Rheinische Post Krefeld Kempen
Rad, Land, Fluss
Im letzten Teil unserer Heimatserie stellen wir Fahrradtouren aus der Region vor, bei denen ein Fluss überquert werden muss.
DÜSSELDORF (fws/jis/sno) Immer am Wasser entlang – das macht jede Wanderung, aber auch jede Radtour zum Vergnügen. Manchmal muss man das Wasser aber auch queren. Wir stellen vier solcher Routen vor. Rhein Ein Klassiker, der in jeden anständigen Radurlaub am Niederrhein eingebaut werden sollte, ist die Weseler Fähr-Tour. Sie geht von Wesel zum Deichdorf Bislich, wo mit der Personenfähre „Keer tröch“der Rhein nach Xanten überquert wird, und biegt ab zur Niederrheinbrücke (B 58), die unmittelbar zum Ausgangspunkt zurückführt. Mit etwa 25 Kilometern Länge ist sie für Einheimische eine beliebte Feierabendfahrt. Wer touristisch mehr sehen möchte, kann Wesels Innenstadt erkunden, in Bislich und Xanten Museen besuchen oder in Ginderich die Wallfahrtskirche ansteuern. Blickkontakt zum Wasser ist fast permanent gegeben.
Gute Startpunkte sind der Große Markt in Wesel und die Parkplätze an der nahen Rheinpromenade. Die Route führt rheinab zum Sporthafen und Auesee, sodann auf dem Deich nach Flüren und am MegaCampingplatz auf der Grav-Insel vorbei durch ein Waldstück Richtung Bislich, das wiederum auf einem pittoresken Deichabschnitt angesteuert wird. Hier wartet die „Keer tröch“für den Rheinübergang, den pro Saison Zehntausende nutzen. Auf der linken Rheinseite sind neben den Abstechern nach Xanten selbst auch auf dem Weg zur weithin sichtbaren Niederrheinbrücke auf der Bislicher Insel interessante Zwischenstationen zu finden. Zum Beispiel das Naturforum des Regionalverbandes Ruhr. Und mit etwas Glück gibt es einen Blick auf Seeadler im Auengebiet.
Wieder auf der rechten Rheinseite angekommen, lockt gleich nach der Brücke im historischen Ensemble der Festungszitadelle das neu eröffnete Niederrheinmuseum des Landschaftsverbandes Rheinland. Lippe Wer mit dem Rad auf der Römer-Lippe-Route unterwegs ist, die insgesamt mehr als 400 Kilometer zwischen Xanten und Detmold zu bieten hat, der kann bei Wesel auch einen spannenden Tag auf der Lippemündungs-Schleife erleben. Sie ist ein Tourenvorschlag, der einerseits die sich idyllisch schlängelnde Lippe berührt, während andererseits auch die Schifffahrt auf dem Wesel-Datteln-Kanal beobachtet werden kann. Von Wesel bis Hünxe bietet die Schleife 28 Kilometer Naherholung im Sattel.
Die Tour begleitet die Lippe bis zur Mündung in den Rhein südlich von Wesel. Das Gebiet hier ist umfangreich renaturiert, was sich mit zunehmendem Artenreichtum auszahlt. Es gibt insgesamt drei Möglichkeiten, den Fluss zu überqueren. Im Westen über die B 8-Brücke von Wesel nach Voerde-Friedrichsfeld, im Osten über die Brücke bei Hünxe-Krudenburg. Der Clou aber ist auf halber Strecke zwischen den Brücken die Lippefähre „Quertreiber“, mit der Wesel vor einigen Jahren den Deutschen Fahrradpreis gewonnen hat.
