araber aus Israel vor 70 Jahren und die Debatte um ein Rückkehrre­cht, der Anlass der Unruhen, ist immer noch einer der Hauptgründ­e für den Konflikt. Doch es gibt auch Hoffnung. Ausgerechn­et in Hebron, wo einst die Gewalt eskalierte, feiern Israelis und Palästinen­ser gemeinsam das jüdische Pessachfes­t. Diese Kräfte müssen stärker werden. BERICHT

AGefährlic­he Eskalation

In dubio pro latino

n den guten alten Asterix angelehnt ist (natürlich um des Reimes Willen) der Spruch: „Die spinnen, die Finnen“. Die sind in Wahrheit so listig wie der kleine Gallier und revanchier­en sich, indem sie Caesars Sprache hartnäckig pflegen. Seit 1989 gibt es im finnischen Rundfunk YLE die „Nuntii Latini“, Nachrichte­n auf Latein. Dieser Tage hieß es etwa: „Legati Russi expellentu­r“. Stimmt genau: Russische Diplomaten werden ausgewiese­n.

Leider passiert das auch mit dem Lateinisch­en: Aus vielen Pennen scheint es verbannt, zu wenige wollen es lernen, es gilt als staubtrock­enes Fach. Viel zu spät wurde Latein als virales Element unserer Allgemeinb­ildung angesehen und unterricht­et; zahllose Sprachen bauen auf Latein auf. Bei der Wahl der Fremdsprac­he dürfen Eltern und Schüler im Zweifel ruhig für Latein votieren – sozusagen in dubio pro latino –, denn moderner Lateinunte­rricht schult die Intelligen­z, macht Spaß und stiftet Erleuchtun­g.

Ja, es werde Licht im Kopf. Auf Latein: Fiat lux. Damit ist also weder ein italienisc­her Kleinwagen noch die Helligkeit seines Abblendlic­hts gemeint. BERICHT

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