Rheinische Post Krefeld Kempen

Zverev legt vor, Nadal kontert

- VON JESSICA BALLEER UND PIRMIN CLOSSE

Zum Auftakt des Davis-Cup-Viertelfin­als zwischen Deutschlan­d und Spanien hatten die Favoriten keine große Mühe.

DÜSSELDORF/VALENCIA (sid) Eigentlich hatte Alexander Zverev keinen guten Start in den gestrigen Tag. Das ATP-Turnier in Miami, bei dem er sich vor ein paar Tagen bis in Finale gespielt hatte, steckte dem Topspieler des deutschen Davis-Cup-Teams noch in den Knochen. Im Hotel in Valencia sei er kaum aus dem Bett gekommen, berichtete der 20-Jährige. Es bedurfte der Familie, seines Mannschaft­skameraden, des Teamkapitä­ns und tierischem Beistand, um ihn zu wecken: „Meine Mutter kam ins Zimmer, die habe ich wieder weggeschic­kt. Dann kam Tim Pütz, dann Michael Kohlmann und dann mein Hund Löwik – und dann war ich wach“, sagte er.

Auf dem Sandplatz in der Stierkampf­arena von Valencia präsentier­te sich Zverev aber trotz Jetlags hellwach. Zum Auftakt des DavisCup-Viertelfin­ales zwischen Deutschlan­d und Spanien besiegte er David Ferrer klar mit 6:4, 6:2, 6:2. Spaniens Superstar Rafael Nadal aber konterte sogleich – und glich durch ein müheloses 6:2, 6:2, 6:3 gegen Philipp Kohlschrei­ber aus. So steht es nach zwei Favoritens­iegen am ersten Tag 1:1. Das Duell ist so eng, wie auch Tennis-Experte Patrik Kühnen (52) zuvor vermutet hatte.

Im Gespräch mit unserer Redaktion lobte Kühnen (52), ehemaliger Teamkapitä­n und dreifacher Gewinner des Davis Cups, Alex Zverev für das Erreichen des Endspiels in Miami, „dort hat er das nötige Selbstvert­rauen getankt“, sagte Kühnen und fügte an: „Deutschlan­d ist aufgrund der Teilnahme von Nadal in der Außenseite­rrolle, hat aber auch ein sehr starkes Team.“

So mühsam das Aufstehen, so ausgeschla­fen wirkte Zverev dann auf dem Platz. Zverev, der mit Deutschlan­d um den ersten Halbfinal-Einzug seit 2007 kämpft, hatte einen furiosen Start hingelegt. Der Weltrangli­stenvierte trieb den aus Valencia stammenden David Ferrer nach Belieben vor sich her und dosierte Netzangrif­fe und Stopps klug. Gelegentli­che Schwächen beim eigenen Service kaschierte der Hamburger, indem er Ferrer gleich achtmal in Folge den Aufschlag abnahm. Wann immer die spanischen Fans Morgenluft witterten, gab der Deutsche den Stimmungsk­iller. Vom Flair der mit rund 10.000 Zuschauern ausverkauf­ten „Plaza de Toros“schwärmte er dennoch: „Die Atmosphäre war genial – genau so, wie Davis Cup sein muss.“Er sei selbst „ein bisschen überrascht“gewesen, wie dominant er bei seiner Saisonprem­iere auf Sand agiert habe, bekannte der Weltrangli­stenvierte.

Deutlich lauter wurde es jedoch beim Match von Superstar Rafael Nadal, der bereits in den Tagen zuvor in Valencia bei jedem öffentlich­en Auftritt frenetisch gefeiert worden war. Bei seinem Comeback nach über zweimonati­ger Verletzung­spause unterliefe­n dem Weltrangli­stenersten zwar auch einige Fehler, er präsentier­te sich aber nervenstar­k. So zwang Kohlschrei­ber dem Sandplatzk­önig einige lange Ballwechse­l auf, hatte aber fast immer das schlechter­e Ende für sich. Nadals Davis-Cup-Bilanz bleibt damit fast makellos: Von 24 Einzeln gewann Nadal 23. „Er war einfach zu stark, der viel bessere Spieler heute“, sagte Kohlschrei­ber. Kapitän Kohlmann zog trotzdem eine positive Zwischenbi­lanz: „Wenn wir jeden Tag einen Punkt holen, wird es ein schönes Davis-Cup-Wochenende.“

Durch das 1:1 nun ist klar, dass es im Duell der beiden Spitzenspi­eler Zverev und Nadal (Sonntag, 11 Uhr) um den Sieg gehen wird. Wer dabei die Chance zum Matchgewin­n hat, entscheide­t sich im Doppel heute (14 Uhr/DAZN). Das deutsche Duo Jan-Lennard Struff (Warstein) und Tim Pütz (Frankfurt) tritt ab 12.30 Uhr gegen Doppel-Olympiasie­ger Marc Lopez und Feliciano Lopez an.

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