Rheinische Post Krefeld Kempen

Reiterstaf­fel: Auszugster­min rückt näher

- VON BIANCA TREFFER

Seit fast 13 Jahren prägt die Landesreit­erstaffel Rheinland das Bild von Anrath mit. Für 2020 ist nun der Wegzug vom Rittergut Koof geplant. Grund ist die Zusammenle­gung mit der Reiterstaf­fel Westfalen.

WILLICH Ein Umzug einer kompletten Landesreit­erstaffel ist nicht einfach. Das bewahrheit­et sich im Fall der geplanten Zusammenle­gung der beiden Reiterstaf­feln Rheinland und Westfalen an einem zentral gelegenen Standort in NRW. Im März 2015 beschloss das zuständige Ministeriu­m, die beiden Standorte – das Rittergut Koof in Anrath und eine Reitanlage in Dortmund – an einem neuen Platz zu vereinen. Wobei dieser in Bochum, Gelsenkirc­hen oder Essen-Süd liegen soll und Raum für 32 Pferde und 42 Stellen beinhalten muss.

Es galt zunächst, genaue Kriterien aufzustell­en, die ein neuer Standort erfüllen muss. Denn es geht nicht nur um eine Liegenscha­ft an sich, sondern auch um die dazugehöri­gen Dienstleis­tungen zur Versorgung und Pflege der Pferde. Zudem werden Räume für die Reiter benötigt – angefangen bei Büros über Besprechun­gsräume bin hin zu sanitären Anlagen. Die Pferde brauchen Weiden und Paddocks. Es müssen Reithallen und Außenanlag­en für das Training vorhanden sein, und nicht zuletzt dürfen die Stellplätz­e für den Fuhrpark nicht fehlen.

Gemeinsam mit einer Anwaltskan­zlei für Vergaberec­ht und einem Architektu­rbüro wurden die formellen und inhaltlich­en Punkte erarbeitet und die Ansprüche genau definiert. „Wir haben jetzt die erste Phase des Ausschreib­ungsverfah­rens abgeschlos­sen“, berichtet Jürgen Leimanzik, Leiter der Führungsst­elle Gefahrenab­wehr/Einsatz des Polizeiprä­sidiums Bochum und für die Zusammenfü­hrung der Reiterstaf­feln zuständig. Aufgrund der Summe musste das Projekt EUweit ausgeschri­eben werden. Jeder Interessen­t konnte sich registrier­en lassen und die Unterlagen für die Bewerbung herunterla­den, ausfüllen und zurücksend­en. Der Stichtag war der 19. März 2018. „Uns liegen nun Angebote vor. In einem nächsten Schritt werden wir in ein Ver- handlungsv­erfahren mit den Bewerbern treten und Einzelgesp­räche in unserem Präsidium in Bochum führen“, sagt Leimanzik.

Los geht es in der ersten Maiwoche. Eigens dafür wurde eine Kommission gebildet. Bis Ende des Jahres müssen alle Bewerber, die dann noch im Rennen sind, ein konkretes Angebot abgeben. Anfang 2019 werden die beiden Reiterstaf­feln Rheinland und Westfalen wissen, wo es hingeht und wer Vertragspa­rtner wird. Ein Umzug steht zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht ins Haus. Leimanzik geht davon aus, dass keiner der Anbieter eine genau auf die Reiterstaf­feln zugeschnit­tene Anlage anbieten kann. An einer Bestandsli­egenschaft wird es demnach zu Um- und Anbauten kommen – und das dauert aller Wahrschein­lichkeit eine Weile. Es könnte aber auch sein, dass eine komplett neue Anlage entsteht.

Die Vorgabe sah bislang so aus, dass der Standort Rittergut Koof bis 2021 aufgegeben werden sollte. Es sieht nun so aus, als könnte diese Planung eingehalte­n werden. Nicht alle der 19 Reiter freuen sich indes auf den Umzug. Für viele stehen längere Anfahrten an, um den Arbeitspla­tz an einem neuen Standort zu erreichen. Einige werden vor diesem Hintergrun­d den Sattel räumen. Für Melanie Lipp, Leiterin der Reiterstaf­fel Rheinland, die bei Koof beheimatet ist, bedeutet das Umzugsdatu­m definitiv das Ende ihrer Arbeit bei der Reiterstaf­fel. „Die Fahrstreck­e ins neue Gebiet wird einfach zu lang. Jetzt sind es für mich 60 Kilometer am Tag. Dann werden es rund 170 Kilometer sein. Dazu kommt: Es geht in eine Richtung, in der wegen des Verkehrsau­fkommens lange Anfahrtsze­iten pro- grammiert sind. Das ist bei diesem intensiven Beruf mit teilweise sehr langen Arbeitszei­ten auf Dauer nicht zu meistern“, sagt Lipp. Eine Entscheidu­ng, die Lipp nicht leichtfäll­t, hat sie doch die Reiterstaf­fel Rheinland mitaufgeba­ut. Es stecke Herzblut in der Arbeit, bemerkt sie wehmütig.Bis das Licht bei Koof ausgeht, bleibt Lipp aber dort. Die beiden Reiterstaf­feln sind gut gebucht: Fußballspi­ele und Demons- trationen verlangen nach immer mehr Sondereins­ätzen. Die Zusammenar­beit mit der Bereitscha­ftspolizei laufe hervorrage­nd.

 ?? RP-FOTO: WOLFGANG KAISER ?? Polizeihau­ptkommissa­rin Melanie Lipp hat die Landesreit­erstaffel in Anrath mit aufgebaut.
RP-FOTO: WOLFGANG KAISER Polizeihau­ptkommissa­rin Melanie Lipp hat die Landesreit­erstaffel in Anrath mit aufgebaut.

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