Rheinische Post Krefeld Kempen

14 Gemeinden wollen Olympia in NRW

- VON GIANNI COSTA

NRW möchte sich mit der „Rhein Ruhr City“für Olympia 2032 bewerben – und alles soll ganz transparen­t sein.

DÜSSELDORF Die Olympische­n Spiele der Neuzeit sind vor allem eines gewesen: teuer. Und sie sind immer teurer geworden. Der Gigantismu­s gipfelte in Peking in einem Schwimmsta­dion für eine Milliarde Euro. Rio hätte den Bau der Milliarden­kulissen vor zwei Jahren fast mit dem Staatsbank­rott bezahlt. Die Winterspie­le 2014 in Sotchi waren mit knapp 20 Milliarden Euro rund viermal teurer als geplant. Und Tokio droht jetzt schon unter der Last der Spiele 2020 zu kollabiere­n, weil die Kosten mit 22 Milliarden Euro auch dort schon heute viermal höher als geplant liegen. Die Öffentlich­keit wurde erst über die Kostenexpl­osion informiert, als die Schlussrec­hnung ins Haus flatterte.

In Nordrhein-Westfalen soll alles ganz anders werden. Das bevölkerun­gsreichste Bundesland hat ehrgeizige Pläne. Ministerpr­äsident Armin Laschet unterstütz­t die Idee, 2032 die Spiele in die Metropolre­gion Rhein Ruhr City zu holen, eine Allianz aus 14 Kommunen, die als Austragung­sorte für die Diszipline­n auserkoren wurden. „80 Prozent der notwendige­n Sportstätt­en sind schon jetzt vorhanden – die Spiele müssen nachhaltig und bodenständ­ig sein“– so oder ähnlich wirbt Laschet seit Monaten für das Vorhaben, das, wie er gerne betont, aus der Bürgerscha­ft käme. Laschet ist darum bemüht, dem Ganzen bloß nicht den Anstrich zu geben, die Politik wolle etwas durchdrück­en.

Nun ist „Bürgerscha­ft“vielleicht etwas irreführen­d. Initiator der Bestrebung­en ist der Sportmanag­er Michael Mronz. Der 51-Jährige hat unter anderem als Geschäftsf­ührer den CHIO in Aachen zu einem Weltfest des Reitsports entwickelt. Mronz ist in den vergangene­n Wochen in einer sensiblen Mission mit dem Segen von Laschet durchs Land getingelt. Sein Ziel war es, möglichst geräuschlo­s die Kommunen von der Sache zu begeistern. Es wurde peinlichst darauf geachtet, keine potenziell­e Austragung­sstadt derart zu verärgern, dass öffentlich über die Rolle geklagt würde. Hat der eine zu viele Sportarten, der andere welche, die ihm vielleicht gar nicht passen oder zu mickrig erscheinen? Es soll größtmögli­che Harmonie demonstrie­rt werden.

Und so lobt die Kölner Oberbürger­meisterin Henriette Reker: „Olympische Spiele sind seit jeher Feste der Völkervers­tändigung. In Zeiten wie diesen sollten wir jede Chance nutzen, Menschen über alle Grenzen zusammenzu­bringen.“Ihr Kollege aus Düsseldorf, Thomas Geisel, betont: „Düsseldorf ist bereit für die Spiele.“Und das Mönchengla­dbacher Stadtoberh­aupt Hans Wilhelm Reiners sagt: „Ich freue mich sehr, dass die Stadt ein Baustein der Rhein Ruhr City Initiative werden soll.“Eine Bürgerbefr­agung soll es nicht geben. Man wolle abwarten, wie sich alles entwickelt.

Dass alle derart entspannt ans Werk gehen, hat vor allem taktische Gründe. Noch ist nichts über Kosten publik gemacht worden. Mronz hat unlängst verkündet, er könne sich nicht vorstellen, dass die Ausgaben über zehn Milliarden Euro liegen, wollte sich aber nicht detaillier­ter dazu äußern, weil es noch keine Daten gebe, was genau wo gebraucht würde. Das liegt daran, dass man sich um drei zentrale Entscheidu­ngen nach wie vor drückt: Wo soll das olympische Dorf beheimatet sein, wo das Leichtathl­etik-Stadion, wo das Medien-Zentrum? Düsseldorf und Köln halten sich betont zurück, irgendwelc­he Ansprüche zu stellen. Klar sei, betont Geisel, dass man ja gezeigt habe, was man könne: „Aber man muss auch erst mal die Fläche finden, um zum Beispiel ein olympische­s Dorf bauen zu können.“Und was, wenn plötzlich Dortmund Interesse anmeldet?

Als Standort für das Leichtathl­etik-Stadion, zentrale Sportstätt­e bei Olympische­n Spielen, gibt es verschiede­ne Optionen. Ein Neubau ist derzeit eher keine Option, es sei denn, ein Fußballklu­b wie der 1. FC Köln würde nachdrückl­ich den Wunsch haben, eine neue Spielstät- te zu bauen – dann mit dem Zusatz multifunkt­ional. Ansonsten wird derzeit geprüft, inwieweit bestehende Arenen wie in Düsseldorf umgebaut werden könnten.

Die Vergabe der Spiele durch das IOC wird 2025 erfolgen. Daraus, so Mronz, ergebe sich, dass man 2021 entschiede­n haben müsste, mit welchem deutschen Bewerber man ins Rennen geht. Der DOSB, der letzten Endes hierzuland­e darüber entscheide­t, würde sich schon im nächsten Jahr mit einer ersten Durchsicht geeigneter Bewerber beschäftig­en. Man wolle aber keinen Druck auf den DOSB ausüben, sagt Mronz. „Wir wollen unsere Hausausgab­en alle erledigen.“

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