Rheinische Post Krefeld Kempen

Schulz nimmt Keusch aufs Korn

- VON THOMAS SCHULZE

Der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende der Pinguine garantiert nur noch eine Saison DEL-Eishockey in Krefeld. Unter dem Diktat der Seidenwebe­rhaus GmbH werde es nicht weitergehe­n. Die Fans jubeln: Caron verlängert, Pietta bleibt.

Die Mitglieder­versammlun­gen des FC Schalke 04 sind legendär. In den 80er und 90er Jahren ging es dort so manches Mal hoch her. Je mehr es auf Mitternach­t zuging und je mehr der Frust mit Bier herunterge­spült wurde, desto intensiver wurden die Debatten – mal hitzig, mal amüsant. Umso bemerkensw­erter ist, dass ein Krisenklub wie die Krefeld Pinguine zu einem ein Fan-Hearing eingeladen hatten. Eine heikle Angelegenh­eit. Rund 400 Anhänger kamen und sie verhielten sich trotz Bieraussch­ank vorbildlic­h. Das lag sicher auch daran, dass der Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Wolfgang Schulz keine klaren Worte scheute. „Tabellenpl­atz 13 und 14 ist nicht unser Anspruch“, sagte er. „Was die letzten drei Jahre war, ist nicht akzeptabel, es ist zum Kotzen.“

Das Problem seien aber nicht die Leistungen der Spieler, sondern ein strukturel­les. Der Klub verfüge nicht über die wirtschaft­lich notwendige Basis, um in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zu spielen. Das wiederum liege an der Seidenwebe­rhaus GmbH, der Betreiberi­n des KönigPalas­t, und ihrem Chef Paul Keusch. Nach langem Hin und Her war der Mietvertra­g um ein Jahr verlängert worden, was Schulz jedoch nicht zufrieden stellt. Im Gegenteil, er sagte in aller Deutlichke­it, dass es durchaus die letzte Saison in der DEL sein kann. „Wir haben über Jahre nicht unerheblic­he Beträge in den Verein gesteckt“, sagte er. „Dass es dann Leute gibt, die äußern, es wäre besser, wenn kein Eishockey im KönigPalas­t gespielt würde, dann frage ich mich: warum unterstütz­en wir den Klub? Ich werde dieses Jahr noch einmal alles geben, um die Karre aus dem Dreck zu ziehen und den Standort zu sichern. Aber ich bin kein Alleinunte­rhalter, sondern da müssen alle mitziehen: die Stadt, die Wirtschaft, die Fans. Wenn das nicht der Fall ist, wird die Lizenz verkauft. Es darf nicht auf die Knochen eines einzelnen gehen.“

Die Bedingunge­n für die Pinguine im KönigPalas­t seien einzigarti­g in Deutschlan­d. Es gebe keinen anderen DEL-Klub ohne Biersponso­r und Beteiligun­g am Catering. „Uns fehlt im Vergleich zu Iserlohn und Schwenning­en aus diesem Bereich eine Million Euro“, rechnete Geschäftsf­ührer Matthias Roos vor. Auch an diesem Punkt fand Schulz klare Worte. Der Vertrag mit König Pilsener ende 2019. „Wenn ich höre, dass da verhandelt wird und wir wieder nicht einbezogen werden, dann bedeutet das das Ende des Krefelder Eishockeys auf diesem Niveau. Dann stecke ich keinen Cent mehr rein. Wenn der Vertrag anders gestaltet wird, bin ich dabei.“Groß ist auch Schulz’ Enttäuschu­ng bezüglich des Deutschlan­d-Cup. Auch da sei der Klub in die Planungen nicht einbezogen worden, was gegen alle Gepflogenh­eiten verstößt.

Doch den Fans wird zumindest für die kommende Saison noch einmal Mut gemacht. So wurde der Vertrag mit Jordan Caron verlängert, wofür es viel Applaus gab. „Und Pietta bleibt natürlich auch, er hat einen Vertrag und will hier spielen“, sagte Schulz. Rüdiger Noack, Berater des Aufsichtsr­ates, machte derweil klar, dass die Tür für Christian Ehrhoff nicht nur offen steht: „Wir müssen um ihn werben – nicht als Trainer oder Sportdirek­tor. Er muss nur da sein.“Schulz stimmte zu: „Wir brauchen ihn.“

 ?? FOTO: THOMAS LAMMERTZ ?? 400 Fans kamen, um vom Aufsichtsr­atsvorsitz­enden Wolfgang Schulz (Mitte) zu hören, wie es mit dem Klub weitergeht.
FOTO: THOMAS LAMMERTZ 400 Fans kamen, um vom Aufsichtsr­atsvorsitz­enden Wolfgang Schulz (Mitte) zu hören, wie es mit dem Klub weitergeht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany