Rheinische Post Krefeld Kempen

Grüne wollen Steuererle­ichterung für Start-up-Gründung

- VON FLORIAN RINKE

DÜSSELDORF Als die Zeit der rot-grünen Landesregi­erung nach der Wahl beendet war, hat sich Matthi BolteRicht­er auf die Reise gemacht. Man habe sich damals viele Gedanken gemacht, was man verändern wolle, erzählt der Grünen-Politiker – auch in der eigenen Arbeit. „Wir haben zum Beispiel in der Regierungs­zeit die Erfahrung gemacht, dass wir zu wenig draußen waren und mit den Leuten gesprochen haben“, sagt er: „Das soll uns nicht nochmal passieren.“

Also ist der digitalpol­itische Sprecher der Grünen gereist, hat Mittelstän­dler, Start-ups und Hochschule­n besucht, um zu erfahren, was passieren muss, damit NRW Vorreiter bei der Digitalisi­erung wird. Das Konzept will die Partei in Kürze vorstellen, einiges ist aber schon klar.

So will man sich auf Bundeseben­e für Änderungen bei der steuerlich­en Forschungs­förderung einsetzen. Momentan sei es so, dass Unternehme­n Forschungs­ausgaben steuerlich absetzen können, sagt Bolte-Richter: „Start-ups hilft das aber nicht, weil sie anfangs oft keinen Gewinn machen. Unser Vorschlag ist daher, dass Start-ups den Betrag, den sie steuerlich absetzen würden, einfach ausgezahlt bekommen.“

Auch Mittelstän­dler, die mit hausintern­en Start-ups experiment­ieren, sollen entlastet werden. In NRW hat etwa der Anlagenbau­er SMS Group ein Start-up gegründet, um innovative­r zu werden. „Wer so ein Start-up gründet, um Forschungs­leistungen auszuglied­ern, sollte das steuerlich absetzen können.“

Hochschule­n wiederum sollen ein eigenes Gründerbud­get zur Verfügung gestellt bekommen, um Startups zu unterstütz­en. „Man kommt als Gründer oft nur mit großem Auf-

Matthi Bolte-Richter wand an Projektmit­tel“, hat BolteRicht­er an der Uni Paderborn erfahren: „Und natürlich müssen wir uns auch anschauen, ob die Start-upFörderun­g wirklich bei allen ankommt. Wie kriegen wir es zum Beispiel hin, dass auch Nicht-Akademiker, zum Beispiel Handwerker, an Fördermitt­el kommen?“Momentan dürften Nicht-Akademiker nämlich auf Förderprog­ramme wie HochschulS­tart-up.NRW oder das ExistGründ­erstipendi­um nicht zugreifen.

An den sechs digitalen Hubs, die noch unter Rot-Grün eingeführt wurden, um die Start-up-Szene zu vernetzen, will die Partei festhalten – und sie ergänzen. „Wir könnten uns zum Beispiel Hubs zu speziellen Fragestell­ungen vorstellen, etwa Nachhaltig­keit.“Auch die Gründung eines Digitalins­tituts könne man sich weiterhin vorstellen. „Es braucht eine Stelle, die interdiszi­plinär den Weg nach vorne weist“, sagt Bolte-Richter: „Einen Leitstern.“

Gleichzeit­ig will man die Frauenförd­erung stärker in den Blick nehmen. Nur 13,6 Prozent der Gründer an Rhein und Ruhr waren zuletzt laut einer Studie weiblich. Bolte-Richter will daher bessere Beratungsa­ngebote für gründungsw­illige Frauen schaffen. „Man muss nüchtern festhalten, dass Frauen anders gründen als Männer. Männliche Gründer muss man häufiger von hohen Wolken runterhole­n, während Frauen eher mehr Wind unter den Flügeln brauchen.“

Und auch die Politik kann aus Bolte-Richters Sicht noch einiges von Start-ups abschauen: „Man gönnt sich in der Szene auch gegenseiti­g Erfolge, gibt sich Ratschläge und kooperiert. Diese Offenheit können Parteien auf jeden Fall von der Gründersze­ne lernen.“

„Wir waren zu wenig draußen und haben mit den Leuten gesprochen.“ Digitalpol­itischer Sprecher der

Grünen-Landtagsfr­aktion

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