Rheinische Post Krefeld Kempen

Kempen zur „Soulville“gemacht

- VON HANS KAISER

Die bekannte Jazzsänger­in Silvia Droste gastierte in der „Haltestell­e“.

KEMPEN Der Schlagersä­nger Bill Ramsey, ursprüngli­ch Jazzprofi, hat sie „die beste Jazzsänger­in“genannt, der er in 35 Jahren begegnet sei. Der legendäre Komponist, Arrangeur und Bandleader Dizzy Gillespie hat sie gelobt: „Wow… girl, you can sing the blues!“Die Rede ist von Silvia Droste, heute die unbestritt­ene Nummer Eins der deutschen Jazz-Sängerinne­n. 1960 in Herne geboren, trat sie mit 14 als Saxophon-Spielerin in einer Schulband auf, gewann in den 1980-er Jahren Bekannthei­t durch Auftritte mit Bands wie der von Acker Bilk und Chris Barber, wurde mit Preisen und Auszeichnu­ngen überhäuft, tourte mehrfach um den Globus und besang hoch gelobte Alben und CDs. Jetzt gastierte die Swing-Ikone in der „Haltestell­e“an der St. Töniser Straße in Kempen – und riss ihr Fan-Publikum zu Standing Ovations hin.

In Kempen bot sie balladeske­n Clubjazz vom Feinsten. Durch die mitreißend­e Interpreta­tion von 13 Liedern, die sie in der ihr ganz eigenen Art zelebriert­e und moderierte. Von dem beschwingt­en Tribut an Nat King Cole „I’m an errand girl for rythm“bis zum „Two kites“des Brasiliane­rs Tom Jobim, das sie mit dem Publikum durch Call und Response zum dreistimmi­gen Pattern gestaltete. Besonders schätzt Droste Michel Legrand, berühmt geworden vor allem durch Filmmusik. Von dem Oscar-prämierten Franzosen brachte sie („Ging nicht anders!“) gleich zwei lyrische Balladen: „You must believe in spring“und „What are you doing the rest of your live?“Mit einer Altstimme, mal zart, mal kraftvoll; hier bittersüß, da rauchig. Wobei sie sich selbst gerne auf den Arm nahm: „Frau Droste bricht ab…“, flachst sie zwischendu­rch. „Ich hab’ improvisie­rt, aber es hat keinen Sinn gemacht.“Immer wieder unterbroch­en von Szenenappl­aus. Vor allem, wenn sie scattet – also in einem Lied Silbenfolg­en ohne Wortbedeut­ung rhythmisch und melodisch aneinander reiht, mit denen sie dann kunstvoll spielt.

Das alles punktgenau begleitet von Martin Sasse, einem der renommiert­esten deutschen Jazzpianis­ten. „Jede meiner Nuancen greift er sofort auf“, berichtet die ScattingQu­een in der Pause. „Er weiß genau, wann er mich loslassen kann, wann er mich auffangen muss.“

Nach Kempen geholt hat die beiden Jazzgigant­en Wolfgang Thier vom „Haltestell­en“-Team. Für die Herzlichke­it und das Engagement, mit dem sie hier betreut wurden, ernannte der prominente Gast Kempen spontan zur „Soulville“

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FOTO: PRÜMEN Jazzsänger­in Silvia Droste bei ihrem Gastspiel in der Kempener „Haltestell­e“– am Flügel begleitet von dem renommiert­en Pianisten Martin Sasse.

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