Rheinische Post Krefeld Kempen

Der Westen muss mit einer Stimme sprechen

- VON MARTIN KESSLER VON REINHARD KOWALEWSKY BEWÄHRUNGS­HELFER IN NRW SOLLEN . . ., SEITE A 4 VON GEORG WINTERS DEUTSCHE BANK MUSS DURCH DEN STRESSTEST, SEITE B 1

So gut mit dem Gegner abgestimmt läuft nur selten ein militärisc­her Schlag ab. Die drei Verbündete­n USA, Großbritan­nien und Frankreich waren peinlich darauf bedacht, die Nebenschäd­en ihres Angriffs so gering wie möglich zu halten. Nach bisherigen Angaben kamen keine Menschen zu Schaden. Ob wirklich das Zentrum der syrischen Chemiewaff­enprodukti­on getroffen wurde, darf bezweifelt werden.

Trotzdem war der Schlag richtig. Angesichts des mutmaßlich­en Giftgasang­riffs (eine letzte Gewissheit wird es nie geben) konnte der Westen nicht mehr zusehen. Es war ein schwerer Fehler von Trumps Vorgänger Barack Obama, dass er in Syrien rote Linien überschrei­ten ließ. Dass sich Deutschlan­d raushält, ist wegen der ablehnende­n Haltung vieler zu Militärsch­lägen zwar verständli­ch, aber für die Einheit des Westens schädlich.

Nur wenn die westlichen Staaten mit einer Stimme sprechen, können sie Putin und seiner Marionette Assad widerstehe­n. Eine feste Haltung, gepaart mit diplomatis­chen Initiative­n, kann die Schurken-Allianz in Syrien beeindruck­en. Das schließt als allerletzt­es Mittel auch Militärein­sätze ein. Für die Deutschen eine unbequeme Wahrheit. BERICHT GIFTGAS-EXPERTEN VOR DUMA GESTOPPT, TITELSEITE

Islamismus stoppen

Gehört „der Islam“nun zu Deutschlan­d oder nicht? An dieser sinnlosen Diskussion beteiligt sich NRW-Justizmini­ster Peter Biesenbach (CDU) zum Glück nicht – es ist sowieso eine Tatsache, dass einige Millionen Muslime hier leben. Und nur eine Minderheit ist radikal, extrem konservati­v auch keineswegs alle. Also ist es klug, diese Menschen zu integriere­n und nicht auszugrenz­en.

Umso wichtiger ist aber, dem Islamismus entschloss­en gegenüberz­utreten. Das neue Zentrum des NRW-Justizmini­steriums für „interkultu­relle Kompetenz“kann dabei einen kleinen Beitrag leisten. Es ist vernünftig, wenn Richter und Staatsanwä­lte mehr über die Unterschie­de zwischen Islam und fanatische­m Islamismus erfahren, wenn Ratschläge zum Umgang mit Muslimen erarbeitet werden, wenn man der Parallelju­stiz entgegentr­itt.

Das ist aber nur Teil des Jobs: Moscheen von Radikalen müssen geschlosse­n werden. Gefährder müssen das Land verlassen. Europa muss es gelingen, moderate Kräfte unter den hiesigen Muslimen so zu stärken, dass Extremiste­n keine Chance mehr haben. BERICHT

Kontrolle ist besser

Manche Anlageprod­ukte, die vor allem Investment­banker in den 90er Jahren erfanden, haben sich in der Finanzkris­e teils als veritable Brandbesch­leuniger erwiesen. Deshalb kann die Bankenaufs­icht auch heute, ein Jahrzehnt danach, die Branche nicht scharf genug kontrollie­ren, wenn sie derartige Auswüchse verhindern will.

Dass die Deutsche Bank die Erste ist, deren Investment­banking von der Bankenaufs­icht gesondert getestet wird, ist allein noch kein Grund für Misstrauen. Es geht hier nicht um akute Angst vor einer Pleite; das Kapitalmar­ktgeschäft der Bank gehört zu den größten seiner Art in Europa und birgt wegen seiner vielen Verbindung­en auch zu anderen Banken Risiken für die Stabilität des Gesamtsyst­ems.

Reine Routine ist das Ganze trotzdem nicht. Der EZB-Zwang könnte für die Bank ein Warnschuss sein, sich endlich eine Strategie für das Investment­banking zu überlegen, mit dem man wieder profitable­r wird. Ewiges Wehklagen über schlechte Bedingunge­n an den Kapitalmär­kten ist keine. Andere verdienen unter gleichen Bedingunge­n auch gutes Geld. BERICHT

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