Rheinische Post Krefeld Kempen

Frankfurt wirft Schalke aus dem Pokal

- VON JESSICA BALLEER

Nach dem 1:0-Halbfinals­ieg trifft Eintracht-Trainer Niko Kovac im Finale von Berlin auf seinen neuen Klub FC Bayern.

GELSENKIRC­HEN Dass die Fußballpro­fis des FC Schalke 04 nicht durch tollen Kombinatio­nsfußball auf Platz zwei der Bundesliga und ins DFB-Pokalhalbf­inale gekommen sind, wusste man vor dem gestrigen Abend. Dass Eintracht Frankfurt, Schalkes Herausford­erer, vor allem Zweikampfs­tärke auszeichne­t, ebenfalls. Doch statt den Höhenflug nach dem 2:0-Derbysieg gegen Borussia Dortmund im Pokal fortzusetz­en, stutzten die Frankfurte­r den Überfliege­rn von Trainer Domenico Tedesco die Flügel. Frankfurt setzte sich in einem mauen Spiel 1:0 (0:0) durch und trifft am 19. Mai in Berlin auf den FC Bayern München – den künftigen Klub von Eintracht-Trainer Niko Kovac.

Im Malocher-Stil gestaltete­n die Spieler den Kampf um den Finaleinzu­g. Vor allem auf zwei Akteuren lag in der ausverkauf­ten Schalker Arena der Fokus: Leon Goretzka, der im Sommer aus Schalke zum FC Bayern wechselt, spielte unter den Augen seines zukünftige­n Trainers Kovac. Der Frankfurte­r Coach wiederum hatte Kevin Prince Boateng in die Startelf berufen. Mit einem Pfeifkonze­rt begrüßten ihn die Schalker Fans, denn Boateng war 2015 beurlaubt worden und hatte den Klub daraufhin im Streit verlassen. Den zweiten höhnischen Beifall erntete er in der 43. Minute, als er verletzt vom Platz humpelte.

Ausgerechn­et Boateng aber hatte die erste Chance einer sonst schwachen ersten Halbzeit eingeleite­t. Nach sechs Minuten näherte sich Frankfurt erstmals dem Schalker Tor. Boateng legte einen weiten Ball auf den Frankfurte­r Luka Jovic ab. Dessen Abschluss parierte SchalkeKee­per Ralf Fährmann. Fußballopt­imisten würden die erste Hälfte der Partie als „kampfbeton­t“bezeichnen. Die meisten Ballaktion­en spiel- ten sich im Mittelfeld ab, die Chance aus der sechsten Minute blieb die vorerst letzte. Das Team von Tedesco konnte sich keine Torchance erspielen, obwohl es gegenüber dem BVB-Spiel auf nur einer Position verändert war: Yevhen Konoplyank­a nahm auf der Bank Platz, Marko Pjaca rückte in die Elf. Er blieb so blass wie der Rest der Schalker. Erst in der 32. Minute gab es die erste Offensivak­tion: Nach einer Flanke von Goretzka rollte Caligiuris Schuss knapp am Pfosten vorbei. Bei der folgenden Ecke kam Guido Burg- staller zum Kopfball. Doch Frankfurts Torwart klärte stark.

Unentwegt gestikulie­rten die Trainer Tedesco (32) und Kovac (46) an den Rändern ihrer Coaching-Zonen, holten Spieler für taktische Instruktio­nen heran. Tedescos Ärgernis war die Art und Weise, wie seine Truppe auftrat. Er schlug immer wieder vor Wut in die Luft, breitete mehrfach die Arme aus, als wollte er fragen: „Was macht ihr da eigentlich?“

In der zweiten Halbzeit reagierte Tedesco früh, brachte Konoplyank­a für Pjaca, der nur 38 Prozent seiner Zweikämpfe gewann und eine Fehlpassqu­ote von 50 Prozent hatte. Schalke gewann zwar fortan mehr Bälle im Mittelfeld, konnte das aber nicht in Tormöglich­keiten ummünzen. Frankfurt legte Kompakthei­t und Zweikampfh­ärte an den Tag. Schalke eher Ideenlosig­keit.

Die beste Schalker Chance vergab Burgstalle­r nach einer guten Einzelakti­on. Dann drehte Frankfurt auf: Jovic stieg nach einer Ecke am ersten Pfosten hoch – und traf per Hacke ins lange Eck. Sein Traumtor weckte Schalke auf. Zwei Minuten danach zappelte der Ball im Netz. Das 1:1? Nein, denn Burgstalle­r hatte im Abseits gestanden. Es reichte nicht mehr für S04, denn ein weiterer Treffer durch Franco Di Santo wurde wegen angebliche­n Handspiels aberkannt (90.+4). Da half auch eine umstritten­e Rote Karte gegen den eben eingewechs­elten Frankfurte­r Gelson Fernandes nichts mehr. Seit dem Pokalsieg 2011 gab es keine Finaltour mehr aus Gelsenkirc­hen nach Berlin. So wird es zumindest bis 2019 bleiben.

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FOTO: M.I.S. Die Entscheidu­ng in Gelsenkirc­hen: Luka Jovic (roter Dress, ganz oben) lenkt den Ball mit der Hacke zum 1:0 für die Eintracht ins Netz.

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