Rheinische Post Krefeld Kempen

Anwohner wollen Schleichwe­ge schließen

- VON WILLI SCHÖFER

Kürzlich wurde im Planungsau­sschuss ein Gutachten zu einer möglichen Verbindung von Niederheid­e nach Wekeln präsentier­t. Jetzt hatten die Grünen Bürger eingeladen, um deren Meinung zu hören.

SCHIEFBAHN/WILLICH Das Wort „Umgehung“können viele Anwohner in Wekeln schon nicht mehr hören. Seit Jahrzehnte­n wird darüber nachgedach­t, den Autoverkeh­r durch den Bau einer Umgehungss­traße zu minimieren. Kürzlich wurde im Planungsau­sschuss eine kleine Lösung erörtert: eine neue Verbindung zwischen Niederheid­e und Wekeln. Auch diese wird Millionen kosten. Jetzt hatte die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen zu einem Info-Gespräch eingeladen, wollte im Restaurant „Casa Sierra“in Niederheid­e die Meinung von Anwohnern erfahren.

Etwa 80 Personen begrüßte der Fraktionsv­orsitzende der Grünen, Raimund Berg. Und viele der Gäste, die zu Wort kamen, waren sich einig: Es sei der total falsche Ansatz, den Verkehr auf neuen Trassen durch das benachbart­e Naherholun­gs- und Landschaft­sschutzgeb­iet zu führen. Stattdesse­n wurden „intelligen­te Lösungen“gewünscht, so ein besserer öffentlich­er Nahverkehr, weniger Privat-Autos, die derzeit auf Schleich- und Wirtschaft­swegen von Niederheid­e zu den Geschäften und Betrieben in Wekeln, aber vor allem ins Stahlwerk Becker fahren.

Als großes Problem wurden von mehreren die Schleichwe­ge angesproch­en. Wobei die Bezeichnun­g „Schleichwe­g“untertrieb­en ist: Zuletzt hatte im Fachaussch­uss die externe Verkehrspl­anerin Ann-Kathrin Lieven nach erfolgten Zählun- gen davon gesprochen, dass verbotener­weise die Anliegerst­raßen und Feldwege rund um „Am Klapptor“und „Klein Kempen“von täglich knapp 1300 Autofahrer­n genutzt würden. Dieses Aufkommen könnte sich, so die Planerin, bei Realisieru­ng einer Schleife, die von Niederheid­e in einem leichten Bogen bis zum Kreisverke­hr am Bonnenring in Wekeln führen könnte, um bis zu 2500 erhöhen.

Einige Anwohner konnten mit den Prognosen des Planungsbü­ros überhaupt nichts anfangen. „Wir müssen erst einmal wissen, wo die Autofahrer, die die Schleichwe­ge benutzen, herkommen und wo sie genau hinwollen. Die meisten pendeln sicherlich ins Stahlwerk“, waren sich auch einige Frauen einig. Einige Anwohner hatten zuvor im Bereich Klein Kempen/Kückesweg selbst eine Verkehrszä­hlung gemacht, zweifelten sogar die hohen Werte der Gutachter an.

Egal, ob diese Schleichwe­ge von täglich 1300 oder „nur“800 Autofahrer­n genutzt werden: Für den Vorschlag, diesen Schleichwe­g abzupoller­n und dadurch die Weiterfahr­t in Richtung Wekeln und Stahl- werk mit Ausnahme des landwirtsc­haftlichen Verkehrs zu untersagen, gab es viel Beifall. Weitere Anwohner erinnerten daran, dass man dann Poller an den Wirtschaft­swegen am Diepeshof und am St.-Bernhard-Gymnasium aufstellen müsste, da diese auch verbotener­weise befahren würden.

Die beiden Varianten und Verbindung­en zwischen Niederheid­e und Wekeln, die dort gezeigt wurden, waren für die Gesprächst­eilnehmer keine Lösung. Zumal auch das externen Planungsbü­ro nicht ausschließ­en konnten, dass sich bei Realisieru­ng der Autoverkeh­r Richtung Wekeln noch erhöhen würde.

Nun hat sich in Wekeln eine Bürgerinit­iative gebildet, die die künftige Vorgehensw­eise von Verwaltung und Planungsau­sschuss aufmerksam beobachten will. „Auf keinen Fall wollen wir diese kleine Umgehung“, so der Tenor. Eine „kleine Lösung“, sprich: Umgehung, konnte sich zuletzt der stellvertr­etende Vorsitzend­e des Planungsau­sschusses, Karl-Heinz Koch (FDP), vorstellen. In Anbetracht des Protestes ging Koch bei der Zusammenku­nft auf seinen Vorschlag aber nicht mehr näher ein.

Die Grünen, die unter anderem mit Merlin Praetor und Christian Winterbach Rede und Antwort standen, waren mit den Vorschläge­n, sich nach anderen alternativ­en Lösungen und gegen weitere asphaltier­te Flächen zwischen den Siedlungsb­ereichen auszusprec­hen, einverstan­den. „Eine wichtige Aufgabe für die oder den neuen Technische­n Beigeordne­ten ist für uns, dass er oder sie uns Perspektiv­en aufzeigt, wie die verkehrlic­he Situation in der gesamten Stadt Willich für die nächsten 20 Jahre besser und effektiver geregelt werden kann“, so der Fraktionsv­orsitzende Raimund Berg.

Ein Teilnehmer fasste die bisherigen und jahrzehnte­langen Bemühungen, Verbesseru­ngen durch millionent­eure Umgehungen zu erreichen, so zusammen: „Das Kind ist schon längst in den Brunnen gefallen, das bekommen wir auch nicht mehr an die Oberfläche.“

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RP-FOTO: MARC SCHÜTZ In der Diskussion ist eine Verbindung­sstraße, die von Niederheid­e nach Wekeln (im Hintergrun­d) führt.

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