Rheinische Post Krefeld Kempen

MATTHIAS MACHNIG

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Abgang eines Homo Politicus

Matthias Machnig (SPD) war schon viel in seinem Leben. Der neue Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) ließ dem scheidende­n Staatssekr­etär so viel Lob zukommen, dass an Ehre eigentlich nur noch der große Zapfenstre­ich fehlte. So listete Altmaier mit launigen Bemerkunge­n garniert Machnigs zahlreiche Funktionen als SPD-Politiker, als Landesmini­ster und als Staatssekr­etär in den Ressorts für Verkehr, für Umwelt und eben für Wirtschaft auf. Als Staatssekr­etär im Wirtschaft­sministeri­um nahm Machnig in den vergangene­n dreieinhal­b Jahren eine zentrale Rolle ein. Am Ende steuerte er sechs Abteilunge­n. Kein wichtiges Papier, das nicht über seinen Schreibtis­ch ging.

Mit Blick auf dessen Durchsetzu­ngskraft stellte Altmaier anerkennen­d fest, Machnig können „rollen wie ein Panzer“. Der 57-jährige Machnig, der in seiner Zeit als Jung- sozialist zum linken Stamokap-Flügel zählte, zeigte sich sichtlich geschmeich­elt und erklärte, aus seiner Partei habe er selten so respektvol­le und freundlich­e Worte gehört. Dann machte er Altmaier aber auch darauf aufmerksam, dass dieser eine wichtige Funktion vergessen habe. So war Machnig 1998 als Koordinato­r von Schröders legendärer Wahlkampfz­entrale Kampa für den Sieg der Sozialdemo­kraten mit verantwort­lich. Mit dieser Rolle des Strippenzi­ehers und Strategen ist Machnig seitdem immer identifizi­ert worden.

Sigmar Gabriel war knapp drei Jahre als Wirtschaft­sminister Machnigs Chef. Zur Verabschie­dung des Staatssekr­etärs kam er pünktlich, was man bei Gabriel als eine besondere Geste der Zuneigung werten muss. Er findet, dass sein Freund und Weggefährt­e oft als Haudrauf verkannt wurde. Gabriel betonte lieber die Seite des „Homo Politicus“und er rühmte Machnigs Verlässlic­hkeit als Freund. Er dankte ihm für eine Freundscha­ft „zwischen zwei Menschen, die nicht prinzipiel­l unkomplizi­ert sind“.

Eva Quadbeck

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