Rheinische Post Krefeld Kempen

Ein Bildungsja­hr in der Natur

- VON EMILY SENF RP-FOTO: JÖRG KNAPPE

Aaron Miosga und Niklas Bittner machen ein Freiwillig­es Ökologisch­es Jahr in der Biologisch­en Station. Das bereitet sie auf die Arbeitswel­t vor, finden sie. Im August startet der nächste Jahrgang. Interessie­rte können sich noch bewerben.

NETTETAL An ihrem ersten Arbeitstag rangen Niklas Bittner und Aaron Miosga mit Japanische­m Staudenknö­terich. Die invasive Pflanze wollte nicht recht aus der Erde heraus. Die langen Wurzeln bereiteten den 19-Jährigen Schwierigk­eiten. „Man zieht und zieht und zieht“, sagt Bittner und lacht. Acht Monate ist die schweißtre­ibende Aufgabe her, inzwischen sind die jungen Männer voll drin in ihrem Freiwillig­en Ökologisch­en Jahr (FÖJ) in der Biologisch­en Station Krickenbec­ker Seen (BSKS) in Hinsbeck.

Die BSKS bietet jedes Jahr FÖJStellen an, Start ist jeweils der 1. August. Interesse an der Nettetaler Station ist vorhanden: Auf die vier Plätze im vergangene­n Jahr hatten sich rund 20 Personen beworben, berichtet Mitarbeite­rin Isabelle Lorenz. Bittner und Miosga hatten gerade die Schule hinter sich und wussten nicht so recht, wie es weitergehe­n sollte. „Bei uns an der Schule gab es eine Info-Veranstalt­ung zum FÖJ“, sagt Miosga, der aus Viersen-Süchteln stammt. „Ich finde es schade, dass das Angebot nicht mehr beworben wird.“In Bittners Fall hatte sich ein Freund bei der BSKS beworben. Der Kaldenkirc­hener zog mit. Er wurde genommen, der Kumpel dagegen musste sich etwas anderes suchen.

Die beiden jungen Männer wohnen im Holzhaus der Biologisch­en Station unweit des Info-Zentrums am Krickenbec­ker Bruch. Dort ha- ben die FÖJ’ler Zimmer mit Bad, eine Küche und einen Aufenthalt­sraum. „Wir sind eine richtige Wohngemein­schaft“, sagt Bittner. Weil ein FÖJ’ler absprang, gibt es derzeit in der BSKS drei Freiwillig­e im Ökologisch­en Jahr, dazu einen Bufdi (Bundesfrei­willigendi­enst). Bittner findet, dass das FÖJ zu kurz ist. „Vieles findet in der BSKS nur einmal im Jahr statt“, sagt der 19-Jährige. Am liebsten erinnert er sich an das Elektrofis­chen im Herbst, bei dem die FÖJ’ler zusammen mit Biologen der Station die Fische in der Niers gezählt haben. Im März stand die Hirschzähl­ung im Brachter Wald auf dem Programm, in den vergangene­n Tagen haben sie den Teich am Info-Zentrum entschlamm­t. „Unsere Arbeit ist sehr vielfältig“, sagt Bittner. „Von anderen FÖJ’lern habe ich ganz andere Geschichte­n gehört.“

Ein FÖJ machen können junge Menschen bis 27 Jahre, auch ohne Schulabsch­luss. Vorkenntni­sse brauchen sie nicht. Die BSKS be- schäftigt seit 20 Jahren FÖJ’ler. Sie haben eine Arbeitszei­t von 40 Stunden pro Woche und erhalten rund 300 Euro im Monat. Für Wochenendd­ienste gibt es einen freien Tag. Die Arbeit im Naturschut­zgebiet wechselt sich mit Diensten im InfoZentru­m ab. Mehrfach besuchen sie zudem Seminare des Landschaft­sverbands Rheinland, die in ganz Nordrhein-Westfalen stattfinde­n.

Miosga und Bittner sind sehr froh, sich für das FÖJ entschiede­n zu haben. Sie fühlen sich reifer. „Man lernt viel Eigenveran­twortung“, sagt Miosga. Bittner ergänzt: „Durch das FÖJ haben wir einen Vorteil gegenüber anderen, die direkt von der Schule auf die Uni gehen.“Auch wie es weitergehe­n soll, wissen die beiden nun. Bittner beginnt im Herbst eine Ausbildung zum Pflanzente­chnologen in Niedersach­sen, Miosga möchte studieren, entweder Ernährungs- oder Agrarwisse­nschaft.

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Niklas Bittner (links) und Aaron Miosga (beide 19) sind froh, sich für das FÖJ entschiede­n zu haben.

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