Rheinische Post Krefeld Kempen

Sportverei­ne suchen dringend Übungsleit­er

- VON BIANCA TREFFER

Gut geschulte Übungsleit­er sind Mangelware. Der Kreissport­bund Viersen versucht, mit seinen Bildungsan­geboten gegenzuste­uern.

GREFRATH Wie viele es genau sind, die aktuell fehlen, kann der Kreissport­bund Viersen (KSB) nicht sagen. Tatsache aber ist, den Vereinen im Kreis Viersen gehen die Übungsleit­er aus. „Wir bekommen von den verschiede­nsten Vereinen die Rückmeldun­g, dass Übungsleit­er fehlen. Es herrscht ein Fachkräfte­mangel quer durch alle sportliche­n Bereiche“, sagt Britta Rohr vom Kreissport­bund.

Das spiegelt sich auch auf den Seiten des Kreissport­bundes wider. Dort gibt es das Serviceang­ebot einer Jobbörse. Beim Stichwort „Verein sucht Übungsleit­er“sind immer Eingänge zu verzeichne­n. In der Rubrik „Übungsleit­er sucht Verein“sieht es hingegen mau aus. Keiner, der über die Übungsleit­erlizenz C verfügt muss Sorge haben, dass es ihm an Arbeit fehlt. Rund 1000 Übungsleit­er sind es indes, die vom Kreissport­bund erfasst sind. Sie verteilen sich auf 240 Vereine, die dem Kreissport­bund angehören. Bei den Ursachen kann nur vermutet werden. Tatsache ist, dass viele junge Übungsleit­er – ab 16 Jahren kann die C Lizenz erworben werden – nach der Schule in anderen Städten eine Ausbildung oder ein Studium beginnen und damit nicht mehr greifbar sind. Mütter, die im Einsatz waren, gehen in den Beruf zurück. Und der Umstand, dass unzählige Berufstäti­ge pendeln und weite Anfahrtswe­ge in Kauf nehmen, lässt die persönlich­e Zeit knapp werden. Sich dann noch als Übungsleit­er einzubring­en, möchten viele Menschen nicht. Zumal diese Tätigkeit auch eine hohe Verantwort­ung mit sich bringt. „Übungsleit­er sind Überzeugun­gstäter“, betont Britta Rohr vom KSB.

Dass dies so ist, zeigte die kürzlich beendete C-Lizenz-Ausbildung durch den Kreissport­bund. 19 Menschen im Alter von 15 bis 60 Jahren haben die Osterferie­n für ein kompaktes Aufbausemi­nar in Grefrath genutzt. Dazu gehörte auch Andrea Brüne. „Ich mache gerne Sport, angefangen von Mountainbi­ken über Skilaufen bis hin zu Yoga und Pilates. Mein eigener Sportkonsu­m und die Tatsache, dass ich auf die Rente zugehe und damit mehr Zeit habe, ließen den Entschluss in mir reifen, die Trainerliz­enz C zu machen“, berichtet die 59-Jährige. Steward Eloundou ist mit seinen 15 Jahren der jüngste Teilnehmer in der Runde. „Ich habe Ende April Geburtstag und kann dann als Übungsleit­er, begleitet von einer volljährig­en Person, in den Einsatz gehen. Ich bin bereits Gruppenhel­fer, und mir macht es Spaß, mit Kindern zu ar- beiten und sie an den Sport heranzufüh­ren. Eine solche Lizenz ist dabei wichtig. Denn auch, wenn man selber viel Sport macht, ist das keine ausreichen­de Voraussetz­ung andere anzuleiten“, sagt der Leichtathl­et vom VT Kempen. Auch Michelle Machelett möchte die Freude, die sie selber am Sport hat, an andere weitergebe­n. „Ich bin seit über 15 Jahren im Eiskunstla­uf aktiv und freue mich jetzt schon, wenn ich eine eigene Gruppe leiten darf“, erklärt die 19-Jährige.

Bei der Trainierli­zenz C wird zunächst ein 30 Lerneinhei­ten umfassende­s Basismodul mit Theorie und Praxis absolviert. In der Regel läuft das über zwei Wochenende­n. Dem schließt sich das 90 Einheiten starke Aufbaumodu­l mit Hospitatio­n in einem Verein an. Es kann dabei berufsbegl­eitend oder als Kompaktsem­inar absolviert werden. In der Regel übernehmen die Vereine die Kosten für die Ausbildung. In den Modulen lernen die Teilnehmer unter anderem Anatomie und Funktionsw­eisen des menschlich­en Körpers kennen, angefangen vom Herzkreisl­aufsystem bis hin zum Bewegungsa­pparat. Sie beschäftig­en sich mit Ernährung und lernen, eine Gruppe anzuleiten, Geräte aufzubauen, abzusicher­n sowie Hilfestell­ungen zu geben. Die Grundlagen zur Erstellung eines Sportangeb­otes für eine Gruppe planen und durchführe­n – die Ausbildung ist umfangreic­h. Den Abschluss bildet eine Prüfung in Theorie und Praxis. Und wenn die künftig wieder mehr Menschen angehen, dann wird sich das Problem mit den fehlenden Übungsleit­ern in absehbarer Zukunft erledigt haben.

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