Rheinische Post Krefeld Kempen
Gemütlicher Plausch und leckerer Kaffee
Beim Erzählcafé sind überwiegend ältere Damen zu Gast. Hin und wieder kommen aber auch Männer in das Evangelische Gemeindezentrum. Das Programm ist sehr abwechslungsreich. Jeder ist willkommen.
TÖNISBERG Es ist der dritte Donnerstag im Monat. Im Evangelischen Gemeindezentrum werden Tische und Stühle aufgestellt. Und es ist 14 Uhr, da rücken die Damen des Erzählcafé-Teams um Gerda Grundei an. Es wird der Tisch gedeckt und der Jahreszeit entsprechend dekoriert, es wird Kaffee aufgebrüht und es werden selbst gebackene Kuchen und Torten aufgestellt. Dann heißt es, sich zu beeilen, denn oft schon vor 15 Uhr kommen die ersten Gäste. Vor allem ältere Damen. Hin und wieder verirrt sich auch mal ein Mann in die Mitte der munteren Gesellschaft. Bodo Delling, jedoch, der Mann mit den guten Ideen, ist fast immer dabei.
Mit ihm geht’s auch diesmal wieder um die Wurst, ein lustiges Bingo-Spiel, bei dem der Hauptpreis stets ein Fleischwurstring ist. Nach all den süßen selbst gebackenen Verführungen wie einer portugiesischen Organgentorte, Grillage- oder Schokogenüssen ist Herzhaftes wie Würste und Co. heiß begehrt, und der Jubel bei den Gewinnern ist groß. Bei anderen Treffen ist immer ein kleines Intermezzo nach dem Kaffeetrinken angesagt.
Da wird vorgelesen, nur Humoriges, denn die gute Laune wird gepflegt, da werden Vorträge gehalten und auch mal eine Märchenerzählerin begrüßt. Der Monat Mai wird
Ich war total happy, dass es ein Mädchen wird“, verrät Vanessa Schweizer. Die 22-Jährige hat am 4. April ihr erstes Kind Elina zu Welt gebracht. „Wir haben uns ganz bewusst für das Hospital zum Heiligen Geist in Kempen entschieden“, verrät die Krefelderin, die für ihre erste Geburt eine Station mit einer ruhigen, familiären Atmosphäre gesucht hat. Geplant war der Nachwuchs von Vanessa Schweizer und Tom Nadler (23) nicht. „Wir waren anfangs auch kurz erschrocken, aber dann haben wir uns sehr gefreut“, so das junge Paar. Zunächst gingen die Ärzte davon aus, dass die beiden einen Sohn bekommen. dank Kirchenmusikerin Dagmar Kiep am Klavier traditionsgemäß mit wonnigem Gesang begrüßt, und im Dezember werden Weihnachtslieder gesungen.
Manchmal stehen die Nachmittage auch unter einem besonderen Motto. So erinnerte man sich an Ferien in Frankreich und an die Italien-Sehnsucht in den 50er Jahren. Gern gibt jeder dafür einen kleinen Nach zwei Monaten hieß es dann, es könnte auch ein Mädchen werden. Da man sich aber nicht festlegen wollte, fuhren Vanessa Schweizer und ihr Freund zu einer Spezialistin nach Venlo, die eine Geschlechtsbestimmung vornahm. „Wir wollten unbedingt wissen, was es wird – allein schon um eine Baby-Party planen zu können und natürlich auch für die Ausstattung“, sagt die glückliche Mutter. Ihre Baby-Party bekam sie. Und auch den Namen für ihre Tochter, den sie auf Anhieb schön fand. Obolus in die Spardose, deren Inhalt von Zeit zu Zeit für einen guten Zweck gespendet wird. So geht es nun seit zehn Jahren, denn solange besteht das Erzählcafé in diesem Jahr am 19. Juni schon. Eigentlich sollte es nur ein Versuch sein, ein Test, ob so etwas angenommen wird.
Dabei gab es zu Anfang viele skeptische Stimmen. Aber wider Erwar- ten wurde das Café zum Selbstläufer. Es kommen immer 15 bis 20 Gäste, an manchen Tagen auch mehr, die sich zu einem gemütlichen Plausch zusammenfinden.
Ja, es waren sogar schon Besucher aus den Niederlanden da, die auf irgendeine Weise davon erfahren hatten. Es hatte ihnen so gut gefallen, dass sie sich nach zwei Jahren zur Weihnachtsfeier wieder einfanden, diesmal sogar mit einem Kuchen. Dass es keine geschlossene Gesellschaft ist, die sich hier trifft, weiß auch jener Herr aus Hüls zu berichten, der sich beim Gassi gehen mit seinem Hund ins Erzählcafé verirrte und der selbstverständlich zu Kaffee und Kuchen eingeladen wurde.
Das Schöne am Erzählcafé ist, dass alle herzlich willkommen sind. Es besteht keine Verpflichtung da- bei zu sein oder sich zu entschuldigen, wenn etwas anderes vorliegt.
Und so kommen Gäste beider Konfessionen, auch schon mal Flüchtlinge oder Mütter mit kleineren Kindern zum Treff ins Evangelische Gemeindezentrum. Für jeden steht die Tür offen und für jeden gibt es einen Platz. Wer kommt, der kommt – ein Rezept, mit dem man gut fährt.
Große Freude über die kleine Elina