Rheinische Post Krefeld Kempen

Tarifpaket kostet Städte 7,5 Milliarden

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Der Abschluss für den öffentlich­en Dienst trifft auf ein geteiltes Echo.

POTSDAM (RP/qua) Der Steuerzahl­erbund kritisiert den Tarifabsch­luss im öffentlich­en Dienst. Präsident Reiner Holznagel warnte vor einer Überforder­ung der öffentlich­en Haushalte. „Viele Kommunen werden mit Personalab­bau, Sparmaßnah­men sowie höheren Steuern und Abgaben reagieren müssen, was die steuerzahl­enden Bürger trifft“, sagte Holznagel unserer Redaktion. Oft werde übersehen, dass viele Kommunen weiter eine sehr hohe Schuldenla­st trügen.

Arbeitgebe­r und Gewerkscha­ften hatten sich in der Nacht auf eine Lohnerhöhu­ng von 7,5 Prozent bei 30 Monaten Laufzeit für die 2,3 Millionen Beschäftig­ten des öffentlich­en Dienstes von Bund und Kommunen geeinigt. Die Erhöhung soll in drei Stufen erfolgen. Das Gesamt- paket bedeutet für die Kommunen Kosten über die gesamte zweieinhal­bjährige Laufzeit von 7,5 Milliarden Euro, für den Bund von 2,2 Milliarden Euro. Verdi-Chef Frank Bsirske zeigte sich sehr zufrieden: „Es ist das beste Ergebnis seit vielen Jahren.“Der neue Verhandlun­gsführer des Bundes, Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU), war ebenfalls „sehr zufrieden“. Nach seinen Angaben soll das Ergebnis auf die Beamten und Soldaten übertragen werden. Nach Schätzunge­n des Bundesinne­nministeri­ums würde das den Bund ab 2021 jährlich rund 2,3 Milliarden Euro kosten.

Der Deutsche Städtetag bezeichnet­e den Tarifabsch­luss als „vertretbar“, sieht aber Probleme für finanzschw­ache Kommunen. Mehrausgab­en von gut sieben Milliarden Euro über die vereinbart­e Vertragsla­ufzeit seien „vor allem für struktursc­hwache Städte schwer zu verkraften“, sagte Städtetags­präsident Markus Lewe. Dennoch sei der Kompromiss richtig, um die Mitarbeite­r im öffentlich­en Dienst an der guten wirtschaft­lichen Entwicklun­g teilhaben zu lassen.

Lob kam von Bernd Jürgen Schneider, dem Hauptgesch­äftsführer des Städte- und Gemeindebu­ndes Nordrhein-Westfalen: „Der Tarifabsch­luss ist ein guter Kompromiss zwischen finanziell­er Zumutbarke­it für die Kommunen und dem, was gezahlt werden muss, damit die Bürger auch gute Leistungen erhalten.“Wer gute Fachkräfte wolle, müsse sie auch gut bezahlen.

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