Rheinische Post Krefeld Kempen

Hoher Symbolwert der Mütterrent­e

- VON EVA QUADBECK VON MICHAEL BRÖCKER VON ANTJE HÖNING SPARKASSEN SOLLEN FÜR STEAG ZAHLEN, SEITE B 2

Bei der Mütterrent­e geht es um mehr als um eine Erhöhung der Altersbezü­ge. Die Generation der Frauen, die vor 1992 ihre Kinder geboren haben, hatte oft keine Chance, Beruf und Familie zu vereinbare­n. So ist die Mütterrent­e auch eine symbolisch­e Anerkennun­g für das, was die Frauen bei der Erziehung der Kinder leisteten. Die Arbeit dieser Mütter wiegt das Plus in der Rente bei Weitem nicht auf. Übrigens ist es egal, ob die Frauen ein, zwei oder drei Kinder großzogen – nur eine Minderheit konnte dazu berufstäti­g sein. Daher ist die Bundesregi­erung gut beraten, eine Erhöhung der Mütterrent­e nicht allein den Großfamili­en-Müttern zugutekomm­en zu lassen.

Eine höhere Mütterrent­e darf aber weder den gesetzten Finanzrahm­en sprengen noch mit einem Griff in die Rentenkass­e finanziert werden. Denn auf die Rentenkass­en kommen noch andere Aufgaben zu. Wenn ab 2025 die Baby-Boomer-Generation in den Ruhestand geht, werden die Beiträge zur gesetzlich­en Rente steigen, während für die jüngeren Rentenjahr­gänge das Niveau sinken wird. Die Bundesregi­erung möchte diese Entwicklun­g aufhalten und setzt dafür eine Rentenkomm­ission ein. Aber auch diese Kommission kann das Geld nicht drucken. BERICHT HÖHERE MÜTTERRENT­E AB 2019, TITELSEITE

Angela Merkel ist für übereilte politische Entscheidu­ngen eher nicht bekannt. Mal abgesehen vom Atomaussti­eg nach dem FukushimaU­nfall. Dass sie nun jede militärisc­he Beteiligun­g im Syrien-Konflikt ausschließ­t und sich damit gegen die Bündnispar­tner Frankreich, USA und Großbritan­nien stellt, ist erstaunlic­h. Und falsch. Der mutmaßlich­e Giftgasang­riff der Milizen des syrischen Machthaber­s Assad muss von der internatio­nalen Gemeinscha­ft hart und spürbar beantworte­t werden, wenn man solche Kriegsverb­rechen künftig auch an anderer Stelle vermeiden will. Eine kritische Erklärung im UN-Sicherheit­srat beeindruck­t den Schlächter von Damaskus und seinen Freund im Kreml nicht wirklich. Merkel sollte sich zumindest die Option offenhalte­n, einen Angriff gegen Syriens Truppe zu unterstütz­en, wenn Beweise für den Urheber des Giftgasang­riffs vorliegen. Zu einem amerikanis­ch-russischen Krieg wird es nicht kommen, wie die Gegner eines Militärein­satzes befürchten. Russlands Präsident wird vor der Fußball-WM im eigenen Land für Syrien keinen ernsthafte­n Konflikt mit den USA riskieren. BERICHT MOSKAU KRITISIERT BERLIN IN SYRIEN-KRISE, TITELSEITE

KMerkels Moment

Steuerzahl­ers Albtraum

ritiker warnen seit Langem. Doch die Stadträte von Dortmund bis Dinslaken hörten nicht. Ausgerechn­et deren Stadtwerke glaubten 2010, mit dem Kauf der Steag Monopoly spielen zu können. Schon damals stellte sich die Frage, was die klammen Revierstäd­te mit Kraftwerke­n in Kolumbien und auf den Philippine­n sollen. Mit öffentlich­er Daseinsvor­sorge hat das nichts zu tun, deshalb hätte das Land den Deal nicht erlauben dürfen. Nun wird der Steag-Traum mit Ansage zum Albtraum – und das liegt nicht nur an der Energiewen­de, sondern auch an einem überforder­ten Chef. Für 2016 musste der Konzern die Dividende aus der Substanz zahlen, damit die Stadtwerke ihren Schuldendi­enst leisten können. Nun müssen diese ihre Schulden, die sie für den Kauf der Steag aufgenomme­n haben, refinanzie­ren. Ein üblicher Vorgang. Dass man aber offenbar versucht, die heimischen Sparkassen ins Boot zu holen, geht gar nicht. Zu den Risiken, die die Städte bereits über ihre Stadtwerke tragen, kämen die Risiken über ihre Sparkassen hinzu. Die Gefahr wächst, dass am Ende der Steuerzahl­er die Suppe auslöffeln muss. BERICHT

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