Der „Quertreiber“ist eine unbemannte Gierseilfähre, die sechs Personen mit Fahrrädern übersetzen kann. Die Passagiere zahlen nichts, müssen sich aber selbst etwas ins Zeug legen. Mit Selbstbedienung per Muskelkraft am Seil wird das gelbe Bötchen von Ufer zu Ufer gezogen. Es kann von Mitte April bis Mitte Oktober bei Tageslicht und guter Sicht benutzt werden. Die Zufahrten zur Lippefähre führen nördlich über die RWE-Straße und südlich über die Straße Heikes Berg, beide in Wesel. Niers Schon der Name der Fahrradtour rund um Wachtendonk lockt mit Entdeckungen: „Wasserblicke und viel Natur“, so das Versprechen der rund 24 Kilometer langen Tour. Sie beginnt am Friedensplatz an der Niers mitten in Wachtendonk. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Fluss als Abwasserkanal benutzt und hatte somit kein biologisches Leben mehr. Mittlerweile haben in der Niers aber wieder verschiedene Fische ihr Zuhause gefunden.
Nach wenigen Kilometern gibt es interessante Zwischenstationen, die sowohl Natur als auch Kultur bieten: So das Rittergut Haus Langenfeld in Wankum – das zu den architektonisch schönsten Werken aus dem niederrheinischen Mittelalter gehört – sowie die Orchideen- und Lungenenzianwiesen in der Wankumer Heide. Die Orchideen sind am besten zwischen Mai und August, der Lungenenzian zwischen Juni und Oktober zu bewundern. Ein Höhepunkt der Tour ist die Überquerung der Niers mit der Niersfähre. Dabei handelt es sich um eine kleine Selbstbedienungsfähre, die als Gierfähre konzipiert war, mittlerweile jedoch in eine Seilkurbelfähre umgebaut werden musste. Diese neue Konstruktion war notwendig geworden, weil die Strömung der Niers sich als zu unbeständig herausgestellt hatte, die Folge waren häufige Störungen. Ist der Fluss überquert, geht es auf der anderen Seite weiter bis zur Mündung der Nette. Das kleine Flüsschen, das in Viersen-Dülken entspringt, prägt gemeinsam mit der Niers das Landschaftsbild des linken Niederrheins und gibt auch dem Naturpark Schwalm-Nette seinen Namen. Mit einem letzten Blick auf das beruhigende Wasser geht es von hier wieder ans Ziel und somit ans Ende der Tour: Wachtendonk. Wupper Wer kleine Herausforderungen und vor allem Abwechslung beim Radfahren schätzt, ist auf dem Bergischen Panorama-Radweg richtig. In Etappen führt er vorwiegend auf stillgelegten Bahntrassen durch das Bergische Land. Dabei geht es bekanntlich auf und ab, und auch auf der Etappe von Solingen nach Bergisch Born sind einige Höhenmeter zu überwinden. Aber es bleibt meistens moderat. Los geht es in Solingen auf der Korkenziehertrasse, Zugang Eckstraße. Von dort folgt man einfach der Radwegbeschriftung mit dem Logo „Bergischer Panorama-Radweg“und erreicht über die Bergbahntrasse den Brückenpark unter der Müngstener Brücke.
Dort geht es mit einer sogenannten Schwebefähre über die Wupper – sicher ein Höhepunkt der Tour. Auf zwei Drahtseilen schwebt die Fähre über den Fluss, bewegt nur durch Muskelkraft der Passagiere, die wie bei einer Hebeldraisine pumpen müssen. Einmal am anderen Ufer, geht es wildromatisch an der Wupper entlang nach Unter- burg. Über die steile Burgstraße führt der Weg hinauf zur Burg mit Museum. Wer es gemütlicher mag, darf sein Fahrrad bei der Burger Seilbahn mitnehmen.
Nach einem Besuch der Burg geht es über die Talsperrenstraße und die Straße Hummelsburg nach Wermelskirchen, dort durch den Ort bis zur Balkantrasse, auf der man bald Bergisch Born erreicht. Die gesamte Etappe ist rund 28 Kilometer lang, wer mag, radelt auf demselben Weg zurück – oder setzt die Trassentour durchs Bergische fort.