Rheinische Post Krefeld Kempen

Schulze Föcking in der Dauer-Defensive

- VON THOMAS REISENER VON REINHARD KOWALEWSKY TARIFABSCH­LUSS BEVORZUGT JÜNGERE, SEITE B 1 VON MICHAEL BRÖCKER

Dass Umweltmini­sterin Schulze Föcking (CDU) ihre „Stabsstell­e Umweltkrim­inalität“aufgelöst und die Arbeit auf andere Abteilunge­n verteilt hat, ist kein Skandal. Aber fragwürdig ist ihr Umgang mit der Kritik daran. Bei der Rechtferti­gung hat sie sich so ungeschick­t ausgedrück­t, dass die Opposition sie nun zur Rechtferti­gung ihrer Rechtferti­gung zwingt. Denn sie hat dem Landtag unter Berufung auf eine ihr unterstell­te Behörde Fakten berichtet, denen sie selbst nicht mehr traut. Gestern kündigte sie an, diese Fakten zu überprüfen. Damit räumt sie erstens ein, dass die Opposition ihren Ausführung­en zu Recht misstraut hat, und zweitens, dass sie ihren Mitarbeite­rn misstraut. Schlechter kann man sich als Ministerin kaum positionie­ren.

Ihre größten Schlagzeil­en machte Schulze Föcking bislang mit fachfremde­n Themen: im Juli mit der Art der Tierhaltun­g auf dem Bauernhof ihrer Familie und jetzt mit ihrer Art, das Parlament zu informiere­n. Beim bislang wichtigste­n Thema in ihrer Zuständigk­eit – den drohenden Diesel-Fahrverbot­en – taucht Schulze Föcking mangels relevanter Ideen hingegen fast gar nicht auf. Die meisten ihrer Kabinettsk­ollegen hatten im ersten Amtsjahr größeren Erfolg. BERICHT NRW-MINISTERIN UNTER DRUCK, TITELSEITE

Verdi-Chef Frank Bsirske beweist mit dem neuen Tarifabsch­luss im öffentlich­en Dienst Flexibilit­ät: Zwar hat er erneut dafür gesorgt, dass sehr niedrige Lohngruppe­n überdurchs­chnittlich profitiere­n, doch einen Festbetrag gibt es nur einmalig in Höhe von 250 Euro und nicht wie gefordert jeden Monat in Höhe von 200 Euro. Nun steigen zwar die Gehälter der in der Gewerkscha­ft besonders stark vertretene­n untersten Lohngruppe­n etwas mehr als bei vielen Beschäftig­ten mit besserer Einstufung, doch die Entwicklun­g ist überschaub­ar. Die Gefahr einer Rationalis­ierungswel­le bei einfacher Arbeit droht nur begrenzt.

Umso mehr ist zu loben, dass die Einstiegsg­ehälter gerade für Fachkräfte deutlich steigen werden. Der öffentlich­e Dienst soll wieder attraktive­r für Ingenieure, Ärzte, Chemiker oder Facharbeit­er werden – davon profitiert die Allgemeinh­eit. Auch die deutlich höheren Vergütunge­n für Auszubilde­nde sind klug. Langsam schwindet dagegen der Gehaltsvor­teil der Altgedient­en. Gut so: Leistung sollte sich mehr lohnen, langes Verweilen im Amt dagegen weniger. BERICHT

EGut für Job-Einsteiger

Offener Judenhass

in junger Israeli mit Kippa wird in Berlin von einem arabischen Jugendlich­en attackiert und beschimpft. Es ist offener Judenhass, der auf dem im Internet kursierend­en Video zu sehen ist – selbst wenn das Opfer gar kein Jude ist. Ein Einzelfall? Eher nicht. Antisemiti­sche Übergriffe durch muslimisch­e Personen sind Alltag, man muss nur mit Mitglieder­n der jüdischen Gemeinden oder Sicherheit­sexperten reden. Genaue Zahlen gibt es nur deswegen nicht, weil antisemiti­sche Vorfälle in der Kriminalst­atistik unter politisch motivierte Fremdenfei­ndlichkeit subsumiert werden. Das ist zu grob.

Dieses Land braucht Klarheit über die Zahl der Vorfälle und klare Antworten. Judenhass darf in Deutschlan­d keinen Platz haben, das gilt für alle, die hier leben wollen, auch Zuwanderer. So hat es Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble treffend gesagt. Wir dürfen uns an Judenfeind­lichkeit nicht gewöhnen, wie es in manchen französisc­hen Stadtteile­n passiert. Es fängt bei einer Bestrafung junger Täter wie dem hasserfüll­ten Schläger aus Berlin an. Was macht eigentlich der Antisemiti­smus-Beauftragt­e? BERICHT ANGREIFER SCHLÄGT IN BERLIN..., TITELSEITE

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